Französisches Abitur

Das französische Abitur, kurz Bac genannt, unterscheidet sich in seinem Prozedere erheblich vom deutschen Abitur. Und es ist ein „nationales Ereignis“, fast wie eine Fußballmeisterschaft. Hunderttausende von Abiturienten müssen sich landesweit in sogenannten Examenszentren versammeln und bekommen dann ihre Aufgaben, an einem Tag Geschichte und Erdkunde, am anderen Tag Französisch usw. Wieviele dann in Prozent bestanden haben, meistens so um die 80%, ist dann die nationale Zahl des Tages.
Leider scheinen die Resultate in diesem Jahr in der mündlichen Französischprüfung in ihrer Tendenz nicht der Zufriedenheit der Verantwortlichen im Prüfungsbezirk Orleans-Tours zu entsprechen. Also werden die Prüfer „eingeladen“, die Ergebnisse ein bisschen „aufzubauschen“. Die Prüfer sollten „positiv denken“.
Im Französischen winkt man nicht mit Zaunpfählen, sondern mit Federn. :mrgreen:

liberation.fr/societe/2013/0 … ais_912050

de.wikipedia.org/wiki/Baccalaur%C3%A9at

Ich habe gestern oder vorgestern eine Unterhaltung mit einem Philosopie-Lehrer gehabt, er beneidet uns um unser Schulsytem. :wink:

Beneiden? Öhm… hüstel

Ob das so zu beneiden ist, ist Ansichtssache.
Dem hiesigen Zentralabi unterlaufen in Niedersachsen ständig Fehler…
Das fängt damit an, dass dieses Jahr bestimmte Lektüren in den Klassen vergessen wurden zu lesen, die für die Abiprüfung in Deutsch erforderlich waren und die armen Schüler das Abi in D nach 3 Wochen wiederholen mußten.Bei den Realschulen nicht anders:Über 60 Prozent der Matheprüfungen in Niedersachsen waren vor 4 Jahren im unterem Zensurenbereich wiederzufinden.Um dem Skandal die Luft zu nehmen, traf das Kultusministerium die Entscheidung alle Arbeiten um eine ganze Note nach oben zu setzen.
Und selbst in Englisch gabs Probleme.Ein Englisches Wörterbuch war erlaubt.Einige Schüler hatten Glück mit dem „richtigen Wörterbuch“, da war die direkte Übersetzung des Textes gleich mit drinnen, :open_mouth:
Und was das Schulsystem der Grundschule betrifft,belehr mich mal einer warum es Sinn macht, dass auf ein und derselben Schule die Klasse 2a mit der „vereinfachten Ausgansschrift“ kritzelt und die 2 b mit der lateinischen Ausgangsschrift sich befassen muss.Wenn man Pech hat, lernt 2c die Schulausgangsschrift, das Modell Nr 3.Ein reales Politikstück in 3 Akten :smiling_imp:

fehlt nur nur, dass jeder schreiben kann so wie er lustig ist-hauptsache mann kan den sin des Textes fersten :smiling_imp:

So ist es. Mein Großer, jetzt noch 4. Klasse hat die dämliche vereinfachte Ausgangsschrift gelernt und mein Kleiner, jetzt noch 1. Klasse, lernt Druckschrift und sonst nüscht. Wenn ich jetzt möchte, dass meine Kinder eine andere Schrift können müsste ich mich mit ihnen hinsetzen und üben.
Sie können schreiben wie sie wollen ob Druckschrift oder Schreibschrift oder beides gemischt ist hier seit neuestem völlig wurscht, Hauptsache es ist leserlich.

