Tremblay - Die größte Familie der Welt

Genetik und Stammbäume sind schon ziemlich spannend und obwohl man da so schön viel logisch entschlüsseln und verstehen kann, liegen manchmal doch Dimensionen jenseits unserer Vorstellungskraft. Ein einziges Leben ist kurz und der Kreis der Angehörigen meistens überschaubar. Wenn man aber mal ein paar Generationen vor und zurück geht und schaut, wer alles mit wem verwandt ist, kann einem ein bisschen schwindlig werden. Die ganze Wucht der Vererbungslehre wird einem an einem verblüffenden Beispiel deutlich, und wie Mutter Natur so will, geht es auf Frankreich zurück und tobt sich übersee in Québec aus.

Als Einwanderungsland und dank französisch-britischer Bürokratie birgt Kanada ein Paradies für Statistiker und Genetiker zugleich. Die Rede ist von dem « Clan » der Tremblay. Aus eins mach 150.000, so lautet hier die Devise. Tremblay ist heute der häufigste Familienname im französischsprachigen Teil Kanadas.

1647 wanderte der Pionier Pierre Tremblay aus der normannischen Region Perche nach Kanada aus. Zehn Jahre später legt der nun 31-Jährige den Grundstein einer beispiellosen Großfamilie, indem er Mademoiselle Achon heiratet und mit ihr 12 katholische Kinder bekommt.Dass diese 12 Kinder und deren Kinder und Kindeskinder widerum in etwa 300 Jahren diese gigantische Anzahl an Sprösslingen zeugte, weiß man so genau, weil Pierre Tremblay der einzige Tremblay war, der nach Kanada einwanderte.

Und sie sind erfolgreich, die Tremblays! Hier eine kleine Auswahl:

Jacob Tremblay ist wohl der jüngste der Family und Vertreter der … 100.? Generation nach Urururur…urgroßvater Pierre. Gerade einmal neun Jahre alt und schon Schauspieler in einem oscarprämierten Film. An der Seite der Actrice Brice Larsson spielte er jüngst in « Raum ». Die Internetwelt flippt zur Zeit aus, wenn es um ihn geht. Ich hatte keine Chance, nach und nach alle wichtigen Tremblays via Google finden zu lassen, weil es gefühlt sie ersten 1.000 Seiten nur um ihn geht. Und was ist das auch für ein süßer Fratz! Es müssen ganz eindeutig gute Gene sein, die der Pierre da eingeschleppt hat. Guckt mal, samt Eltern: instagram.com/p/BAZO8E6HqMj … obtremblay :heart:

Michel Tremblay: Schriftsteller, 1942 geboren. Sein Meisterwerk ist sicher die Tragikomödie Les Belles-sœurs, ein Theaterstück, das im franko-kanadischen Dialekt geschrieben ist, dem Joual. Außerdem reflektiert es das beginnende Ende der geschlossenen und verstaubten katholischen Gesellschaft in den 1960ern.

Mara Tremblay, Singer/Songwriter (oder auf französisch: auteure-compositrice-interprère) und 46 Jahre alt. Engelhaft aber gewöhnungsbedürftig schwebt ihre Stimme über der Popmusik und lässt ganz sicher nicht nur die weiten Landschaften Kanadas vor dem geistigen Auge vorbeiziehen, sondern auch die der Heimat ihres Ururur… - ihr wisst schon - -großvaters, dem Perche.Ein Beispiel: Le Bateau. Und das beste: Sie kanadiert so schön :heart:

Nicht nur über künstlerische Zweige verfügt der Stammbaum der Tremblays, es finden sich auch diverse Sportler darunter, vor allem machten und machen sie ihrem Land als Eishockey-Spieler alle Ehre: Alexandre, Hunter, Jean-Claude, Vincent und zweimal Yannick.

Diverse Politiker von Gérald bis Véronyque, Journalisten, Juristen, Kirchenmänner und -erstaunlich selten - bekannte Unternehmer.

Eine Erfolgsgeschichte also. Ob Pierre wusste, was er anrichtete mit den 12 Kindern? Oder war es vielleicht Kalkül? In jedem Fall kann er stolz sein und sich im Himmel entspannt zurücklehnen und weiter zusehen, wie seine Sippschaft einen Kontinent bevölkert. Wer wünscht sich das nicht? Nach dieser famosen Familiengeschichte … gäbe es noch ausreichend große weiße Flecken auf der Weltkarte, ich wäre jetzt schon unterwegs dorthin :smiley:

Links
Der Ur-Vater in der französischen Wikipedia
Familiengeschichte auf Nosorigines.org

Das stimmt - ich kenne auch einige Tremblays.
In Québec ist es nicht besonders schwierig zu erraten, welche Nachnahmen am häufigsten vertreten sind: jeder kennt mal einen Ouellet, Charron, Therrien, Bonvin (dieser Nachname ist auch hier im Wallis gut vertreten - hm!), Bourrassa, etc…

… nicht zu vergessen Gagnon und Roy, die Plätze zwei und drei in der Statistik.
Das statistische Institut von Québec hat eine umfangreiche Studie zu der Häufigkeit von Nachnamen erstellt, die man :arrow_right: hier in einem PDF nachlesen kann.