Die Côte d'Azur und ihr Hinterland

Ich war wieder mal weg und habe mir einen Küstenabschnitt angeschaut, den ich schon kannte und immer sehr gemocht habe. Diesmal aber war es etwas anders. 1. Ich flog zum ersten Mal 2. die Familie war nicht dabei, nur meine beste Freundin.

Weil es in Deutschland gerade mal wieder eisig kalt ist und wir den Herbst übersprungen haben, möchte ich euch ein bisschen aus der Sonne berichten und Fotos zeigen.

Die Anreise

Alles war spontan. Die Semesterferien noch einen Monat lang und der Sommer im Norden neigte sich dem Ende zu. Ich hatte schon seit langer Zeit Lust gehabt, meiner besten Freundin mein Südfrankreich zu zeigen, aber alle Pläne für Camping, Wandern und Radtouren dort blieben in weiter Ferne. Dass es dann spontan eine Woche in Nizza geworden ist, hat mich selbst überrascht und war ein Produkt von Nicht-Nachdenken und Nicht-Planen.
In Eigenregie organisiersten wir die Reise, buchten nach tagelanger Suche den günstigsten Flug und die günstigste Ferienwohnung und starteten am Tag der Deutschen Einheit um kurz nach 10 morgens vom Hamburger Flughafen aus via Zürich nach Nizza.

Der Mensch ist nicht zum Fliegen gemacht

Ich war mehr als nervös, es war mein allererster Flug. Mit leerem Magen und einem 11 Kilo schweren Koffer ließ ich um viertel nach 7 im Dunklen die Familie zurück, draußen nieselte es.
Ich war sofort fasziniert von diesen riesigen mit unbekannten Flugobjekten, als ich sie das erste Mal von so nahmen durch das große Fenster am Flughafen sah.
Ans Fenster setzte ich mich nicht, rausgucken würde mich nur nervöser machen. Im Moment des Startes fühlte ich mich wie ein Astronaut. Das Flugzeug gab Gas mit einer wahnsinnigen Power und schon eine Minute später risikierte ich einen Blick hinunter auf ein regnerisches Hamburg, auf die Elbe und den Hafen, der nach ein paar weiteren Minuten unter grauen Regenwolken verschwunden war.
Erst in Zürich angekommen, bei Sonnenschein, mampfte ich das leckere Baguette mit Putenbrust, das es im Flugzeug gegeben hatte und stellte mich auf 5 lange Stunden bis zum Anschluss ein.
Über den Alpen war keine einzige Wolke, ich blickte jetzt erstaunt runter auf sonnenbeschienene Berge, Gletscher und wie das Gestein winzig erscheinende Wolken produzierte.
Ab Ventimiglia waren wir plötzlich über dem Meer, flogen an Nizza vorbei und ich erkannte alles, die Rade von Villefranche, die Caps und die verschiedenen Pässe des Hinterlandes. Dann gingen wir immer tiefer, parallel zur Küste und es schien, als klatschten wir augenblicklich ins Wasser. Die Landebahn fühlte man, bevor man sie sah.
Draußen war es über 20°C warm und die Palmen und das Grün bewiesen einen Sommer, den wir uns erhofft, aber nicht für real empfunden hatten. Und das alles nur zwei Stunden von 12°C und Regen entfernt.

Nervös, ob jetzt noch alles mit dem Weg zur Wohnung klappt, stiegen wir in den Bus zum Bahnhof und von dort aus in die Tram.
Es ging alles glatt, aber wir waren komplett fertig und durchgeschwitzt und schleppten nicht nur uns sondern auch die schweren Koffer über eine enge Treppe in den dritten Stock im Viertel St.Sylvestre.

Die liebe Müh mit der Nahrungsbeschaffung

Die Sonne war schon verschwunden, als alles geregelt war und wir zum Einkaufen ins Casino gingen.
Baguette gab es so spät nicht mehr, blieb nur noch was zum Aufbacken. Lasst uns die Backofenmikrowelle testen! Die stellte sich als ordinäre Mikrowelle heraus; die getestete Baguettehälfte schrumpfte, wurde knallheiß und steinhart. Toasten machte sie nicht luftiger, dafür aber gegrillter. Nach so einem Tag kommt man auch schnell auf die Idee, das Ding in Wasser einzuweichen um es dann anschließend in der Pfanne zu braten. Gut, dass kein Erwachsener anwesend war. Das Ergebnis wäre aber das gleiche gewesen: Kein Abendbrot, nur eine erste Fütterung des Mülleimers.

Fazit:
Am nächsten Tag würde zu 100% alles besser werden.


Das ist der Vogel. Noch in Hamburg

Der erste Tag, übrigens ein Sonntag

Sonntage bedeuten, dass Banken und vor allem Servicestellen des Verkehrsnetzes geschlossen haben. Wir brauchten eine 7-Tageskarte für 15€ pro Person, aber die Automaten nahmen entweder Kreditkarten oder Kleingeld. Beides hatten wir nicht und marschierten 2km zu Fuß durch die Stadt und als uns niemand Geld umtauschen wollte, kauften überall einzelne Postkarten und hatten im Laufe des Tages genug Münzen beisammen, nicht mehr jedoch alle Nerven.
Jeder Spaziergang stand unter dem Motto der Klaingeldbeschaffung und so wurde die erste Besichtung der Stadt leider Nebensache. Das blaue Meer beruhigte, als wir und ganz dicht an es setzten und zweimal aufsprangen, als die Wellen uns sehr nahe kamen. Wir wussten aber natürlich, dass sie uns nicht erwischen würden, das machten wir nur zum Amüsement der restlichen Strandbesucher…

Härter als jede Pilgerreise

Ich wollte meiner besten Freundin gleich am ersten Tag die beste Aussicht auf die Küste zeigen und so fuhren wir mit dem Zug nach Eze.
Eze ist eines der höchsten Küstenorte an der Côte d’Azur, bietet eine gelb angepinselte Kirche, ein enggassiges Dorf mit grauen und roten Pflastersteinen auf den Wegen und einem Kakteengarten als Dach.
Das Bahnticketkaufen ging gut, zum Glück gab es einen Schalter und wir waren nicht auf diese blöden Automaten angewiesen, die wieder nur Münzen und Karten nahmen.
Am späten Nachmittag landeten wir nach kurzer Fahrt in Eze-sur-Mer und wollten den Chemin Friedrich Nietzsche hoch ins Dorf nehmen. Als Ersatz für eine Pilgerfahrt, Protestanten bzw. Atheisten, die wir sind. Keiner konnte aber wissen, wir hart dieser Chemin werden würde.
Schon nach wenigen hundert Metern, die aber noch asphaltiert waren, baute ich mir eigene Serpentinen ein, um der Steigung Herrin zu werden. Von einer Straßenseite auf die andere und zurück. Das machte ich zwei Minunten lang und war dann 1. abgehängt, 2. Attraktion für andere Wanderer, 3. düselig.
Als die Hinkelsteine anfingen, war mir die Lust am Faxen machen vergangen, es war warm und anstrengend und zum Kontrast dazu war die Aussicht unglaublich schön.
Es war still, alles war nur Licht und Schatten auf den Bergen und viele Steine. Hin und wieder ein kleines Waldstück und danach wieder eine tolle Aussicht.
Als man das Dorf endlich sehen konnte, sanken wir vor Schreck auf den Weg und starrten ungläubig hoch. So weit noch.
90 Minuten sollte der Weg dauern, das wollten wir am Anfang nicht glauben und brauchten jetzt verschwitzte 110 Minuten.

Erlösung f = i[/i] soulagement m, [size=75]REL[/size]Rédemption f

Das Dorf war eine Erlösung. Unser Santiago de Compostela. Oben im Kakteengarten öffnete sich die Welt und wir fühlten uns wie Gott in Frankreich. Es war etwas diesig von der Hitze, in der die Sonne mittlerweile ganz am Rand des Bildes langsam verschwand.
In den Garten gehen die Leute nicht wegen der Kakteen, sondern nur wegen der Aussicht. Zu Recht.
Es gibt einige Ruinen, vor die man sich fläzen und Baguette essen kann , und es gibt vor allem eine Ruhezone, in der riesige holzige und wellenartige Liegen stehen, auf denen man die Sonne genießen und die Augen schließen kann. Wenn man sie wieder öffnet, schaut man mitten aufs Meer und das Cap Ferrat. Als Geräuschkulisse dient ein kleiner künstlicher Bach. Nie war Ausruhen schöner als in diesem Moment.
Das gab Kraft für einen mittlerweile beschwingten Abstieg. Eine Frau mit tomatenrotem Gesicht und Stöckelschuhen (!) kam uns noch entgegen, dann war der Chemin menschenleer und frei für einen Panoramablick, den wir uns hart erwandert hatten.
Unten am Bahnhof begannen die Mückenstiche zu jucken und taten es die ganze Woche. Zahnpasta stellte sich als leichtes Minderungsmittel heraus, aber allein die Erinnerung an diese Wanderung reichte zum Trost dafür und für Muskelkater auch.

Fazit: Man sollte sich diesen Weg ruhig antun, er ist jede Mühe wert. Abends kommt man dann zwar keine Treppe mehr hoch, aber die Endorphine verpflastern das.


Die Place Massena in Nizza


Straße im Vieux Nice


Noch am Anfang des Chemin, der Blick auf die Landschaft rechts neben uns


Mitten auf dem Chemin. Puh. Dieses Foto wurde mit letzter Kraft aufgenommen, praktisch während des Stolperns. Und alles nur für euch :wink:


Immer weiter hoch, auch in Eze noch.


Und dann das hier. Unten rechts sieht man die Bahnstrecke und den Bahnhof, parallel zum Meer.


Auf dem Weg zurück mit der letzten Helligkeit des Tages und dem Blick auf Cap Ferrat

Gratuliere zum Jungfernflug! :clap:

:top: Toller Bericht.

Irgendwie hast Du es mit dem Laufen und klettern… :wink:

Salut Avonlea,

ich warte auf die Fortsetzung, denn Du hast ja vom ersten Tag geschrieben… :slight_smile:

Man muss sich ja irgendwie fortbewegen. Ursprünglich wollten wir den West Highland Way in Schottland wandern, aber gut, dass wir von diesem Projekt wieder Abstand genommen haben.

Das Klettern ist auch nur so schlimm, weil es da Berge und Treppen gibt, überall. Das kenne ich als Flachländerin fast gar nicht. :wink:

Weitere Tagesberichte kommen auch noch, sie sind schon fertig, aber es muss ja erstmal sacken. Nicht, dass ihr keine Lust mehr habt zum Lesen, wenn ein Beitrag 1000 Zeilen lang wird.
:slight_smile:

Was mir an deinen Geschichten immer so gut gefällt avonlea, ist der gar religiös/katholische Spannungsbogen, der sich auch hier wieder auffädelt. Jedem Glück steht ein langer beschwerlicher Weg des Verzichts, des partiellen Scheiterns, von Blut, Schweiß und Tränen bevor. :mrgreen:

Eigentlich habe ich ja gedacht dieses mal sind die Übeltäter für Irrwege, Missgeschicke und mangelnde Berghärte zu Hause geblieben… :chut:

Bin gespannt wies weiter geht und ob du mein weit abgelegenen „Tal der Freuden“ im Hinterland auch erreicht hast… :top:
Vas-y donaisèla :wink:

Nicht katholisch. Protestantische Arbeitsethik :wink:

Wieso denn Irrwege und Missgeschicke? Irrwege hat es zu keinem Zeitpunkt gegeben und Missgeschicke :unamused: … Nun gut. Meine Begleitung vollbrachte eine gute Tat am Tag und ich eben ein Missgeschick täglich.

Ich mache gleich den nächsten Tag noch, wo schon im Fernsehen nichts läuft. Dann habe ich ja Zeit.

