Côte Varoise und Massif des Maures

Ich habe jetzt den Titel geändert, damit ich hier noch mehr Berichte und Porträts aus der Gegend abladen kann :wink:

Auf Wunsch von Señor Colón berichte ich kurz von der Anreise-Odyssee:
Es war anstrengend und zu allem Überfluss waren wir noch selber schuld daran.
Nachts um zwei ging es los, alles kein Problem, bis nach Baden-Würtemberg ging es wunderbar, auch wenn aufgrund des Tempos und der schlechten Straße nicht an Schlaf zu denken war. Dann nach dem Frühstück meldete sich das Navi (solche Geräte hasse ich) und fing an zu plaudern. Stau auf der Autobahn Richtung Frankreich, Wartezeit über eine Stunde und so. Es war morgens um halb 9. Wie ist das möglich? Gar nicht, wie wir am Abend feststellten, als wir das Gerät ins Meer warfen und nachtraten…
Aber man glaubt ja an die Technik und fährt jetzt schon über die Grenze bei Rheinau. Es fing an zu regnen und irgendwie war die Landschaft zwischen Rhein und den Vogesen gespenstisch. Mit Verzögerung kamen wir dann zurück auf die Autobahn Richtung Colmar und dann den üblichen Weg. Ich wollte mir alles genau angucken, dieses neue Stück Frankreich, aber ich war soooo müde und die Straßen waren auch besser, so dass ich erst aufwachte, als wir an schon auf der A36 waren und an der Bezahlstation im Stau standen. Ich sah, wie rechts von uns der Rabobank Materiallaster mit Télepéage an uns vorbeirauschte und mir fiel wieder ein, dass heute die TdF-Etappe von Colmar nach Besançon stattfand. Im Abstand von wenigen Minuten überholten wir dann die LKWs fast aller Teams und standen an einem Rastplatz kurz vor Besançon neben denen von Liquigas und Ag2R. Es schiffte wie blöde, schon seit Stunden, und ich zweifelte plötzlich an der Gutwettergarantie in Frankreich.

Mit der Zeit kam aber die Sonne raus, auch wenn man beim Aussteigen fast erfror, bei 14°C. Gegen Mittag sollten wir Lyon erreichen, und ich ahnte beim Radiohören schon, dass Großes passieren sollte. Bison futé hat das Wochenende als « rouge » klassiert, was keine Überraschung war. Aber 100km Stau und eine voraussichtliche Ankunftszeit um 1 Uhr nachts, wie das Navi angab?
Noch glaubte man es und fuhr dann halt einen Umweg. In die Dauphiné. Die Landschaft ist faszinierend, man bekommt einen Eindruck von dem Nationalpark Vercors.110km Umweg. So landete man im Drôme und ich war orientierungslos. Zweifel am Navi wurden immer stärker, in regelmäßigen Abständen bekam es eins auf den Deckel, spuckte aber weiterhin Unglaublichkeiten aus. Es war Stau, aber nicht so schlimm wie es behauptete. Doch es gab keinen Weg zurück.
Das Drôme ist eigentlich schon eine provenzalische Landschaft und macht einem daher weis, dass das Ziel nahe sein muss. War es aber nicht. Bei Montélimar kamen wir zurück auf eine größere Straße und hatten immer noch Stunden Fahrt vor uns.
Erst bei Aix gab der Fahrer meinen Nörgerleien recht und kaufte einen Michelin Atlas Routier. Zu spät, aber für die Rückfahrt Gold wert, wie sich dann herausstellen sollte.
Um kurz nach 8 trudelten wir an der Küste ein, erblickten das Meer bei La Ciotat und wurschtelten durch Toulon auf die Straße nach Hyères und dann hoch zu unserem Urlaubsort Bormes-les-Mimosas.

