Air France in der Krise

Wüsste man nicht, dass es auch bei den meisten anderen Fluggesellschaften als Snack bei Kurzstrecken auch nicht viel mehr gibt als zehn abgezählte Salzcracker, könnte man dieses Mahl für den hohlen Zahn glatt als Zeichen für die lange schwelende Krise bei Frankreichs Nationalstolz Air France deuten. Streiks gehören zum Flugalltag dazu (… was sich ja auch Outre-Rhin ausgebreitete hat) und jetzt ist ein massiver Stellenabbau Konsequenz für ein nicht mehr wettbewerbsfähiges Geschäftsmodell.
Während in Deutschland jüngst ein Lufthansa-Streik, der sich gegen die Konzernentscheidung richtet, auf kostengünstige Konzerntöchter zu setzen, verboten wurde, ist ein solcher Streik in Frankreich noch möglich - und erbittert durchgeführt. Auch hier hatte Air France entschieden, die Billigfluglinie Transavia auszubauen. Zwei Wochen stand schließlich der Flugbetrieb still. Nun stehen 2.900 Stellen auf der Kippe.

Heute ist die Situation weiter eskaliert, als aufgebrachte Mitarbeiter das Management, darunter Vorstand Plissonier und Personalchef Broseta attackierten - im wahrsten Sinne des Wortes. Die Bilder von Managern in zerfetzten Klamotten, die vor dem Mob flüchten, über Zäune klettern, sieht man nicht alle Tage.
Da stellt sich schon die Frage: Sollte man das sehen? Ist das ein gerechtes DavidgegenGoliath? Ist das schon Klassenkampf und geht das zu weit? Ist Wettbewerbsfähigkeit nicht essentiell bei der derzeitigen Wirtschaftslage? Ist Air France die Caritas? Wie weit geht soziale Verantwortung und vor allem: Wie kommt es wieder ins Lot?

Meinungen? Ideen? :slight_smile:

Weiterlesen:
Proteste gegen Sparpläne: Air-France-Manager fliehen vor Mitarbeitern, Tagesschau
Air France sous le choc après l’agression de ses dirigeants, Le Figaro
Pilotenstreik ohne Ende - jetzt droht der Jobabbau, Focus Money

Eine sehr schlechte Image Frankreichs, die in der ganzen Welt sehr gut exportiert wird.!!!

Die Süddeutsche Zeitung hat heute in ihrer Online-Ausgabe einen interessanten Hintergrundbericht zu den häufigen Krawallen bei Streiks in Frankreich veröffentlicht. Dabei geht es unter anderem um die Rolle der Gewerkschaften, die in Frankreich viel schwächer sind als man vermuten könnte - und genau das sei das Schlupfloch für Radikale.
sueddeutsche.de/wirtschaft/f … -1.2679630

Unter den Leitungskraft der größten Französischen Unternehmen würden die folgende Frage gestellt 'Welche wird die nächste". Die Angestellten sind zwar immer mehr schlecht behandelt und die Gewerkschaften immer mehr unterschätzt, aber ist es meiner Meinung nach kein Grund, um die Lage schlimmer zu machen. Die Zusammenhänge der Arbeitswelt haben sich fast woanders in unseren industrialisierten Staaten verschlechtert. Sind die Arbeitsbedingungen der Angestellten von Air France wirklich schlechter als diese in VW-Unternehmen, Amazon oder Ryanair oder was noch?. Mir ist nicht so dessen sicher??? Eine symbolisierte Rückkehr zu der französischen Revolution mit der Enthauptung des Adligen, die heutzutage durch der Führungskraft der Firmen und der politischen Behörden verkörpert ist, ist nicht wünschenswert. Ernst gesagt, lohnt es sich den Personaleiter zu bedrohen, um die Arbeitsstellen zu retten???
Außerdem denke ich die Gewerkschaft der AirFrance- Piloten nicht so schwach als gedacht sind, im Gegenteil betrachte ich sie als eine echte und mächtige Interessengruppe angesichts der anderen Angestellten dieser Fluggesellschaft. Das Recht auf Streike betrifft überhaupt die privilegierte Belegschaft wie die Flugpersonal oder die Fluglotsen, die es sich regelmäßig leisten können
Ein goldenes Fallschirm bekommen zwar nur die Führungskraft, wenn sie mehr oder weniger gezwungen ist, das Schiff zu verlassen… Jedoch ist die Ursache des Übels viel tieferer gewurzelt als gedacht.