Wir setzen uns ins Ausland ab, Tag 2

Monaco muss schon sein. Das Hongkong des Mittelmeers, wie es Fürst Rainier III einst selbst nannte, gehört zur Côte dazu, obwohl es komplett anders ist als die restlichen Orte. Auf zwei Quadratkilometern muss man eben jedes Fleckchen nutzen und vor allem in die Höhe bauen. Wie diese Pflicht umgesetzt ist, ist faszinierend und lässt einen immer wieder staunen.
Der Bahnhof ist unterirdisch und dunkel wie in der U-Bahn. Edles Holz an den Wänden und in der Halle deuten aber schon an, wo wir hier sind. Mit Fahrstühlen geht es ans Tageslicht und dann quer durch Monaco. Die Richtung lautet 1. nach unten 2. Hafen.
Über zahlreiche Treppen und Fahrstühle und abschüssige aber perfekt in Wurmform gestaltete Straßen gelingt das. Es ist wieder warm, 26°C und Mittag, als wir auch noch die steile Straße hoch zum Casino nehmen. Aber ohne zu quengeln! Die Straße ist aber doch ganz schön steil. Ein Radfahrer fährt oben aus einer Ausfahrt raus und bekreuzigt sich und fährt dann bergab auf die anderen Autos zu und rechts an ihnen vorbei.

Es ist anzumerken, dass die Monegassen selbst mit protzerischen Ferraris an Zebrastreifen anhalten. Man muss nicht erst wagemutig mitten auf die Straße rennen und dabei ja nicht gucken, denn sonst merkt der Autofahrer, dass man aufpasst und fährt einfach weiter. Nein, in Monaco läuft das ordungsgemäß ab. Kein Wunder, bei den vielen Kameras. Diese Überwachung und Sicherheit bringt aber auch einige Freiheit mit sich. Wir sorgen uns nicht um die Tasche und Portmonnees.

Japanische Touristen vor dem Casino und der perfekt modellierte Garten erinnern mich an meine vergangene Besuche an der Küste. Monaco war immer meine Lieblingsattraktion gewesen.
Über Teile des Stadtkurses der Formel 1, die im Mai hier gastiert, machten wir uns an zahlreichen Baustellen vorbei auf zum japanischen Garten und dann durch den Tunnel. Auf der anderen Seite wurde dem Meer wieder ein Stück Land abgetrotzt, das jetzt begehbar ist und neuen Raum schafft für Gebäude, Gebäude, Gebäude und einen Spazierweg. Motto in Monaco: In jedem Foto ein Kran.
Es gibt jetzt auch einen Bateau Bus, der von hier zur anderen Seite des Hafens fährt, für einen Euro. Dann hätten wir aber das zweite Casino von Monaco verfehlt, am Blvd. Albert 1er. Mussten wir erst nach Monaco kommen um das beste französische Baguette zu bekommen? Und das auch noch in einem Supermarkt? Es schmeckte wunderbar und war in Windeseile unter einer Pinie verputzt. Hier hatte ich schon einmal gesessen und war nicht nur von einer Taube angeschissen worden sondern hatte mich damals auch auf meine Lieblingssonnenbrille gesetzt und sie zerstört. Fünf Jahre später sollte anders werden und das wurde es.
Im Hafen liegt das pure Geld. Hauptsache man hat eine Jacht mit Hubschrauberlandeplatz…

Le Rocher
Hoch zur Altstadt sollte es gehen. Immer wieder hoch, das war die Hauptrichtung in diesem Urlaub. Das Musée Océanographique ist wirklich sehenswert, allein das alte Gebäude mit sehr sehr hohen verzierten Decken und riesigen halbkreisförmigen Fenstern ist eine Attraktion. Es gibt Schiffmodelle, Mitbringsel von Reisen Albert 1er, der passionierter Seefahrer wurde und verschiedenste Expeditionen in alle Welt machte. Ein Walskelett gibt es und vor allem ein buntes Aquarium. Mein Lieblingsfisch ist der Poisson d’Argent, der silbrig ist und ganz platt wie eine Münze halt.
Ein bisschen durch die alten und blitzblanken Gassen streifen, Postkarten kaufen und das Postamt suchen für die Briefmarken. Ich war ja vor fünf Jahren schon einmal dort und die Altstadt ist so winzig, dass man es unmöglich verfehlen kann. Doch genau das passierte. Ich wurde schlecht gelaunt, meine beste Freundin ist kurz davor mir die Freundschaft aufzukündigen und eine Frau in einem Souvenirladen ist schlecht gelaunt, als ich frage, ob sie nicht auch diese verdammten Briefmarken verkauft.
„Non“, lautet die kurze Antwort, für die ich mich in die lange Schlange gestellt habe.
„Öhm… et où est-ce qu’on…“
„A l’office de poste.“
„Et où est cet office de merde?!“
„A droite.“
Dank dieser genauen Wegbeschreibung fanden wir die Post auch nach einer halben Stunde.

Auf einer Bank davor schrieben wir ein paar Karten, wie so viele andere Touristen das auch tun, während direkt vor unserer Nase seelenruhig ein LKW einparkte.
Dieses Jahr gibt es Marken mit Dante drauf, die fast Din-Format haben. Die gehen nur quer drauf. Nach so einem Spaziergang und schon wieder hungrig schätzt man aber auch sowas mal schnell falsch ein… (Dieses Malheur ist übrigens ausnahmsweise mal nicht mir passiert!)

Fazit: Einen halben Tag lang staunen im Häusermeer. Immer wieder spannend. Am nächsten Tag fuhren wir aber zum Ausgleich in die pure Natur, auf die Île Ste.Marguerite.


Raus aus dem Bahnhof und runtergucken auf den Hafen und die Schlucht bei Ste.Devote


Unten am Hafen. Links oben das Casino, rechts der Rocher


Hoch zum Rocher und runtergucken auf Le Grand Bleu


Von der hübschen Altstadt mit dem Schloss runterschauen auf das Häusermeer. Es gab mal eine Verfügung (in einem anderen Jahrhundert), dass kein Haus höher als 14 Meter sein durfte. Im Viertel La Condamine hielt man sich dran (links unten), dann kam das 20.Jh und alles wurde anders…

:astonished: Zum Postkartenschreiben nach Monaco, das ist ja der allerreinste Luxus :open_mouth: Die pure Dekandenz :open_mouth: :open_mouth: Des hat ja nicht mal der Monaco-Franze gemacht. :open_mouth: :open_mouth: :open_mouth: Monaco ist übrigens ein Fernziel auf das ich bisher noch nicht gekommen bin… allerdings… jetzt zum Ferarris am Zebrastreifen narren… ganz langsam rüberziehn… :wink: und in der Mitte einen Ausfallschritt (ich hoffe du bindest uns jetzt keinen Bären auf) :wink:

buff…
durchatmen und nochmal…
in gedanken mitklettern…

nee, echt schön geschrieben und echt schöne fotos. da warte ich auf mehr.

und alle achtung, wenn ich die bilder richtig deute, denn ich war noch nicht dort, wenn du in die höhe willst, dann brauchst du keine flugzeuge mehr…

ich freu mich auf mehr!!!

ps. ich fliege nicht mehr. alles was ich in dieser welt erreichen will, schaff ich entweder zu fuss, mit dem rad oder dem auto. und evtl. mit dem schiff.

An der Küste bestimmt nicht. Wenn ich es recht bedenke, ging es in dem Urlaub die ganze Zeit nur darum, die beste und schönste Aussicht zu bekommen (und sie zu erklettern).

Ich wäre auch nicht geflogen, aber es war das günstigste Verkehrsmittel. Umwelttechnisch tröste ich mich mit dem Gedanken, dass ich kein Auto fahre und nach 20 Jahren ohne Fliegen es ruhig mal versuchen darf :wink:

@ Cristo
Das mit dem Rumschnecken auf dem Zebrastreifen hätte ich gerne mal versucht. :laughing:
Ich möchte euch wirklich keinen Bären aufbinden, aber ich bin mir auch gar nicht mehr sicher, ob es nicht vielleicht doch ein Porsche oder ein Jaguar war, der anhielt.

das stimmt,mit den "höflichen"ps-boliden :smiley:
in monaco ist alles sehhhhr korrekt :stuck_out_tongue: :wink:

Wie schön. Das sind tolle Bilder und Eindrücke. Danke, dass Du sie mit uns teilst.
Da kann ich gleich mal in Erinnerungen schwelgen. Wir waren dort…ähm… ich war wohl noch ein Teenie. :blush: Als wir vor dem Fürstenpalast ankamen war grade Wachablösung. Und als eine dunkle Limousine aus dem Palast gefahren kam stritten zwei ältere Damen neben mir, ob wohl die Prinzessin (Caroline) oder die Fürstin drin saß. :laughing: So lange ist das also schon her. Aber ich fand es sehr beeindruckend und an die Klettereien kann ich mich gut erinnern. Aber ich stamme nicht aus dem Flachland und bin es gewöhnt dass es öfter mal bergauf-bergab geht. :wink:

Die Wachablösung in Monaco ist sooooo langweilig. Es passiert schlichtweg nichts. Ein Wachmann verlässt sein Kabuff und der andere übernimmt es. Und dafür steht man so lange an?

Die Île Ste.Marguerite

Seit Porquerolles habe ich nichts mehr gegen Inseln, im Gegenteil. Ich habe gelernt, dass man da einfach hinfahren kann und sie ganz und gar nicht die Einheit der Küste stören. Die Îles de Lérins sind auch etwas Feines und liegen direkt vor Cannes. Zwei größere Inseln sind es und paar kleine Felsen. Die Île Ste.Marguerite ist unbewohnt, auf St.Honorat, der kleineren der beiden, befindet sich ein bekanntes Kloster. Die Legende besagt, dass die Schwester vom heiligen Honorat die benachbarte Insel kaufte und auch dort ein Kloster baute um ihrem Brurder immer nahe sein zu können. Das klingt aber wirklich nach Legende…
Heute ist Ste.Marguerite im staatlichen Besitz und gehört zur Stadt Cannes.
Im Sommer ist besonders die Klosterinsel überfüllt mit Touristen, was die Mönche dort nicht freut. Ste. Marguerite ist etwas ruhiger, viel zu gucken gibt es nicht. Die Familien aus Cannes sollen am Wochenende zum Picknick herkommen um die Ruhe zu genießen und in den Buchten fast ungestört baden zu können. So etwas ähnliches haben auch wir vor.

Mit dem Zug geht es erstmals in den Westen. Wir passieren die Grenze des Flusses Var in einem Zug, der 40min Verspätung hatte, und stiegen um halb 12 am Bahnhof in Cannes aus. Es war wieder sehr warm und das schöne Wetter sowie das schöne Panorma am Hafen hätte auch zum Verweilen eingeladen.
Im Touristenbüro erschnorrten wir eine Stadtkarte und ein paar Prospekte, welche mir von der Frau, die mir die Karten für die Überfahrt verkaufte, wieder abgenommen wurden. Sie wollte da irgendwas gucken, gab sie mir aber nicht mehr zurück. Wie frech :imp:

Die Fähre war leer. Nur wir, eine Japanerin und noch ein Fahrgast fanden sich im Innenraum. Erst nach 12, als das Boot schon längst hätte ablegen sollen, trudelten weitere Touristen ein, sodas wir um die 20 Personen wurden, die in 15min rüber zur Insel geschippert werden sollten.
Als wir ankamen, war es wie eine andere Welt. Im Hafenbecken auf Ste.Marguerite hätte man baden können, das Wasser war klar und flach und direkt hinter dem Steg begann der Wald. Es gibt nur Wald dort. Pinien, Eukalyptus, allerhand andere Bäume die ich nicht kenne, Blumen und Gestrüpp.
Wir hatten vergessen, ein Baguette zu kaufen in Cannes. Auf Ste.Marguerite gibt es zwei Kioske (eins geschlossen, das andere fanden wir erst, als es zu spät war) und zwei Restaurants. Das „Dorf“ besteht aus ein paar wenigen Häusern, in denen aber niemand wohnt, und einem der Restaurants. Ein Blick auf die Preise und wir wollten uns mit letzten Kräften noch zu dem anderen Restaurant hinter dem Fort schleppen, in der Hoffnung dort günstiger speisen zu können.

Vom Festland abgeschnitten, welch ein Glück!