Bormes-les-Mimosas

Ich habe diesen Ort ausgesucht und wäre daher auch Schuld daran gewesen, wenn er nicht so schön wär wie ich es versprochen hatte. Meine Bedenken waren aber nichtig, Bormes ist ein wunderschönes kleines, herausgeputztes Dorf in Hanglage mit Blick auf das Meer, auf diese kleine gebirgige Landzunge um das Cap Bénat und zu den Îles d’Or. Die Gassen sind schmal aber sehr sehr blumenreich, was mir hervorragend gefällt. Im Februar gibt es ein Mimosenfest; nirgends findet man so viele Mimosenarten wir hier.
Als wir den ersten Spaziergang durch das Dorf machten und auf Häuser mit lila bewachsenen Wänden stießen, musste einer von uns unbedingt Fotos machen von « den Mimosen », wie er sagte. Es fiel schwer, ihm die Illusion zu rauben, dass Mimosen lila sind und es sich bei den « lila Mimosen » um Bougainvillea handelt. Die lila Mimosen wurden unser Running-Gag der Woche…
In Bormes gibt es außer es selber nicht viel zu entdecken. Das Gesamtbild stimmt einfach, die Aussicht gehört sicher zu den drei besten, die ich je genießen durfte, und man staunt über allerlei Gärten und Pflanzen, die man noch nie vorher gesehen hat.
Über dem Dorf thront eine kleine, von Pinien umrandete Burg, die das Dorfbild komplettiert. Sie ist aber in Privatbesitz, zu der etwas anderen Villa ausgebaut und bewohnt. Auf der lohnenden Aussichtsplattform daneben auf Zehenspitzen gestellt kann man einen winzigen Blick in den Garten werfen. Aber pssst…

Anders als in vielen anderen Dörfern an der Küste leben in Bormes noch ein paar Einheimische und die steuern ihre Kleinwagen selbst in die allerengsten Gassen, klappen vorher ihre Spiegel ein und dann geht es Vollgas die steilen Wege hoch, wo man selbst als Fußgänger manchmal das Gefühl hat, hinten über zu kippen. Aber, wie wir erlebten, geht das nicht immer gut: Gleich am ersten Tag setzte eine Frau ihren Wagen am Berg in den Bürgersteig und hing fest. Alle Leute guckten zu und schließlich übernahm ein Tourist das Steuer und befreite den Wagen. So erklären sich die bröckelnden Treppenstufen…


Blick vom Aussichtspunkt an der Burg


Sicht auf das Dorf am Abend. Oben die Burg.


Mitten in Bormes, in der Morgensonne

Mehr Informationen:
Offizielle Homepage
Webcam

Hyères

Hyères ist die Stadt, in der der ganze Mythos um die Côte d’Azur seinen Anfang nahm. Hier schrieb Stéphen Liégeard 1887 seinen Roman mit dem Titel „Côte d’Azur“. Hier blühte der Kurtourismus als erstes und hier hörte er auch als erstes auf. Heute hat Hyères mit der Küste eigentlich nur bedingt etwas zu tun. Die Stadt ist zwar südlich, aber wenig maritim. Dafür gibt es Hyères-Plage, direkt neben dem Flughafen an der Halbinsel Giens. Früher gab es im flachen Küstenland rund um Hyères Salinen, die heute aber brach liegen.
Hyères selber ist eine griechische Gründung (Olbia) und erlebte somit schon früh eine Blütezeit.
Eine Studie aus diesem Jahr ergab, dass Hyères eine der zehn teuersten Städte Frankreichs ist, in denen man leben kann. Das mag erst verwundern, aber ich kann mir jetzt auch vorstellen, dass es sich hier gut leben lässt.

Wir suchten zentrumsnah einen Parkplatz am Place de la République. Das Parkhaus liegt direkt unter dem Platz, aber der Eingang muss erst gesucht werden und so drehten wir nach einem zu späten „Da! Jetzt rechts!“ halt eine Extrarunde um den Place.
Das Touristenbüro sitzt in einem wohnwagenartigen Verschlag und ist eine Außenstelle, denn das wahre Büro liegt weit außerhalb des Zentrums. Wer auch immer es dahin verlegt hat. Wir bekamen zwei Pläne, eine Tapete mit 3/4-Werbung, deren Ausbreitung uns sofort als Touristen gebrandmarkt hätte, und eine etwas kleinere, die besser half.
Hyères ist nicht besonders touristisch. Ich glaube, wir waren die einzigen Touristen mit Knipskiste und den Blick touristenüblich nach oben gerichtet.

Ich wollte zum Château. Der Reiseführer schrieb, dass der Weg zwar beschwerlich sei (Ach was, so schwer kann das nicht sein!), dafür aber die Aussicht grandios.
Man wurschtelte sich durch die Gassen zum Tour St.Blaise, von wo alle verfügbaren Fotos von Hyères aufgenommen werden und marschierten dann weiter zur romanischen Kirche St.Paul. Immer noch waren wir die einzige Touristen. Auf dem Platz vor der Kirche konnten wir durchschnaufen. Ein Blick zu einem hoch über der Stadt gelegenen Hügel ließ schon erahnen, was ich meiner Familie angetan hatte und noch antun würde. So war das nicht geplant, liebe Eltern, falls ihr das hier zufällig lesen solltet. Ich wusste das vorher auch nicht!

