Geht die französische Küche langsam unter?

Kauft ihr Tiefkühllebensmittel

  • Ja, regelmäßig.
  • So hin und wieder.
  • Nein nie.
  • Eher selten.

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Vorgestern habe ich einen Beitrag auf ZDF-Info gesehen, den ich sehr interessant fand. Wer ihn auch gucken möchte: Seine-Geflüster

Ein Satz hat mich schon während des Films ans Grüblen gebracht. « Seit Französinnen Karriere machen stirbt das selbstgekochte Menue. » Ist das so? Sind mal wieder die Karrierefrauen an allem Schuld? :wink: (Vielleicht sogar an der Wirtschaftskriese und dem Ozonloch? g) Ist es nicht vielmehr ein Fortschritt dass man sich alles vorgekocht kaufen kann? Immerhin bleibt so viel mehr Zeit für die Familie übrig, als wenn man erst noch stundenlang in der Küche stehen muss um das Essen zuzubereiten?

Mir ist auch schon die Auswahl in franz. Supermarkt-Kühltruhen aufgefallen. Aber da wir da eh meistens nichts kaufen außer Eis, habe ich noch nicht so auf die einzelnen Lebensmittel geachtet.

Ich weiß jetzt nichts über Picard, aber hier gibt es ja auch recht teure Lieferservices für Tiefkühlnahrung und immer wenn ich mir mal einen Katalog anschaue frage ich mich ob das wirklich schmecken kann. :open_mouth:

Denkt ihr es ist in den letzten Jahren in Frankreich mehr geworden?
Und wie ist es bei euch? Greift ihr regelmäßig zu Tiefkühllebensmitteln?

Beim tiefgekühlten Gemüse wird der Vitamingehalt und der zeitbedingte Nährstoffverlust durch das Blancieren bestmöglich geschohnt.Wenn die TK unbeschädigt in den Verkauf kommt und korrekt gelagert wird, ist das eine feine Sache.Zusätzlich muss ich nicht saisonabhängig Hunger auf bestimmte Gemüsesorten haben.Darüberhinaus ist es aus der Tüte leicht portionierbar.
Fisches Gemüse hat auch bereits lange Transportwege hinter sich: vom Feld zum Großmarkt, vom Großmarkt zum Wochen- oder Supermarkt. Vitaminverluste sind dabei unumgänglich. Alle Gemüsesorten sind empfindlich gegen Licht, Luft, Wärme und viele andere Einflüsse. Viele Sorten verlieren bereits kurz nach der Ernte einen Teil ihrer Vitamine, besonders das sehr Temperatur- und Licht-empfindliche Vitamin C.Blumenkohl z.B. verliert bereits nach exakt einem Tag in deiner Vorratskammer über 10 Prozent seines V-Gehaltes.Nun Souris,was glaubst du, wie frisch ist dein Gemüse nun wirklich?

In meinem Haushalt schwengt mein Mann und mein Sohn ganz oft den Kochlöffel und hier stibt kein selbstgekochten Menue und auch in meinem Bekanntenkreis sind jede Menge Männer,die sich durchaus Sterne erkochen könnten.
In Frankreich liegt es sicherlich nicht an den Karrierefrauen…ich denke da gibt es andere Bequemlichkeiten…

Nun Leukoplast, ich denke, dass du nicht weißt wo ich mein Gemüse herbekomme. :wink:

Es geht hier auch nicht um Gemüse sondern um fertige Gerichte, hätte ich vielleicht noch weiter in den Vordergrund rücken können, wird aber im Beitrag klar gemacht.

also,grosses théma!!
ich selbst habe leider wenig zeit in der küche zu weilen :frowning:
das hält mich aber nicht ab,jedes jahr,tomaten,zuchinis,paprika,rosenkohl etc…in meinem garten anzubauen.im winter kommt es öfter vor,das ich auch auf tiefkühlkost zurück greife.
manchmal ist es auch eine kostenfrage,wenn man viele küken zu ernähren hat.
:wink:

Ich denke, Frankreich macht in Zeiten der Globalisierung eine ähnliche Entwicklung durch wie andere Länder. Einige Entwicklungen möchte ich hervorheben: die Arbeitswelt mit zwei ganztägig arbeitenden « Elternteilen », der langsame Tod der klassischen zweistündigen Mittagspause (geschlossene Läden und ausgestorbene Straßen zwischen 12 und 14 Uhr) inzwischen auch in kleinen Provinzstädten, wenn man (früher) an den heimischen Herd eilte, wo das von der züchtigen Hausfrau gekochte Essen bereits wartete :smiley: , die « Hypermarchéisierung » des Landes mit endlosen Reihen von Tiefkühlboxen, und ganz wichtig: die Zwickmühle aus Zeit und hohen Lebenshaltungskosten bei stagnierenden Einkommen. Man kann sich hochqualitatives, zeit-und arbeitsaufwändiges Essen weniger und weniger leisten. Gleichzeitig möchte man weiterhin dem Anspruch einer Nation von Gourmets entsprechen. Restaurants aller Preisklassen sind in Frankreich besonders am Wochenende immer noch voller als in Deutschland. Man geht gern essen. Der « Deutsche » würde im selben Moment im Baumarkt anzutreffen sein, um sich ein mühsam abgespartes Doppelverglasungsfenster erster Qualität zu kaufen.
Noch eine Entwicklung besonders in größeren Städten in Frankreich möchte ich nennen. Früher gab es kein industriell hergestelltes Essen. Inzwischen ist Essen auch in Frankreich eine Frage der Bildung geworden. Wenn man nicht weiß, dass « Pappe » auf Dauer nicht gesund ist, haut man sich in Frankreich mittags den blassen Mayonaisesandwich oder den Becher Penne zwischen die Zähne. Nach meinen Erfahrungen findet eine Diskussion darüber in Frankreich weniger statt als in Deutschland, aber auch das scheint sich in letzter Zeit zu ändern.
Insgesamt habe ich das Gefühl, dass es in Frankreich zwei Essenswelten gibt: das auch weiterhin bestehende, gepflegte und weitergegebene Bewusstsein für gutes, phantasievolles und frisches Essen und das schnelle, magenfüllende Hineinstopfen von « Nudeln » oder Schnellgerichten. Die Schlucht zwischen diesen beiden Welten scheint mir in Frankreich größer zu sein, oder sie fällt zumindest mehr auf.

Gerade aus den hohen Lebensunterhaltungskosten rechnet es sich nicht für eine vierköpfige Familie von Tiefkühlfertiggerichten" zu leben.Preiswert sind die nämlich nicht gerade.Ich denke diese Gerichte sind eher erschaffen worden für zwischendurch, wenn das Zeitlimit des Tages mal wieder eine Fehlplanung mit sich brachte oder die Kochlaune völlig maaal auf dem Nullpunkt hängt.Leider mißverstehen das viele Menschen und machen diese Menues zum Dauerbrenner oder nutzen sie als" Mamiersatz/Papiersatz" für mittags.
Gegen selbstkreierte Schnellgerichte ist nüscht einzuwenden.Bratkartoffeln mit Speck, Spiegelei und Zwiebeln sind schnell zubereitete Gaumenfreuden und haben bessere Qualität als « Pappe ohne Vitamine »
Man muss nicht jeden Tag mit der Ente im Ofen die Familie an den Tisch locken und quer durch den Gourmetgewürzschrank wuseln um unaussprechbare Delikatessen auf den Teller zu bringen.Auch selbstkreierte Kleinigkeiten lassen somit noch genügend Spielraum für den Baumarkt… :smiley:

Mag sein, aber die Franzleute sind den Deutschleuten in der Praxis einfach eine volle Karottenlänge voraus. Ich würde mal behaupten, die Leute sind im Schnitt noch immer schlanker, ernährten sich besser, ruhiger… einfach weil die alten Traditionen - das bewusste, ja zelebrierte Essen als Kunst und Vergnügen - eben doch noch präsent sind und sei es nur in den Hinterköpfen, und vielleicht auch weil die mediterrane Küche dem Körper einfach zuträglicher ist als diese dicken Sahnesaucen, pampigen Teigwaren und triefenden Fettaugen des Nordens.

Da würde ich dir sogar recht geben, in FRankreich sind die Teller recht „üersichtlich“ gestaltet. :smiley:

Ich dachte, du warst noch nie in Frankreich. :wink:

Also ich bin nach meiner Vorspeise schon immer fast satt, ich fand noch nie einen Teller „übersichtlich“ es sei denn in deutschen Möchte-Gern-Haute Cuisine-Restos.
In Frankreich hast du mind. 3 Gänge im Menue und glaub mir, danach ist man satt.