Ste.Marguerite ist die Insel, auf der der Mann mit der eisernen Maske im 17.Jahrhundert zwei Jahre lang eingesperrt gewesen war. Größte Sehenswürdigkeit neben der Landschaft ist das Fort, welches sternförmig angelegt ist.
Zwischen einer dicht bestandenen Baumallee geht es ein Stück die Straße hoch und man steht mitten in einer Jugendherberge, die dort untergebracht ist. Der Asphalt hört auf, die „Piazza“ ist mit Kies bedeckt und von alten Bäumen umrandet. Eine perfekte Kulisse für einen historischen Südfrankreichfilm.
Eine gute Sicht hat man von da oben. Rüber auf Cannes, das Esterel und zu dem dunstigen Osten der Côte d’Azur. Direkt unter dem Fort schaut man auf rötliche, hellbraune und weiße Klippen.
Ich muss nicht erwähnen, dass das zweite Restaurant nur in der Saison geöffnet hat und wir den ganzen Weg zurück machen mussten um eine Pizza Marguerita für 14€ zu bestellen. Soll der Kellner doch angepisst (tschuldingung) sein, wenn wir zwei uns eine teilen und das günstigste Getränk dazu nehmen. Orangensaft ist sehr erfrischend!

Auch frisch gestärkt geht es sich besser. Wir entdeckten eine Quelle mitten auf dem schlammigen Gehweg, aus der munter Wasser blubberte und die Treppen runter in den Wald lief.
Wir sahen sehr viel südländischen warmen Wald und schließlich im Südwesten der Insel die kleinen Buchten mit perfekter Sicht auf St.Honorat. Der Wind pfiff ganz schön und machte Haut und vor allem Haare salzig. Man konnte auf den Steinen rumklettern, in die kleinen Tümpel dazwischen springen und Steine suchen. Das hat Spaß gemacht und keine Menschenseele war da. Nur die Badebuchten waren schon besetzt und wir entschieden uns, nicht hier schwimmen zu gehen.
Infotafeln erklärten die besonderen Pflanzen- und Insektenarten, die es hier gibt und erinnern auch an einen verhehrenden Sturm, der die Insel im Dezember 1999 heimgesucht hat und die größten und ältesten Pinien fällte.

Die Insel ist sehr viel kleiner als Porquerolles, aber in einem halben Tag schafft man es immer noch nicht, sie ganz zu entdecken. So blieb nur ein Eindruck und der war gut. Viel Ruhe, nur Natur und eine eigene, kleine Welt unweit der Küste, aber dieser trotzdem so entrückt.
Am Nachmittag nahmen wir die Fähre zurück und schauten noch lange der Insel hinterher. Schönes Fleckchen Küste.


Im Fort mit der Jugenherberge und einem Museum. Was zu essen bekamen wir dort nicht.


Blick vom Fort auf den Hafen und das „Dorf“


Die Quelle. La Source d’Avonlea et de S.
In der linken Hälfte der Lache sind kleine Löcher, aus denen es rausblubberte.


Niedrige Klippen im Südwesten


St.Honorat

Informationen zur Insel
de.wikipedia.org/wiki/Sainte-Marguerite_(Insel
Bilder und Infos sowie eine Karte, Seite für die Fähre

…und wenn Du auf „La Corniche d’Or“ klickst, kommst Du zu „meinem zu Hause“: wunderschöne Bilder vom Cap du Dramont und der Ile d’Or, „meiner Insel“ wie ich sie nenne. Aber nach 48 Jahren habe ich auch ein moralisches Recht, das so zu sagen :heart:.

Ich kenne die Corniche dOr, Napoleon. Aber nicht vom Boot aus :wink:
Du kannst dein Land ja aber gerne hier vorstellen, der Titel des Threads erlaubt das ausdrücklich!

Jetzt geht es aber erstmal zurück nach Nissa la bella und dann nach Villefranche-sur-Mer.

Am nächsten Tag testeten wir morgens das Meer in Nizza. Tram und Busse fuhren von 9 bis 12 gar nicht, Streik. Also zu Fuß die 2,7km zum Meer.
Baden direkt an der Promenade mit Blick auf die Bucht und die Stadt hat was. Das Wasser ist herrlich hellblau, aber ein bisschen milchig, dort wo die kräftigen Wellen auf die Steine schlagen. Es ist Hinkelsteinstrand, der unter den Füßen weh tut und es deutlich erschwert, überhaupt ins Wasser zu kommen. Die Wellen ziehen einem merklich den Boden unter den Füßen weg und dieses Geröll schmerzt schon. Auch war nichts mit „Ich geh mal langsam ins Wasser“, nein sofort kam eine Welle angeschossen und hüllte uns komplett mit weißschaumigem Wasser ein. Dann bestand das Kunststück darin, nicht sofort wieder an den Strand gespült bzw. geworfen zu werden. Als das gelang, war das Meer selber zwar sehr sehr tief aber schön ruhig und vor allem warm. Kaum jemand war sonst noch im Wasser und wir drehten ein paar schöne Runden am Strand entlang. Feiner Start in den Tag!

Erst am Abend fuhren wir nach…

…Villefranche-sur-Mer

Einer meiner Lieblingsorte an der Küste. Kaum zu glauben, dass es nur wenige Kilomter westlich von Nizza, auf der anderen Seite des Mont Baron so ruhig und italienisch sein kann. Fischerboote liegen in der Rade wie Steine, alle wild verteilt und die nussschalengroßen Beiboote direkt am Quai.
Wir nahmen den Bus, der war im Wochenpreis der Karte mit drin.
Der Blick raus aus dem Bus, als er an der Kante des Mont Baron entlangfuhr und freie Sicht auf das Meer im Sonnenuntergang und auf den Hafen und in der Ferne die Promenade von Nizza bot, war einmalig schön. Hier hätten wir auch aussteigen und einfach nur dasitzen und auf das Meer und die Villen gucken können. Wie gut es die Leute hier haben!

Villefranche enttäuschte mich ein ganz wenig. Es war schön warm und alles nett, aber die Zeit hat meine Erinnerung wohl so stark verändert, dass ich mich nicht mehr zurecht finde. Ich hatte alles komplet anders in Erinnerung.
Touristen waren kaum welche da, die Restuarants am Hafen leer und in den Gassen nur Einheimische, die redeten und gestikulierten und ihre Wäsche von den Leinen vor den Fenstern nahmen.
Der Spaziergang war schnell gemacht. Kirche, die von Jean Cocteau ausgemalte und schon von außen schöne Kapelle am Hafen waren geschlossen und das Fort schauten wir auch nur aus der Ferne an.
Die Luft war aber schön, alles still. Ein bisschen fehlten die sommerlichen Zikaden, aber ansonsten erschien der Herbst der bessere Sommer zu sein.
Ein schöner Bummel durch ein schönes Dorf. Schade nur die wieder mal sehr zahlreichen Avenues de Crottes de Chien. Ein Wunder, dass bisher kein Unfall solcher Art passiert ist…


Treppe runter zum Hafen


Die Rue Obscure. Eine Straße, die komplett unter den Häusern durchführt. Es ist wie in Katakomben. Feucht, dunkel. Es gibt sogar Fenster von einigen Häusern, die nur auf diese Straße schauen. Faszinierend, aber kein schöner, sonniger Anblick.


Am Hafen. Meine Jacht sieht man gerade leider nicht. Gegenüber vom Hafen hier liegt Cap Ferrat. Auch das sieht man gerade nicht. Pech gehabt.


Das Cap Ferrat. Jetzt sieht man auch meine Jacht. Ich habe sie etwas weiter weg geankert. Ihr wisst schon, wegen der Hafentiefe in Villefranche…

:astonished: Wirkt sehr obskuhr die Straße… Rotlicht1/4 :unamused:
D’ailleurs : Deine Jacht ist inzwischen wohl untergegangen :wink:

A propos : Du solltest uns noch eine Überblickskarte liefern, damit alle den Überblick über die Region haben und nicht immer nachgugeln müssen

Ich dachte, ihr kennt euch aus in Frankreich!
Eine brauchbare Karte habe ich nicht gefunden, da musste ich selber eine unbrauchbare machen. Hoffentlich könnt ihr sie lesen.

Der letzte Teil der Reise kommt heute abend oder morgen. Mal gucken.