Zeitweise waren es bestimmt 20% Steigung und danach ging der Asphalt in Schotterpiste und Hinkelsteinweg über. Ich ging vor, und als ich es hinter mir schnaufend zetern hörte, legte ich einen Zahn zu. Immer schön außer Steinwurf-Weite bleiben.
Erst nach 15 Minuten gab es wieder ein Stück geraden Weg, auf Höhe der Villa Noailles. Ich wartete auf die anderen und machte mich auf was gefasst.
Es kam am Ende so, dass ich und mein Bruder alleine weitergingen, denn jetzt kam die Härte. Der Weg bis ganz nach oben ging neben quer über einen Hügel hinweg und sah aus wie ein ausgetrocknetes Flussbett mit noch mehr Obelisken darin, das mit Rindenmulch und Piniennadeln aufgeschüttet wurde.
Jetzt waren auch zwei andere Touristen da, die sich mit Mühe vor uns diesen Weg hochquälten. Als wir schwitzend und mit dem Wahnsinn in den Augen oben ankamen, stießen wir auf ein Auto. Eine Familie stieg aus, sah uns und lachte. Sie lachten zurecht und wir lachten auch. Wo ein Parkplatz, da auch eine Straße. Es musste so kommen.

Die Burg ist eine Ruine und nicht der Rede wert, doch die Aussicht hält, was sie verspricht. Ein unglaublicher Weitblick auf alles. Meer, Massif des Maures, die Salinen, die Halbinsel Giens, die Îles d’Or und auf die Stadt selber.
Ein paar Minuten schauten wir uns um, studierten die Aussichtstafel und stürzten uns dann die Trampelpfade wieder runter. Ich nahm für das letzte Stück dann die frisch entdeckte Straße.

Der Weg zurück war ganz angenehm, durch südfranzösische enge Gassen zwischen Häusern hindurch, die aussehen als könnte gelegentlich noch ein Nachttopf von oben kommen.
In einer Gasse entdeckten wir einen Baum, der im scharfen 90° Winkel aus einer Mauer wuchs. Wie ist das möglich? Wir rätseln bis heute.
Zurück im Zentrum von Hyères kauften wir eine Wasserflasche, füllten den Flüssigkeitsspeicher auf und setzten uns kurz in den Park, der an die Place de la République angrenzt. Das Interessanteste dort ist ein riesiger Ginko-Baum. Dass es die in dieser Größe überhaupt gibt! Man staunt immer wieder auf solchen Reisen.

Wir aßen in einem Straßenrestaurant in der Altstadt. Dort gab es so ein Berieselungssystem, das in regelmäßigen Abständen alle einnebelt. Ich fand das eklig und fühlte mich an Hamburger Nieselregen erinnert. Das muss doch nicht sein!

Fazit: Hyères lohnt sich auf alle Fälle, als Tourist ist man manchmal eher ein Einzelgänger. Die Innenstadt ist sehr schön, es gibt Unerwartetes zu entdecken und sei es nur die unverhoffte Straße zum Château.


Tour St.Blaise


Auf dem Weg zum Château in Hyères. Auf dem Platz vor der Kirche, bevor es hochging.


Auf auf, nach oben!


Rundumblick von der Burg auf das Massif des Maures…


und mit Tele runter in die Stadt auf die Place de la République


…auf die Halbinsel Giens mit Flughafen und Salinen

Mehr Infos:
Touristenbüro
Von der Mairie

Das mit der Straße habe ich auch mal erlebt, als wir zur Loreley hochstiegen. Da war es zwar schattig, aber steil, eng und stellenweise glitschig. Und oben dann: Riesenparkplatz, breite Straße… ich war so enttäuscht!

Die garantierten :top: :top: :top: allein schon für die Präsentation
Ich glaub bei dir ist der Berufswunsch nicht mehr offen :wink:
Klingt echt gut nach Slapstick mit dem Navi (darf man die Marke erfahren :laughing: ) und der Fahrer (bei dem ich mal auf deinen Schöpfer tippe) der tut mir beim lesen sogleich leid :wink:

Wo sind eigentlich deine Eltern in Hyres geblieben. Bei dem Anstieg, der mich unweigerlich - wie beim ersten auf der Insel bereits - an die TdF erinnert hat :wink: sie sind ja zurückgeblieben und später nicht mehr aufgetaucht im Bericht… Lumpenwagen, Urlaubsdisqualifikation wg Zeitüberschreitung, oder habt ihr sie beim Rückweg wieder aufgelesen… Und wer von euch allen kam auf die Idee, dass da keine normale Straße raufgeht? Der war ja der Buhmann des Tages

P.S. Ich kann inzwischen übrigens verstehen, dass du den 1 Tag TdF geglotzt und dich am Aufstieg auf den Windberg bestimmt amüsiert hast :stuck_out_tongue:

Toller Bericht und vor allem tolle Bilder! Auch von mir :top: :top: :top: Da bekommt man Lust sofort los zu fahren…

Die Straße erinnert mich sehr doll an die Via Domitia (fr.wikipedia.org/wiki/Voie_Domitienne), die ich von Ambrussum her so ausgelatscht/ausgefahren kenne.

Einem Navi traue ich gar nicht, wenn ich nicht eine Landkarte zum Vergleich habe. :wink: Da bin ich wohl etwas altmodisch und vertraue auch lieber meinen Sinnen.
Ich meine wenn man sich eine Karte und den Straßenverlauf anschaut kann man sich doch schon in etwa vorstellen ob die Strecke schön oder schnell oder kurvig oder gerade ist, oder?

Das wird sicher nicht mein Beruf. Ich will schließlich Geld verdienen!

Sehr gerne gebe ich hier die Marke preis: TOMTOM. Man kann es ruhig auch noch mal schreiben: Kauft kein TOMTOM! Das bringt nur Unglück. Mir tat mein Vater nicht besonders leid. Ich plädiere seit Jahren für eine schlichte Straßenkarte, aber Männer müssen ja immer was Technisches haben zum Rumspielen. :unamused:

Meine Eltern blieben auf halber Höhe im Schatten stehen und haben gewartet, bis wir vom Château wieder runterkamen.
Wir haben gar nicht darüber nachgedacht, dass es eventuell eine Straße geben könnte. Aber auch nicht daran, dass der Weg so bescherlich sein könnte. Auf einer zweidimensionalen Karte ist das nicht einsehbar. Eine ähnliche Situation hatten wir Jahre zuvor schon einmal in Menton. Da wollten wir zum Friedhof hoch und sind mitten durch die Stadt den Hügel hochgegangen, nur um oben auf ein Wohnmobil zu treffen, das uns vor die Füße fuhr. Aber man lernt offenbar nie…

Nicht nur da. Ich habe sämtliche Etappen gesehen und es war toll. Wir waren immer den ganzen Morgen und den ganzen Abend unterwegs um in der Nachmittagshitze im Hotel schlafen zu können. Da gibt es nichs besseres als sich vom Surren der Gangschaltung einlullen zu lassen :smiley:

Die Straße kannte ich gar nicht. Aber als ich die Bilder auf deiner Homepage gesehen habe (tolle Fotos :top:) stimme ich dem zu.

Wie wahr, wie wahr… Bis mein Mann sein Navi programmiert hat, hab ich schon drei verschiedene Routen auf der Karte rausgesucht. :laughing:

Ich habe ein TomTom und fahre so gut wie gar nicht damit. Allerdings kann ich mich toll mit der Tante zanken. Ich fahre nämlich ganz oft anders als sie will, dann wird die richtig zickig und ich warte irgendwie darauf, dass sie mir mal was an den Kopf wirft. ggg

:laughing:

Danke für den Bericht. Geteilter Urlaub ist doppelter Urlaub. :smiley:

Der Süden als Gemeinschaftserlebnis - so solls sein - und erst noch billiger. Da können wir mehr in den Norden insvestieren :mrgreen:

Schliesse mich den Komplimenten an :merci:

Nicht alle Männer… Himmel nochmal :pascontent:
immer alle in den gleichen Topf… grrr :imp:

