La ligne noire Kriminalroman Jean-Christophe Grangé

In diesem sehr spannenden Kriminalroman, der schon 2004 in Frankreich erschienen ist, behandelt der Autor die Beziehung zwischen dem zwie-lichtigen Sensationsjournalisten Marc Dupeyrat und dem Serienkiller Jacques Reverdi. Der durch traumatische Lebenserinnerungen geprägte Journalist will als Journalist endlich Karriere machen, indem er mit dem in Südostasien inhaftierten Serienmörder anonym Kontakt aufnimmt. Unter falschem Namen (Elisabeth Bremen),mit vielen technischen Tricks und nach vom Mörder gesteuerten Reisen in Südostasien gelingt es dem Journalisten, die Welt des Mörders immer besser zu verstehen. Schließlich entscheidet sich Marc Dupeyrat – kurz vor der bevorstehenden Hinrichtung des Mörders – den Kontakt zu Jacques Reverdi abzubrechen und einen diesbezüglichen Roman zu schreiben, der zum Bestseller wird und den Journalisten extrem bereichert. Als der Mörder flieht, beginnt er einen Rachefeldzug, dessen Opfer Polizisten, ein Freund des Journalisten und schließlich auch Marc Dupeyrat und das Mannequin Khadidja werden. Khadidja gerät deshalb ins Visier des Mörders, weil Marc Dupeyrat sie mit einem Photo ohne ihr Wissen als die mit dem Mörder kommunizierende Frau in diese Affäre einbezogen hat. Im Schlusskapitel wird deutlich, dass Marc Dupeyrat, der sich immer mehr mit dem Mörder identifiziert hat, in einem erheblich umfangreicheren Maß selbst schuldig gemacht hat. Interessant an diesem Roman sind sicherlich auch die in ihn integrierten Reiseberichte zu Südostasien und die differenzierte Schilderung des Lebens in einem südostasiatischen Gefängnis. Der Roman ist eine knallharte Kritik am Sensationsjournalismus. Die differenzierte Erfassung des Gefühlslebens der Hauptpersonen ist eine Stärke des Romans, der allerdings auch etliche Längen aufweist. Kritische Leser müssten sich auch fragen, ob dieser Roman nicht zu viele negative Identifikationsmöglichkeiten bietet bzw. ob er Grausamkeit und perverse Gewalt zu eindringlich und ausführlich wiedergibt. Das beklemmende Verständnis des Journalisten für die Welt des Serienmörders, der selber Opfer traumatischer Kindheitserfahrungen ist und diese mit seinen Taten kompensiert, geht zu weit. Insgesamt ist dieser Roman zwar lesenswert, aber nur für kritische Leser empfehlenswert.