Meine Frau und ich haben zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten eine Radtour im Périgord gemacht. Solche Radreisen werden von verschiedenen Reiseveranstaltern angeboten. Man bucht die Reise, fährt mit der Bahn zum Startort, radelt dann die empfohlenen Etappen mit Besichtigungen unterwegs, während das Gepäck mit einem Bus von Hotel zu Hotel transportiert wird. Wir haben unsere Radtour nicht gebucht, sondern sind mit unserer Campingausrüstung unterwegs gewesen und haben auf Campingplätzen übernachtet. Bei der Route haben wir uns aber an der Reisebeschreibung eines Veranstalters orientiert. Wir benutzten die Michelinkarte Périgord im Maßstab 1:150.000 als Kartenmaterial. Für die Radtour haben wir uns immer möglichst kleine, wenig befahrene Departementsstraßen ausgesucht, die allerdings oft steil auf und ab führten!
An Himmelfahrt fuhren wir im PKW ins Périgord. Für uns bedeutete das eine Anreise von etwa 1100 km. Bei Souillac suchten wir den ersten Zeltplatz. Wir landeten schließlich auf dem niederländischen Vakantiepark « La Draille », wo wir sehr freundlich empfangen wurden. Dort ließen wir das Auto eine Woche auf einem Parkplatz des Campinggeländes stehen.
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Tag: Am 22.5. radelten wir von Souillac in südöstlicher Richtung das Dordognetal hinauf. Bei Lacave gibt es interessante Tropfsteinhöhlen zu besichtigen, ein weit verzweigtes Höhlensystem mit unterirdischen Höhlen und vielen interessanten Tropfsteinformationen. Nach dem Besuch dort radelten wir weiter in südöstliche Richtung. Unser eigentliches Ziel war der Gouffre von Patirac. Das Radeln war jedoch sehr anstrengend, denn die Straßen führten hier bevorzugt bergauf, und wir hatten eine Hitze von ca. 30°C und kamen mit dem Schwitzen kaum nach. Schließlich waren wir erschöpft und beschlossen, auf Patirac zu verzichten. Stattdessen fuhren wir in südwestlicher Richtung weiter und landeten schließlich auf dem Zeltplatz von Rocamadour. Nachdem wir unser Zelt aufgebaut hatten, spazierten wir in die Ortsmitte. Das mittelalterliche Städtchen Rocamadour, ein Zentrum der Ziegenkäseherstellung, liegt in einem engen Talgrund. Die Häuser kleben dicht gedrängt an einer hohen Felswand, über den Dächern sind große Kirchengebäude, darüber die Felsen und ganz oben eine alte Burg. In der Hauptstraße des Örtchens reihen sich Restaurants an Souvenirläden.
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Tag: Am 23.5. fuhren wir zunächst vom Zeltplatz in den Ort Rocamadour hinunter und gleich danach ebenso steil auf der gegenüberliegenden Talseite wieder hinauf. Dieses steile Auf und Ab blieb uns fast den ganzen Vormittag erhalten. Am frühen Nachmittag kamen wir in das mittelalterliche Städtchen Gourdon, wo wir den nächsten Zeltplatz fanden. Von einer Aussichtsplattform im Zentrum neben der Stadtkirche hatten wir eine schöne Aussicht auf die hügelige Umgebung.
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Tag: Am 24.5. wurde es wieder sehr heiß. Wir radelten auf einem Radweg nach Norden zur Dordogne. Im Städtchen Cénac-et-St.-Julien ließen wir die vollbepackten Räder am Rathaus stehen und gingen zu Fuß zum mittelalterlichen Städtchen Domme hinauf, das auf einer schmalen Felsnase über der Dordogne liegt und rundherum von einer alten Stadtmauer mit mehreren Toren umgeben ist. Auch hier viel Tourismus mit Andenkenläden und Fresstempeln. Von einer Aussichtskanzel aus hatten wir einen schönen Blick über das Dordognetal. Nach der Rückkehr zu unseren Rädern fuhren wir weiter nach La Roque Gageac, einem Dorf, bei dem ebenfalls die Häuser in einer Felswand kleben. Wenig später fanden wir einen einfachen, aber sauberen Campingplatz. Nachdem wir das Zelt aufgestellt hatten, radelten wir noch ohne Gepäck ins benachbarte Dorf Beynac, über dem eine trutzige Burg thront. Wir stiegen zu ihr hinauf, waren aber zu spät, um die Burg selbst noch zu besichtigen. Auch hier hatte man einen schönen Ausblick auf das Dordognetal.
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Tag: Am 25.5. fuhren wir weiter nach Beynac und dann nach St. Cyprien. Dort passierte mir ein Mißgeschick: Im Postamt kaufte ich Briefmarken für Postkarten an meine Familie in Deutschland, beklebte damit die Karten und suchte dann den Briefkasten. Nach einigem Suchen las ich an einer Glaswand « Boîte aux lettres » und warf die Postkarten dort ein. Danach entdeckte ich, dass dies nicht der öffentliche Briefkasten, sondern der Briefkasten einer Bank war, die an diesem Tag jedoch geschlossen war. Trotzdem sind inzwischen alle Postkarten in Deutschland angekommen. Offensichtlich hat ein(e) Angestellte(r) der Bank meinen Irrtum verstanden und meine Karten im Postamt abgegeben. - Danach ging die Radtour weiter nach Le Bugue. Hier verliessen wir das Dordognetal und kamen ins Vézèretal. Bei Le Bugue gibt es den Gouffre de Proumeyssac zu sehen, eine der größten Tropfsteinhöhlen Europas. Die Führung dort war auf Französisch, für ausländische Gäste wurden Kopfhörer ausgegeben, über die man die Führung auf Deutsch mithören konnte. Schließlich radelten wir weiter nach Les-Eyzies-de-Tayac-Sireuil, wo wir einen schönen Campingplatz fanden. Abends besichtigten wir noch das Städtchen, wo über den Dächern der Häuser riesige Felswände überhängen. Es gibt dort auch ein Prähistorisches Museum, das am Abend aber schon geschlossen war. An diesem Abend erlebten wir im Zelt mehrere Gewitter.
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Tag: Am 26.5. fuhren wir bei Nieselregen weiter. Wir kamen nach La Roque-St.Christophe, wo man studieren kann, wie die Menschen früher in dem verzweigten Höhlensystem gelebt und sich vor angreifenden Feinden geschützt haben. Dann kamen wir nach Montignac. Dort wurde 1940 die Höhle Lascaux gefunden, in der Höhlenmalereien zu sehen waren. Die Höhle war etwa 20 Jahre lang für die Öffentlichkeit zugänglich. Doch grüne Algen und die Ausatemluft der Besucher haben zu zerstörenden Veränderungen geführt, so dass die Höhle in den 60er Jahren wieder geschlossen wurde. 200 m davon entfernt hat man eine gleichgroße künstliche Höhle geschaffen und die Malereien dort kopiert. Lascaux II ist heute öffentlich zugänglich. Wir kamen mittags bei Sprühregen in Montignac an und wollten uns diese Höhle gern ansehen. Es gibt jedoch nur geführte Besichtigungen. Die Dame am Tresen erklärte mir, dass nach 2 Stunden eine französische, nach 3 Stunden eine englische und nach 5 Stunden eine deutsche Führung angeboten werde. Wir hätten uns also 5 Stunden lang in Montignac bei Sprühregen aufhalten müssen. Deshalb verzichteten wir auf diese Besichtigung und radelten nach Sarlat-La-Canéda weiter, wo wir einen schönen Campingplatz fanden.
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Tag: Am 27.5. wurde es wieder heiß! Wir radelten ins Zentrum von Sarlat, ließen unsere Räder auf einem Parkplatz stehen und durchwanderten die mittelalterliche Stadtmitte zu Fuß. Neben einer großen gotischen Kirche stehen dort viele alte Häuser aus der Renaissancezeit. Es gibt eine uralte gotische Markthalle mit einem riesigen Tor. - Nach der Stadtbesichtigung radelten wir auf einem sehr bequemen Radweg zurück nach Souillac. Der Radweg führte über eine ehemalige Bahntrasse immer auf einer Ebene durch Wälder, auf einem Bahndamm, über Brücken und durch einen Tunnel. In Souillac kehrten wir zum Campingplatz « La Draille » zurück, wo wir freundlich empfangen und wiedererkannt wurden.
Am folgenden Tag reisten wir ab. Freundlicherweise wurde uns für das Abstellen unseres Autos auf dem Gelände des Zeltplatzes kein Cent abverlangt. Das Auto habe dort gut gestanden und niemanden gestört, meinte die freundliche Dame beim Abschied. - Wir fuhren von Souillac aus nicht sofort auf die Autobahn, sondern zunächst nach Patirac, wo wir uns noch den Gouffre ansahen. Das ist ein riesiges Loch in der Landschaft, in das man entweder mit einem Lift zum Grund hinunter fährt oder über 450 Treppenstufen hinunter steigt. Über einen kleinen Gang gelangt man zu einem unterirdischen Fluss. Nach einigen Metern an diesem Fluss entlang kommt man zu einer Bootsanlegestelle. Immer 8 Personen werden in ein Boot gesetzt und von einem Gondolier 500 m über den Fluss gefahren. Dabei erzählt er etwas über die Entstehung, Bedeutung und die Ausmaße des unterirdischen Höhlensystems. Von beiden Seiten rücken die Felswände ganz nahe heran, so dass der Fluss wie durch eine Klamm fließt. Das Höhlesystem ist 70 m hoch, darüber gibt es noch 9 m Erdkruste. Der Fluss ist 5 m tief und hat eine Dauertemperatur von 12°C. Am anderen Ende wird man von jungen Führern in Empfang genommen. Sie führen dann durch weitere Galerien und Höhlen, zeigen unterirdische Seen, Tropfsteinformationen, usw. Uns wurde ein Handzettel mit deutschem Text gegeben. Unser farbiger Führer kam an allen Stellen, wo er etwas erklären sollte, zu uns und zeigte uns auf dem Zettel, welchen Absatz wir jetzt lesen sollten. Schließlich bringt er die Gruppe zum Fluss zurück und man wird wieder die 500 m im Boot zurückgefahren. Wir waren 2 1/2 Stunden unter der Erde und haben diesen Gouffre bestaunt. Danach ging die Reise im PKW nach Hause weiter.
Ohne Gepäck ist diese 314 km lange Radtour sicher einfacher zu bewältigen. Insgesamt wird sie als « anspruchsvoll » beschrieben. Vor solch einer Radtour sollte man auf jeden Fall einige Zeit trainiert haben.
Grand-Père