Wie Ihr in meinem Bericht lesen könnt, habe ich in diesem Jahr (wohlverstanden zum ersten Mal -
und auch zum letzten) Mein Navi-Handy benutzt, und zwar um das New Hotel Bompard zu finden in Marseille…
Eigentlich ging das ja nicht schlecht, bis auf dass wir als Endpunkt dann plötzlich bei der Notre Dame de la Garde gestanden sind…
Entgegen der handelsüblichen Meinung über Männer, bin ich dann sogar nach dem Weg fragen geangen… :open_mouth: (meine Frau kann das bestätigen :stuck_out_tongue: )

Ich steh auch mehr auf Karten oder so wie ich in jedem Jahr den Weg zum Ferienort finde, mit einprägen, das hat bis jetzt eigentlich immer geklappt…

Salut et à bientôt

Côty :laughing:

Dieses Mimosa schaut ja echt putzig aus, fast zum :heart:
Deiner Schilderung nach könnte man meinen es ist nicht „so“ überlaufen wie andere Orte da unten oder habe ich mich jetzt von den paar Ureinwohner die auf Touristen als Starthilfe warten täuschen lassen ?
Ich frage deswegen weil ich die Küstengegend da unten nicht durchgehend kenne und ihm Zweifelsfall die ganze Küste als Touristengrill in einen Hut schmeiße und lieber im Hinterland rumdüse.

D.h. ich bin immer noch auf der Suche nach einem ansprechenden Ort für den Spätsommer an der Côte, ein Platzerl wo man nicht den Eindruck hat es lebt nur vom Sold des Touristen, wo selbst nach der Saison nicht alle Bürgersteige hochgeklappt werden, wo es Sandstrand gibt und keine Langeweile aufkommt … etc…pp

Oh, 'tschuldigung. Dann nehme ich das zurück und werde ab sofort immer schreiben: Alle Männer außer Côtier. :slight_smile:

Es ist nicht so überlaufen. Bormes lebt aber vom Tagestourismus, ist also beliebter Ausflugsort. Ich empfand das aber nicht als störend, man hatte zu jeder Tageszeit genug Platz und abends waren die Straßen manchmal etwas sehr leer. Das Dorf ist aber zweigeteilt. Es gibt auch noch so einen gesichtslosen Badeteil mit Yachthafen (La Favière). Da ist es wirklich touristisch.
Wie viele Einheimische im Dorf leben und ob die im Herbst die Bürgersteige hochklappen weiß ich aber nicht.

Am allerbesten ist aber die Aussicht. Dazu zwei Bilder, aufgenommen von meinem Hotelfenster:


Am Abend mit Blick auf die Burg


Am Morgen um halb sieben mit Blick auf das Cap Bénat, im Hintergrund Porquerolles

:astonished: Oh fan une soirée très romantique au balcon, pourquoi pas. :wink:

Ich werd das mal auf meine Liste setzen und bei Gelegenheit mal vorbeischaun

Ansonsten wäre ich wohl in La Ciotat geblieben, was ja auch ein ganz nettes Städtchen ist mit seiner postkruppschen Werftromantik :wink: Inzwischen hat sich der Ort wieder ganz gut gemausert (rein finanziell)und wird immer touristischer :cry:

Vielen Dank, Avonlea, für deinen tollen Bericht!
Wir kennen die Gegend bisher noch nicht. es macht richtig Appetit darauf, dort mal hinzureisen.

Ich schließe mich Côtiers Protest an:
Wir besitzen und benutzen kein Navy. Bisher haben wir noch alles in unseren Landkarten und Atlanten gefunden. Man hört ja immer wieder von gutgläubigen Reisenden, die sich von ihrem Navy in die Irre steuern lassen. So sind manche Menschen schon als Geisterfahrer auf der Autobahn oder in einer Wiese gelandet. Nein, so ein Gerät brauchen wir wirklich nicht - ganz abgesehen davon, dass ein Navy ja satelittengesteuert ist und man dadurch jederzeit auf der ganzen Welt geortet werden kann!

Grand-Père

So, einen Teil habe ich noch um das Sommerloch zu füllen. Also diesen und dann noch einen. :wink:
Heute geht es in die Domaine du Rayol

Le Rayol-Canadel ist ein uneinheitlicher Bade- und Villenort an der Küste, eingeklemmt zwischen klarem Meer und dem Massif des Maures.
Wenn wir vom Hotel statt runter ins Dorf rechts abbiegen, gelangten wir direkt ins Massif. Praktisch von einem Meter auf den anderen säumen dann Korkeichen die Straße, die auch immer schmaler und kurviger wird.
An einer der wenigen Kreuzungen bogen wir rechts ab und das Auto schlängelte sich von jetzt an die scharfen Haarnadelkurven hinab und wieder hinauf. Das war nicht ungefährlich, auch bei den hunderten von Radfahrern, die waghalsige Abfahrten wagten. Am Eingang in das Gebirge gibt es ein Schild, das auf die „cyclistes nombreux“ hinweist. Ein wahres Paradies für Radler. Immer auf und ab und schön enge Straßen.

