Studium in Frankreich

Salut tout le monde!

Von euch hat doch bestimmt jemand in Frankreich studiert, oder? Ich mache 2016 mein Abibac (deutsches Abitur plus französisches Baccalaureat) und spiele zurzeit mit dem Gedanken, zumindest teilweise in Frankreich zu studieren… Was sind denn eure Erfahrungen? Wo sind zum Beispiel gute Studienorte, was ist anders als in Deutschland, wie ist es mit den Unterhaltskosten…?
Und jaa, ich weiß, es wäre hilfreich zu wissen, WAS man studieren möchte, bevor man überlegt wo :smiley: ! Aber da hab ich wirklich noch keine Ahnung… Ich interessiere mich für Psychologie (NC :unamused: ?!), Soziologie, Geschichte, Journalismus, Politikwissenschaft… ach ja und natürlich Französisch/Frankoromanistik :smiley:!

Ich hoffe, ihr habt Lust, mir ein bisschen von eurem Studium in Frankreich zu erzählen :youhou: ! Auch einfach persönliche Geschichten und so…

Bisous,
Madame Petite

Bonjour Madame Petite,
Falls Du diese beiden Webseiten noch nicht kennst, klicke auf die unten stehenden Links
http://www.allemagne.campusfrance.org/

sie könnten auch Dir sehr nützlich sein :wink:

Studis-online kannte ich schon, die andere aber nicht, also… :merci:

Werde mich dann mal ein bisschen durchklicken :slight_smile:

An deiner Stelle würde ich mit einem Austausch anfangen: studier doch erstmal in Deutschland, was dir richtig gefällt, und machst dann ein Auslandjahr in Frankreich. Plätze an frz. Unis gibt es fast immer, da Frankreich bei deutschen Studenten nicht so beliebt ist. Ein Jahr reicht, um zu schauen, ob dir das Leben in Frankreich gut gefällt und dort weitermachen möchtest.
Ausserdem hast du dann die Möglichkeit, das Uni-System auf deiner Muttersprache kennenzulernen bzw. zu beherrschen, das braucht auch einige Zeit. Die Uni in Frankreich ist nämlich etwas « rigider », etwas mehr verschult und kennt keine Hausarbeit :wink:

Studieren kannst du theoretisch alles, überall. NC gibt es nicht, es sei denn, du möchtest an einer Grande Ecole. Jeder hat seine Chance.
Psychologie kann jeder studieren, deswegen sind die Vorlesungsräume ab dem 3. Semester wesentlich ruhiger. Denk aber dran, alle Kurse sind dann auf Französisch, da musst du die Sprache richtig können (was laut deiner Vorstellung auf aox schon der Fall ist).

Persönlich gefiel mir das deutsche Studentenleben besser.
Ich könnte die Vor- und Nachteile so zusammenfassen: (Ich habe Germanistik studiert)

Frankreich:

  • Lange Ferien, in der man wirklich abschalten kann bzw einen Sommerjob haben
  • Keine Hausarbeiten, erst im Master
  • Kein NC, jeder hat seine Chance (laut meinen Abitur-Noten hätte ich mein Studium nicht mit 1,6 abgeschlossen…)
  • verschult
  • viele Klausuren am Ende, kein Urlaubsemester für Praktika vorgesehen
  • die meisten Studenten, zumindest in Provinzen-Unis, kommen aus dem gleichen Ort

Deutschland:

  • freie Gestaltung des Studiums, Nebenfächer sind möglich
  • eine gewisse Bindung, fast Identifikation an seiner Uni. Fand ich cool
  • Studenten aus dem ganzen Land
  • Viele Unterschiede zwischen den Fächern: ich kam mit BWLern oder Juristen nie klar, war in Frankreich nicht so geprägt…
  • man ist fast zu frei - Betreuung in Sachen Neuigkeiten wie Hausarbeiten gab es nicht, vor allem gegenüber ausländischen Studenten
  • 4,0 ist Durchschnittsnote (das entspricht eine frz. 8, also unter zehn, also nicht bestanden), klingt etwas nach Schummeln

Ich hoffe, dir hat mein Bericht etwas geholfen :slight_smile:

Danke Dresden!
Das hat mir wirklich geholfen. Dass ich erstmal in Deutschland studiere und dann ein Auslandssemester/-jahr machen sollte, habe ich mir auch schon gedacht. Die Eingewöhnung ist wahrscheinlich eh schwer und es ist sicher besser, erste Grundlagen in seinem Fach zu haben, bevor man dann alles auf einer anderen Sprache hat. Wie war das eigentlich bei dir (so weit ich weiß, bist du in Frankreich geboren…? Tut mir leid, wenn ich da was verwechsel)? Konntest du, als du dein Studium in Deutschland angefangen hast, schon fließend deutsch, also als zweite Muttersprache oder so? Ansonsten stelle ich es mir trotz allem ziemlich schwierig vor, die ganzen Vorlesungen zu verstehen :unamused:

Das mit dem NC ist ja toll :smiley: ! Ansonsten haben sicher beide Länder etwas zu bieten…

Also danke für deine Ratschläge!

Da hast du Recht - ausserdem musst du dann die Grundbegriffe deines Faches in der Fremdsprache lernen. Wird erstmal in deiner Muttersprache mit dem Fach vertraut, und dann bist du bestens dafür ausgerüstet, um in Frankreich zu studieren!
Wie gesagt, beide Länder haben etwas zu bieten - persönlich habe ich es aber mehr genossen, in D zu studieren als in F. IN F kommt ja noch dazu, dass das Studentenleben etwas teurer ist, als das Leben, das ich in (Ost)deutschland hatte. Es gibt darüber hinaus keine kleinere UNiversitätsstadt in F, die einen ähnlichen Flair wie in D (Göttingen, Jena, Tübingen, …) haben.

Zu meiner Wenigkeit: ja ich bin in Frankreich geboren und aufgewachsen. Mit 19 bin ich fürs Studium nach Deutschland gezogen. Ich hatte bereits ein Jahr Germanistik hinter mir, dürfte so B2 haben. Mir ist es aber am Anfang richtig schwer gefallen mit den Vorlesungen, mit den Begriffen und mit dem Unileben. Ich musste nicht alle Vorlesungen verstehen, da ich nur wenige Klausuren hatte, einfach war’s aber nicht. Deswegen wäre das gar nicht so schlecht, wenn du erst im 5. Semester in Frankreich studierst - ja, auch wenn du nicht jetzt schon drauf freust :wink: . Bis dahin kannst du immer noch dein Praktikum in Frankreich machen oder einen Sprachaufenthalt machen, und und und…

Also Psychologie habe ich in Frankreich studiert, einige Uni sind sehr « literarisch » und einige sehr « medizinisch » orientiert. Wo ich war, war es sehr medizinisch und alle Ausländer haben das erstes Jahr Minimum 2 mal gemacht. Eine Freundin davon war selber Deutsch und konnte schon fast perfekt französisch sprechen/schreiben, trotzdem war es sehr schwer für sie.

Im allgemeinen, wir Dresden, würde ich dir sagen, es ist möglich, aber riesig schwer. Ein Tipp : warum würdest nicht nach dein Abitur ein Jahr frei nehmen, um ein Jahr in Frankreich zu machen (als Au-Pair, Job, usw). Das ist eine gute Gelegenheit, um Französisch und die Kultur zu lernen :slight_smile:.

Meinst du mit « literarisch », dass es da mehr um soziale Fragen geht (im Gegensatz zu dem medizinischen, wo es ja meistens um biologische Erklärungen geht)? Das würde mir persönlich nämlich besser gefallen… Ich habe gehört, dass die Psychologie in Deutschland eher wie eine Naturwissenschaft ist, was ich eigentlich schade finde. Um zu verstehen, wie Menschen ticken, reicht es doch nicht, die Bestandteile und Funktionsweise des Gehirns zu kennen… Außerdem sind Bio und Mathe nicht gerade meine Stärken :smiley: ! Trotzdem finde ich, dass Psychologie im allgemeinen sehr interessant klingt.

Aber was du sagst, gibt mir zu bedenken… Wenn es wirklich so schwer ist, sollte ich es mir vielleicht nochmal überlegen :unamused: . Das mit dem « gap year » in Frankreich als Au pair oder so wäre natürlich auch ne Möglichkeit :slight_smile: .

Ja ich hatte auch gedacht etwas wie Sozial, ich hatte Medizin :smiley: Ich denke, am besten finde ich, ist ein Mischung von den beiden. Ich bin mir nicht sicher, dass eine Uni das anbietet. Aber Mathe ist (leider) überall :neutral_face: .

Um Gottes Willen NEIN.
In Deutschland durfte ich schon erleben, wie einem das Erreichen einer 4,0 erleichtert wurde: allein die Tatsache, dass eine 4,0 als bestanden gilt, gibt es in Frankreich nicht, da eine 4,0 eine 8/20 entspricht (und somit nicht bestanden). Darüber hinaus gibt es in immer mehr französischen Unis KEINE Wiederholungsklausuren (ist der Fall in der Sorbonne, wenn ich mich richtig erinnere), in Deutschland gibt es sie systematisch. Sitzenbleiben ist in Frankreich sehr üblich, in Deutschland kann man sein Studium so ganz schön verlängern (Leute im 20. Semester sind mir in F nie begegnet, in D sind sie kleine „Stars“…)
In Deutschland bestehen die Abschlussklausuren oftmals aus Hausarbeiten, die meistens eine blosse Zusammenfassung von bereits existierenden Thesen sind, ohne eigene These (das Spektrum eines Plagiats schwebt seit Guttenberg immer öfter).

„Bummelstudenten“,ich kenne auch so jemanden.
Für manche ist „Student“ sein eben kein Status sondern ein Lebensgefühl :neutral_face:

Da hast du Recht! Ich z. B. werde bald Rentner, sage aber immer noch „Wenn ich groß bin, dann…“. Es gibt Menschen, die werden halt nie erwachsen… :mrgreen:

Immer weniger Studenten können sich leisten, Bummelstudenten zu bleiben. Was mich angeht, habe ich niemals solche Langzeitstudenten getroffen, weil die meisten Bummler ohne Abschlüsse in der Tasche die Studien abbrechen.
Dann gibt es auch Leute die mit 25 oder mehr die Studien wieder aufnehmen. Oft handelt es sich um sich um Leute, die früh mit dem Arbeiten angefangen haben und aber dennoch einen akademischen Abschluss haben möchten, Leute, die sich in ihrer Fachrichtung weiter qualifiziert wollen oder die nach einem theoretischen Ausgleich zu ihrer praktischen Erfahrung suchen, usw.

Auf jeden Fall, was die französischen Universitäten und Hoschulen angeht wird der Begriff des Langzeitbummlers durch die Umstellung der Studiengänge auf das Bachelor- und Mastersystem, früher oder später zu der Vergangenheit gehören.

Das stillt allerdings, es werden immer weniger Bummelstudenten geben (danke für den Ausdruck), seit es nicht mehr möglich ist, auf Magister zu studieren. Allerdings gibt es noch solche Studenten, die seit gut 8/10 Jahren studieren, ich hatte welche als Kommilitonen… in Frankreich wären die längst rausgeflogen.