Dazu passt das. Schreib, wie du sprichst - der Rest kommt von allein.

spiegel.de/schulspiegel/wiss … 06458.html

Die Mogelpackung in Hüftjeans und Turnschuhen ist aufgeflogen.Nun muss das Abi warten…
spiegel.de/schulspiegel/ausl … 06868.html

Ich wollte es zuerst auch nicht glauben, aber es stimmt. Zuerst schreiben die Kinder wie sie hören, dann kommen die Lernwörter und dann schreiben sie die Wörter schnell richtig. :wink:

Jetzt kenne ich das deutsche Schulsystem gut genug, um sagen zu können, dass ich sehr froh drüber bin, in Frankreich zur Schule gegangen zu sein…
Ich finde dabei absolut nichts, was man beneiden könnte: ach, vielleicht die Leistungskurse. In Frankreich muss man sich nämlich für ein Profil entscheiden, das dann für jeden gleich ist. Wer Mathe kann aber Physik nicht so gut, wählt das Naturwissenschaft-Profil: ein deutscher Schüler kann sich aber für Mathe-LK entscheiden, und die Physik nicht so intensiv behandeln. Ich finde es gut und irgendwie auch richtig, dass man da anfängt, sich zu spezialisieren.

Allerdings finde ich es auch gut so, dass das Abitur in Frankreich zentralisiert wird. Somit hat jeder die gleichen Chancen gehabt und kein Abitur hat dann mehr Wert, als das andere (von den Profile mal abgesehen. Aber das ist eine völlig andere Sache). Das Abitur in Frankreich ist, egal was alle sagen, alles andere als leicht: ungern erinnere ich mich an diese Zeit. Außerdem passte es zeitlich echt nicht, das war mitten in der WM 2006 - ja, die WM in Deutschland, die so schön war, als Frankreich noch Tore schiessen konnte…

Das mit den Schriften ist ja bekloppt, aber habe auch die vereinfachte Ausgangsschrift gelernt, musste dann die Schule wechseln und sollte auf einmal Schreibschrift lernen. Von Versuchen mich von Links- zum Rechtshänder zu machen ganz zu schweigen.

Wenn ich jetzt sage die Schrift meines Arztes kann man besser lesen als die meine, könnt ihr euch sicherlich was darunter vorstellen.

Das Schulsystem hier ist in Deutschland ja dank Förderalismus eh ne Katastrophe, die einen auch schnell mal ein Jahr kosten kann, da es nicht in jedem Bundesland jeden Bildungsgrad auf demselben Weg zu erwerben gibt.

Wobei ich das System der Leistungskurse nicht schlecht finde.

Genauso geht es mir in Österreich… In Österreich wird eine ganz neue Matura in ein paar Jahre eingeführt, die „standardisierte kompetenzorientierte Reifeprüfung“, die meiner Meinung nach alles ein bisschen ernster und gerechter machen wird. Jetzt ist die Matura ein Witz. Die Schüler dürfen sich ihre Fächer auszusuchen, mit denen sie maturieren. Der eigene Lehrer macht die Aufgabe, korrigiert und benotet die eigenen Schüler… :unamused:

Ein paar Beispiele vom Abitur 2013 in Philosophie:
Le langage n’est-il qu’un outil ?
La science se limite-t-elle à constater les faits ?
Peut-on agir moralement sans s’intéresser à la politique ?
Le travail permet-il de prendre conscience de soi ?
Que devons-nous à l’Etat ?
Interprète-t-on à défaut de connaître ?

Geographie (Geschichte war Nebenprüfung):
Afrique du Sud: pays émergent.
Les territoire de la mondialisation: une inégale intégration.
La localisation des activités sur le territoire français et la mondialisation.

Das ist, soweit ich weiß, genauso in Deutschland. Sobald hast du einen Lehrer, der dich nicht leiden kann, hast du die Arschkarte…
Man muss wissen, dass eine Prüfung an 3 Kriterien angepasst werden muss: darunter ist die Objektivität (gleiche Rahmenbedingungen für alle). Wie soll das gehen, wenn einer von einem Lehrer benotet wird, mit dem er mehrere Jahre ein Fach gelernt hat, und vielleicht sogar eine Sympathie oder gar Freundschaft (oder Hass) entwickelt hat?

Nur so nebenbei… kann es sein, dass die Geografie-Prüfung dieses Jahr besonders schwer war? Die Fragen sind echt der Hammer…