Dann kam der Col du Canadel. Meine Mutter war heilfroh, dass die Kurvereien ein vorläufiges Ende hatten. Wir stiegen aus und ließen den Mund offen stehen, bei der Aussicht. Neben uns standen Dutzende Radfahrer, an ihr Rad gelehnt und schauten auch. Auf das Meer, auf die Caps.
Der gefakte französische Meister, den wir mehrfach überholen mussten, gesellte sich wieder zu uns, aber bevor er wieder losfahren konnte, kamen wir ihm zuvor und rollten weiter an die Küste. Allerdings nicht, um vorher einen kleinen Massif des Maures einzustecken, den mein Vater mir in die Hand drückte. Ein kleiner, leichter, bröckelnder Stein, der ziemlich glitzert.

Der Weg zur Domaine du Rayol war ausgeschildert, aber wir rechneten zu früh damit, dass wir kurz davor standen und parkten zu weit weg. Die breite Masse wollte nämlich gar nicht zum Garten, sondern nur zum Strand, der nahe war. Dahin führte eine lange Treppe, schon von oben blickte man auf das von Palmen umrandete hellblaue Meer. Von mir aus hätten wir dort stehen bleiben können.
Avenue des Belges, das ist die richtige Adresse, wir aber waren noch auf der Avenue des Américains. Welch eine Weltreise würde noch vor uns liegen! Parallel zum Meer und auf und ab marschierten wir an den tollsten Villen mit den schönsten Gärten vorbei und nach kilometerlanger Suche kamen wir an. Links ab, ein bisschen den Berg hoch. Es gab natürlich einen großen Parkplatz davor. Wie sollte es auch sonst sein?
Der Rest der Familie hinkte ein wenig hinterher und ich stratzte schon mal ins Haus, in den Schatten, und rief der Frau am Tresen zu:
„Bonjour! Nous sommes une famille“.
Einmal freundlich grinsen und sie wird uns das abnehmen. Tat sie auch und wir zahlten nur 18€ Familientarif für alle. 1,5 Stunden würde der Rundgang dauern, man kann mittags dann im Restaurant essen.

Der Garten und die Villa, durch die man in ihn gelangt, gehörte zu Beginn des letzten Jahrhunderts einem Bankier, bevor es später ein Hotel wurde und 1940 in den Besitz eines Flugzeugingenieurs überging, der den Garten von einem Dutzend Gärtner neu gestalten ließ. Lange hielt sich das nicht.
Nachdem die Domaine vierzig Jahre lang verwilderte, kaufte das Conservatoire du Littoral Ende der 80er das Gelände und verlieh dem Garten sein heutiges Gesicht.
Es geht um mediterrane Landschaften aus der ganzen Welt, die hier nachgebildet sind. Man kommt von den Kanaren nach Kalifornien, Australien, Südafrika, Chile… und schließlich direkt am Meer auch ans echte Mittelmeer.
Den Mittelpunkt bildet eine imposante Treppe, die aber leider gesperrt war.

Keine Ahnung, welche Pflanzen ich da alles gesehen habe, ich kannte kaum eine. Ich erinnere mich nur noch an ein Gewächs aus den Kanaren, das aussah wie schwarze, aber trockene und feste Rosen. Außerdem die angsteinflößend großen Kakteen und diese kakteenartigen Pflanzen, die aussehen wie gigantische, grüne Kraken.
Etwas verloren fühlten wir uns, weil die Karte weder ordentlich skaliert noch alle Wege und Treppen enthielt. Außerdem hatte sich ein Witzbold einen Spaß daraus gemacht, die Nummern bei den Pflanzen und ausgestellten Gegenständen umzustecken, so dass glaubten, uns schon nach wenigen Metern verlaufen zu haben.

