Die Pandemie-Situation in Frankreich

Wir haben noch gar keinen Thread dazu! Demnach bin ich nicht die Einzige, die das alles sprachlos macht.
In diesem Beitrag möchte ich ein paar Informationsquellen teilen, wo man seriöse Neuigkeiten und praktische Infos zur Covid-19-Situation in Frankreich erhält. Falls jemand plant, dieses Jahr noch einen Urlaub dort zu verbringen oder aus anderen Gründen reisen muss.

Eine umfassende Karte mit den aktuellen Fallzahlen nach Département findet man hier:
:arrow_right: Mapthenews. Hier sieht man auch die 7-Tage-Inzidenz, wie viele Tests gemacht wurden und wann. Außerdem die täglich neuen, kumulierten Zahlen. Allerdings veröffentlicht die Regierung die Fallzahlen im Gegensatz zum RKI in Deutschland erst immer gegen Abend.

Für aktuelle Reisewarnungen und -hinweise ist das Auswärtige Amt in Deutschland die erste Anlaufstelle: :arrow_right: Internetseite

SARS-Cov2-Tests sind seit Ende Juli gratis, man muss weder eine Überweisung eines Arztes noch Symptome präsentieren. Die Anlaufstellen für die Abnahme findet ihr hier: :arrow_right: Sante.fr

Ein toller Blog ist der von Hilke Maunder. Sie trägt stets aktuelle Infos, Änderungen, Anlaufstellen zusammen: :arrow_right: Mein Frankreich

Eine aktuelle Karte der Städte, die eine Maskenpflicht auch auf der Straße eingeführt haben, habe ich leider nicht gefunden. Es werden täglich mehr, sodass ihr am besten das Gebiet in Kombination mit « masque obligatoire » googelt, um Informationen zu erhalten.

:merci: für das Zusammenstellen Avonlea, ja das ganze macht nicht nur Sprachlos, sondern auch irgendwie ein wenig „Hilflos“. Und es mag bezeichnend sein, wenn selbst „halbassilimierte“ deutsche nicht den Weg nach Frankreich finden wollen aufgrund der dortigen Pandemiesituation.

Wenn es nicht so traurig wäre, wäre es ganz interessant, eine Verhaltensstudie vor Ort zu machen. Ich darf nämlich mein Auslandssemester mitten in der Pandemie verbringen. Die Uni hat gerade aufgemacht, die Kurse sind voll. Im Hörsaal ist alles wie immer: Dreißig Leute drängen sich in zwei Reihen zusammen, die restlichen dreihundert Plätze bleiben leer…
Es wird überall Maske getragen, auch draußen auf der Straße und nachts um 2, aber es ist befremdlich, an wie eh und je überfüllten Restaurants vorbei zu gehen: Links fünfzig Leute in der Außengastronomie in einer engen Gasse, rechts drei Passanten. Die fünfzig Leute im Restaurant ohne Maske und fröhlich plaudernd und die drei Passanten mit Maske. Es ist nicht schwer zu erraten, in welcher der beiden Gruppen ich mich meistens aufhalte.
Im Supermarkt: Alle tragen brav Maske, aber wenn man nur eine Sekunde zu lang vor den Tomaten steht, kommt rechts neben dem Ohr ein Arm angeflogen und greift in die Tomaten, während man den heißen Atem des Ungeduldigen im Nacken spürt. Und wenn jemand auf der Straße ein bekanntes Gesicht -sofern an den Augen zu erkennen- trifft, wird - natürlich - die Maske abgenommen, damit man sich besser verstehen kann.
Mich wundert an den französischen Zahlen überhaupt nichts. Absolut nichts. Die Pandemie erscheint wie ein Accessoire, das man mit sich rumträgt, ansonsten aber weitermacht wie bisher.

Die Bundesregierung hat gestern neue Risikogebiete herausgegeben: Die Bretagne, die Normandie und die Region Centre-Val-de-Loire sind nunmehr betroffen. Wer dorthin reist, muss künftig nach seiner Rückkehr in Quarantäne und einen Corona-Test vorweisen. Die Reisewarnung bedeutet außerdem, dass Pauschalreisen kostenlos storniert werden können.
:arrow_right: Artikel: wa.de, 24.09.2020

Wir haben es gewagt - und waren von 6.09. bis 20.9. im Urlaub in Frankreich (aus Österreich, Hin- und Rückreise über Italien). Zum genaueren Reiseverlauf (dank eurer Tipps) und unseren Eindrücken schreibe ich noch gesondert.

Zu Corona: wir haben grosse Städte möglichst vermieden (Marseille z.B.), wenn, dann immer mit Maske und auf Abstand geachtet (Avignon, Nizza nur ganz flüchtig…)

Unser Eindruck war, dass fast überall konsequent Maske getragen wurde, Abstand halten gut möglich war (in den meisten Regionen sahen wir kaum ausländische Touristen), und wir uns nicht unwohl fühlten. Allerdings hielten wir uns meist im Freien auf, durch die Temperaturen war es ja auch am Abend schön, draussen zu sitzen, und besuchten keine Bars und dergleichen, wo sehr wohl viele dichtgedrängt saßen! Einzige Ausnahme war Saintes-Maries-de-la-mer an einem Sonntag, wo sich wohl alle Franzosen der weiteren Umgebung noch ein Sommerwochenende gönnten :stuck_out_tongue: und sowohl der Strand als auch die Lokale mehr als gut besucht waren. Trotzdem war es möglich, den Abstand einzuhalten, was wir taten, aber leider nicht alle! Insgesamt also war es für uns Touristen sehr angenehm - wir waren ja zum Glück nicht gezwungen, uns in Gebäuden oder Geschäften mit vielen Menschen aufzuhalten.

An unseren letzten beiden Abenden in Italien (obere Aria) war es viel voller und die Menschen (hier viele Touristen aus D und Ö) weitaus undisziplinierter. Wir haben dann auf unseren abendlichen Bummel durch die Einkaufsstrassen verzichtet.

Meine Meinung dazu - und die hat sich durch den Urlaub nur bestätigt - es gehen zu viele Menschen sorglos mit der Lage um, es wundert mich manchmal, dass die Zahlen nicht noch höher sind. Als Urlauber, bzw. zu Hause als Rentner, wenn man sich seinen Tagesablauf, die Einkäufe und andere Erledigungen in Eigenverantwortung gestalten kann, ist es nicht schwierig, den Gefahren möglichst auszuweichen. Schlimm ist es, dass Menschen, die berufs/verkehrsbedingt zu engen Kontakten gezwungen sind , durch leichtsinniges Verhalten anderer gefährdet werden! Das ärgert mich und macht mich irgendwie hilflos…

Das Auswärtige Amt hat seine Risikogebietsliste aktualisiert und auch zwei der letzten drei weißen Flecken auf der Karte rot gefärbt: Auch vor Reisen ins Pays de la Loire und nach Bourgogne-Franche-Comté wird gewarnt. Damit sind alle Regionen bis auf Grand Est Risikogebiete.
:arrow_right: Tagesschau.de, 01.10.20

Vielleicht rückblickend ganz interessant. Statistiken der INSEE über den Anzahl der täglichen Todesfälle zwischen 1. März und 30. April, Höhepunkt der ersten Welle, verglichen mit den letzten 2 Jahren.

insee.fr/fr/statistiques/45 … re2_radio1

Gründsätzlich: +20% Todesfälle in Vergleich zu einem durchschnittlichen Jahr. Jedoch sehr grosse regionale Unterschiede. 25 Départements verzeichnen eine Übersterblichkeit von max +5%, 15 davon sogar eine Untersterblichkeit. Auf der anderen Seite schaut es bei Mulhouse und Paris ziemlich schlimm aus: +116,6% im Département 68 (Mulhouse), +124,1 im Dpt 93 (nördliche Banlieues von Paris), +112,6 im Dpt 92 (westliche Banlieues von Paris) und « nur » +69,1 in Paris.

Dann gibt es auch interessante Zahlen, Vergleiche der Todesfälle in 15tagesperioden. So sieht man auch wie die erste Welle brutal angekommen ist und sich schnell beruhigt hat. Bsp: +144,6% Todesfälle in Muhlouser Departement in der 2ten Märzhälfte in Vergleich zur ersten Märzhälfte, und gleich -24% in der ersten Aprilhälfte im Vergleich zur zweiten Märzhälfte und schliesslich -50% in der zweiten Aprilhälfte im Vergleich zur ersten Aprilhälfte.

Wenig überraschend: sehr starke Untersterblichkeit bei den Französ_innen unter 24j, kaum Unterschied zwischen 25 und 49j und eine immer grössere Übersterblichkeit mit dem Alter ab 50j.