Un avion sans elle Kriminalroman von Michel Bussi

Dieser bereits 2012 in Frankreich erschienene Kriminalroman von Michel Bussi ist ein psychologisch raffinierter Roman mit etlichen überraschenden Wendepunkten. Nach einem Flugzeugabsturz 1980 streiten sich die wohlhabende Unternehmerfamilie Carville und die arme Familie Vitral um die Identität der scheinbar einzigen überlebenden Person, eines Babys. Die Großeltern von 2 an Bord befindlichen weiblichen Babys, deren Eltern Opfer der Flugzeugkatastrophe wurden, wollen nicht akzeptieren, dass ausgerechnet ihr Enkelkind nicht überlebt habt. Trotz großer Zweifel billigt ein Fami-liengericht die Adoption des Kindes durch die vermeintlichen Großeltern Nicole und Pierre Vitral, die sich auch um den vermeintlichen Bruder Marc kümmern, der nicht an Bord des Flugzeugs war. Die Familien Carville und Vitral bekämpfen sich sowohl vor als auch nach dem Gerichtsentscheid mit moralisch fragwürdigen Mitteln.Der Unternehmer Léonce de Carville scheitert mit einem Bestechungsversuch bei der Familie Vitral. Die Carvilles beauftragen den Detektiv Crédule Grand-Duc, der schließlich, z. T. auf Drängen der Familie Carville, auch zu kriminellen Methoden greift und psychi-sche Probleme hat. Nicole Vitral und ihr Enkel Marc Vitral erkennen allmählich angesichts im Rahmen der Familie Vitral ungewöhnlicher Begabungen von „Emilie Vitral” , dass das Mädchen nicht die Schwester Marcs sein kann. Eine weitere dramatische Entwicklung bahnt sich dadurch an, dass Marc und Emilie sich als Studenten ineinander verlieben und dass die psychisch instabile Enkelin von Léonce und Mathilde Carville (Malvina), z. T. eigenmächtig, gegen die Familie Vitral und deren Helfer vorgeht. Als endlich ein DNA-Test möglich wird, wird etlichen Beteiligten klar, dass Emilie weder mit den Vitrals noch mit den Carvilles verwandt sein kann. Der geldgierige Detektiv, der schließlich die wahre Identität Emilies entdeckt und sich weiterhin bereichern will, wird schließlich von Marc und Malvina von weiteren kriminellen Handlungen abgehalten.Trotz allen Unheils endet der Roman dennoch mit einem Happy-End. Insgesamt gesehen ist der Roman nicht nur wegen seines ausgeprägten Spannungscharakters lesenswert, sondern auch wegen differenzierter psychologischer Analysen, vor allem bezüglich der Suche nach der eigenen Identität. Der Autor wechselt in jedem Kapitel geschickt die Perspektive, was zusätzlichen Reiz und Spannung vermittelt, ungeduldige Leser aber vielleicht manchmal etwas irritieren kann.