Am schönsten war der Platz am Meer. Jemand schrieb einmal, dass alle großen Gärten der Welt auf „le grand bleu“ schauen, und das tun sie zurecht. Das Meer ist Teil der mediterranen Landschaft und es ist schon beeindruckend, zwischen Eukalyptus und Pinien zu stehen und auf das klare, hellblaue Wasser zu schauen.

Es gibt neben einem Strand (der nur mit einem Boot zugänglich ist und außerdem für Gartenbesucher gesperrt) auch mehrere verfallene Villen auf dem Gelände. Man könnte sie so schön herrichten und wenigstens irgendetwas daraus machen, aber die Bausubstanz, die aus den Wänden herausbröckelte, ließ erahnen, dass das nicht möglich sein würde. Steine, die kreuz und quer einfach nur mit Mörtel festgeklebt wurden oder in Beton eingegossen. Das hatten wir noch nicht gesehen. Was so alles hinter dem schönen Putz steckt! Jeder gute Architekt kriegt bei dem Anblick einen Herzinfarkt.
Erfrischend schattig war der subtropische asiatische Garten mit einem Brunnen, einem Teich und einem Bambushain. Zusammen mit dem Licht, das durch das dichte Blattwerk schien, sah alles wirklich aus, als hätten wir Europa verlassen.

Zum Abschluss entdeckten wir am Wegrand im australischen Garten dann noch blühende Mimosen. Gelbe, keine lilanen :smiley: Diese Mimosen sind nämlich in Wirklichkeit australische Akazien, die irgendwann in Frankreich eingeschleppt worden sind und seitdem die Februar-Landschaft verschönern.

Fazit: 18€ gut investiert, allein schon für den exklusiven Ausblick auf das Meer. Ich würde auch die baufällige Villa geschenkt nehmen, wenn man mich ließe…


Abgründe mitten im neuseeländischen Garten


Staunen über das große Blau


Noch mehr felsiges Blau


Im asiatischen Bereich mit Brunnen im Hintergrund, dem Teich unter dem Grünzeug im Vordergrund.


Eine von vielen Gartentreppen

Nettes Video über die Aussicht vom Col du Canadel
Homepage
Mehr Infos zu Rayol-Canadel mit Linksammlung und Blidern

Bei dir muss man sich ja inzwischen den via-Michelin zu Hilfe nehmen, um noch durchzublicken :stuck_out_tongue: Also die Route, die ihr da gefahren seid, ist deiner Schilderung nach diejenige die quer durch die Pampa führt (zw. D559 und D98), sozusagen die GR 51, die der Fernwanderweg ist :open_mouth: Da wundert es mich nicht, wenn es ein bisserl eng wird. Klingt aber spannend. (Ich hoffe da gibts noch mehr zu sehen als die Hintern von Radlfahrern). Der Ausblick im video vom Cap kann sich gut sehen lassen. Deine Familie musste aber schon wieder eine kleine Tour der Leiden mitmachen, um zum Ziel zu gelangen… ich weiß nicht ob ich nicht doch einfach nur zum Strand gegangen wäre. :unamused: :laughing:

Nee, war nur die D89 außer am Anfang und am Ende. Das Navi hat uns nicht auf den Feldweg geführt :wink:
Die rote Straße ist aber in Wirklichkeit keineswegs so gerade und so flach, wie sie im Atlas erscheint.
Viel zu gucken gab es aber wirklich. Ich saß ja auch auf der entspannten linken Seite und musste nicht in den Abgrund schauen.

Ich habe noch einen Teil zu Collobrières und Gassin, der aber kurz wird (keine Angst). Aber auch nicht heute.

die kastanien haben mich daran erinnert :smiley: weil da gibt es auch einen esskastanienwald…
ein juwel im massif des maures und nicht sehr bekannt,ein absolutes muss für leute die natur und alte steine mögen.ein kloster,im 11ten jh.gegründet.
wird heute noch von einer religiösen gemeinschaft bewohnt.ein hafen der stille und frieden auch im hochsommer wenn man dem tourismusterror der küste entkommen will.
fr.wikipedia.org/wiki/Chartreuse_de_la_Verne
:wink:

Die Chartreuse de la Verne ist aber doch ziemlich bekannt. Es fährt nur keiner hin, weil es keine richtige Straße dahin gibt. Die Nonnen freut das aber :laughing:

ist schon ein bischen länger her als ich da war… :unamused:
die strasse :laughing: klar, das paradies muss man sich verdienen :stuck_out_tongue: