Monsieur Parent Maupassant

In diesem 1885 erschienenen Sammelband von 17 Novellen (Ebook Neuausgabe 2013) behandelt Maupassant soziale und psychologischeThemen, die auch heute noch relevant sind. Strukturen und Probleme in Partnerschaft und Ehe (Liebe, Eifersucht, Scheidung, freie Ehe, Emanzipation der Frauen) bilden dabei einen Schwerpunkt. Aber auch Themen wie Selbstmord, Kommunikation und allgemein zwischenmenschliche Probleme spricht Maupassant in einer z. T. verblüffend existentialistischen Art deutlich an, ohne dem Leser eine definitive Antwort aufzudrängen. In der Novelle „Solitude” stellt er besonders deutlich die Frage nach dem menschlichen Glück in Form einer optimalen Kommunikation zwischen Menschen, ein Glück, das eine seiner Figuren für nicht erreichbar hält, weil es unmöglich sei, Gefühle und Gedanken anderer Menschen vollständig zu verstehen. Das daraus resultierende fast autistisch geprägte Leben in der Isolierung erscheint hier als leidgeprägte einzige mögliche Form des Daseins. In der Novelle „M. Parent” stellt Maupassant am Beispiel eines systematisch betrogenen Ehemanns, der seine Frau und seinen Sohn liebt, dessen tragisches Leben dar, das auch nach der Trennung seine Fortsetzung findet. Dabei wird besonders die männliche Perspektive mit viel Empathie des Autors erfasst. Die bildhafte und z. T. durch Metaphern und prägnante Formulierungen geprägte Sprache Maupassants ist auch für heutige Leser durchaus reizvoll trotz mancher Weitschweifigkeiten. Insgesamt ist dieser Sammelband eine auch heute noch sehr aktuelle Darstellung sozialer und psychologscher Probleme, die den Leser zum kritischen Nachdenken anregen kann.