Doch, Souris,vor ein paar Jährchen über ein WE…An drei Gänge kann ich mich allerdings nicht erinnern.Nach dem Essen gab es aber eine Glasschüssel mit dampfenden Lappen ,die mir mit einer Zange entgegen gehalten wurde :wink:

du verkehrst eindeutig in den falschen kreisen… :smiling_imp:

aber zum thema. esskultur steht heutzutage im widerspruch zur extrem schnellen zeit. wenn frau mehrere jobs machen muss, bleibt nicht viel übrig. da mann zumeist in der küche gerade mal ne bier- oder weinflasche aufbekommt. aber so eine kultur, wie die franz. küche, die kriegt man nicht tot. denn liebe geht durch den magen.

nix gegen mal TK gemüse (als ich kind war hiess es « feinfrost ») oder auch himbeeren, wenn ich im winter welche will. aber grundsätzlich kaufe ich lieber regionale und saisonale sachen. heute wieder kürbis und lauch fürs abendliche gekoche.

TK fertiggerichte sind nichts für mich. zuviel fett, zuviel salz, zuviel künstliche aromen.

aber in paris ist bei PICARD immer etwas los.
jeder wie er mag…

So was gibt es hier auch beim Chinesen. :laughing: Und im Flieger ist mir das auch schon mal begegnet. g

Die deutsche Küche auf diese „Hauptcharakteristika“ zu reduzieren halte ich schon für böswillig. Was für den Körper zuträglicher ist, ist in erster Linie eine Frage des gesamten Essverhaltens, und auch die viel gepriesene mediterrane Küche (Mittelmeerküste!!! und Frankreich ist groß) hängt immer von dem ab, was man in ihr verarbeitet. Da mag ein größerer Anteil an Olivenöl zuträglicher sein als ein exzessiver Verbrauch von Butter und tierischen Fetten. Dafür dürfte nach meinen Erfahrungen der Verbrauch von Zucker und anderen Süßstoffen in Frankreich höher liegen als in Deutschland. Nehmen wir als Beispiel mal Frühstücks-CornFlakes. Selbst in großen Supermärkten ist es manchmal schwierig, überhaupt noch klassische „Ohnenix“-Flakes zu bekommen, dafür kilometerlange Regale mit kunterbunten „Ichweißnichtwasdrinist-Flakes“. Und gegenüber dem, was sich in den Süßwarenregalen und Einkaufswagen der Kunden vor der Kasse befindet, dagegen kommt mir ein Mars-Riegel manchmal wie eine Bio-Diät vor.
Und was die schlanken Franzosen und die dicken Deutschen betrifft, solange man die „Erscheinung“ der beiden Nationalitäten jeweils am plumpen Bayern und der stolzierenden Pariserin festmacht, solange dürfte das Bild stimmen.

die globalisierung der produzenten sorgt für eine internationale gleichschaltung der geschmäcker (nachdem diese durch erheblichen werbeaufwand dahingetrieben wurden).

und ganz im ernst, wenn man ein land fahrenderweise durchquert und dann ein zweites, dann muss ich feststellen, das die esskultur, die kleidungskultur in frankreich besser gestellt ist als hier, nur die getragenden kilos sind in deutschland weit im vorsprung. vor allem in der jugend stark vertreten.

ps. eine dt. statistik sagte neulich, über 24% der dt. frauen unter 24 können nur noch fertiggerichte zubereiten oder essen bestellen, wasser könnte schon anbrennen…

was sagt die Statistik über Männer am Herd?Kochen ist in der heutigen Zeit nicht mehr nur Frauensache

Woolitos Bilder sind typisch für diese Regionen und spiegeln auch meine eigenen Vorstellungen wieder.
Ich denke,mancher Franzose würde sicher für eine leckere Haxe auch gerne mal zum Republikflüchtling

Wenn ich mich allein im Kollegenkreis umschaue, so sind vielleicht 3 von 10 Damen in der Lage, frisch zu kochen, der Rest greift zu Tiefkühl- oder Fertigkost. :astonished: Ich glaube aber nicht, dass das an fehlender Zeit liegt, sondern an der Tatsache, dass viele nicht gelernt haben, zu kochen!

Damit sinkt der Anteil deutscher kochfähiger Frauen unter 24, der bei al´s Statistik noch bei 76% liegt, im weiblichen Kollegenkreis von Edith auf wirklich besorgniserregende 30%, und das würde sogar noch die etwas älteren Kolleginnen über 24 mit einschließen.
Jetzt warte ich noch auf die Statistik, die beschreibt, dass die Deutschen allmählich dazu übergehen, die heilige, schnieke und eigentlich überflüssige High-Tech-Küche in eine große Tiefkühlkammer umzubauen, incl. eingebautem Notruf für den Pizzalieferdienst.

Je te l’accorde volontiers :mrgreen: