Schmöker ausländischer Autoren mit Schauplatz Frankreich

Zu Stefan Ulrichs Buch hatte ich :arrow_right: hier schonmal etwas geschrieben.

Ich empfinde das Buch aber nicht als Roman. Ich denke es ist wie die anderen Bücher der Reihe ein etwas ausgeschmückter Erlebnisbericht.

Da hast Du natürlich vollkommen Recht Avonlea, aber hatte Deine Rezension dabei gerade nicht im Hinterkopf.

Ab wann gilt ein Schmöker eigentlich als solcher?

Finde bei den Krimis von Alexandra von Grote auch immer mal wieder gute Regionsbeschreibungen(Kommissarin Florence Labelle und natürlich Kommissar La Bréa), würde die einzelnen Bücher/Büchlein nun aber nicht als Schmöker sehen, da sie schön leicht zu lesen sind, und ja auch meist mit unter 300-400 Seiten ja auch recht kurz gehalten sind.

Ich werde jeden Beitrag zu einem Buch von weniger als 500 Seiten sofort löschen! :mrgreen:
Nein, ich glaube es gibt keine Definition von Schmöker. Meine Intention war aber, eher gute Unterhaltungsromane aufzuführen und nicht Schiller, Büchner etc.

Ich habe eines ihrer Bücher zum Geburtstag bekommen und jetzt ausgelesen.

Das Lavendelzimmer von Nina George
Knaur 2013, 382 Seiten

Jean Perdu ist Buchhändler aus Leidenschaft - und aus Enttäuschung. Vor 20 Jahren, als er 30 war, verließ in seine Geliebte Manon wortlos und hinerließ einen Brief, den er all die Jahre ungeöffnet in einer Tischschublade eingesperrt hatte. Und diesen Tisch widerum in einem Zimmer, das er verriegelte. Bis Catherine auftaucht, eine neue Nachbarin, die gerade von ihrem Mann verlassen wurde und die nun Möbel braucht. Sie bekommt - dreimal dürft ihr raten - Jeans Tisch samt Brief. Er liest ihn also schließlich und muss statt Enttäuschung und Zurückweisung nun Trauer verarbeiten: Manon hat ihn verlassen, weil sie sterbenskrank war und sie bat ihn zu ihr in die Provence zu kommen, bevor sie stirbt. Jean Perdu löst also den Anker seines Bücherschiffes, das er als Pharmacie Littéraire aufgebaut hat und Bücher als Heilmittel verkauft, und macht sich auf in den Süden. Begleitet wird er zunächst unfreiwillig von dem jungen Schriftsteller Max Jordan, der wie viele andere, auf die er unterwegs trifft, zu einem Freund wird. Es geht also um die Verarbeitung von Trauer und Liebe und eine Rückgewinnung von Lebensfreude. Das klingt gut, ist es aber nicht immer.

Da haben wir mit Jean Perdu einen seltsamen Protagonisten, der denkt wie eine Frau, wenn er über Gefühle und die Tragik der Liebe nachdenkt. Ein Mensch, der der Welt durch (scheinbar) enttäuschte Liebe entsagt hat seit zwanzig Jahren, emotional verknöchert ist und alles an sich und um sich herum spartanisch hält - bis auf seinen Körper und seinen ungewollten Charme. Natürlich. Das passt nicht zusammen. Man kann nicht umhin, sich diesen Jean Perdu als hageren, älteren Herren mit langen Haaren und Bart vozustellen, denn das wäre er wohl eigentlich besser. Und dann ist da Manon, seine verstorbene Geliebte. Die nackt auf einem weißen Pferd durch die Camargue reitet und in ihrem Tagebuch für so manchen Fremdschäm-Kitsch sorgt. Und die - natürlich - tragisch stirbt. So ist ausgerechnet die Jean-Manon-Geschichte der Schwachpunkt des Romans, sowohl durch die Charaktere als auch durch die Story. Dabei geht es gar nicht um die Frage, ob alles realisitisch ist. Es geht um die Glaubwürdigkeit in der Fiktion und da hakt es manchmal sehr.

Es gibt viel Krebs in diesem Buch und es soll wohl dazu im Kontrast aber auch Hoffnung und Licht geben. Mir war es zu viel. Ich mag das einfach nicht gerne lesen.

Glänzen kann der Roman aber durch die vermeintlich kleinen Dinge. Genaue Beobachtungen. Hinreißende Nebendarsteller wie Samantha, die sie unterwegs aus dem Fluss ziehen, in den sie gesprungen ist, um zu wissen, wie es sich anfühlt, und der sich selber suchende, riesige Kopfhörer tragende Max Jordan. Und vor allem durch die perfekt gelungene Darstellung der Landschaften Frankreichs. Man kann es sehen, schmecken und fühlen und das in manchmal wenigen Worten, die entlang der faszinierenden sommerlichen Reise des Bücherschiffes auf den Flüssen und Kanälen fallen. Diese Leichtigkeitsseite der Heilung ist wirklich gelungen. So ist es vor allem das Frankreich, das Nina George darstellt, an das ich mich gerne erinnere, wenn ich an dieses Buch denken werde. Und die vielen kleinen Sätze und Beobachtungen, die einem selbst bisher entgangen waren oder die jenseits der Welt der Worte liegen. Und ich muss aus meiner Bibliothek endlich die Pharmacie Littéraire machen, die sie für mich schon lange war, bevor ich es erfahren habe. Durch dieses Buch.

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Ich mag das Buch sehr, ich habe es auf Deutsch und auf Französisch… Gewonnen hatte mich das Buch bereits durch die Widmung.

Oh ja, die Widmung ist sehr schön. Ich hätte mir auch gewünscht, jemanden in der Familie zu haben, der alles gelesen hätte, was ich schrieb. Ich habe aufgehört, als meine Eltern sich davor gedrückt haben, meinen Roman zu lesen. Das war keine schöne Erfahrung und ich musste daran denken, als ich die Widmung las.

Ja, das verstehe ich… :knuddel:

Merci für die Knuddeleinheit! Das war aber nicht die Absicht. :mrgreen:

Aber du klangst so traurig und da muss ich knuddeln… :wink:

Hier ein Sommerbuch für die letzten schönen Tage:


Die Liebenden von der Île de Ré - von Gabriele Jaric
Aufbau Taschenbuch, 384 Seiten, August 2015

Enttäuscht von der Liebe zieht die Endzwanzigerin Charlotte von den USA zurück nach Europa. Dabei besucht sie erst ihre deutschen Großeltern und dann ihre französischen, bevor sie auf der Île de Ré wieder ihrem Onkel Jo in seinem Hotel hilft und nebenbei ihr eigenes aufbauen möchte. Zunächst unerwünschte Hilfe erhält sie von Rafi, ihrer Jugendliebe. Und dann ist da auch noch das große Familiengeheimnis - nein, ich korrigiere - das Große Familiengeheimnis rund um den Unfall, der ihrem Bruder als Kind vor ihrer Geburt das Leben kostete. Und irgendwie hat das sowohl mit ihrer deutschen als auch mit ihrer französischen Familie zu tun, die seitdem kein Wort mehr miteinander reden. Diesem Geheimnis auf die Spur kommt sie mit Hilfe von Gemälden, die ihre Alkoholiker-Mutter, die mittlerweile verstorben ist, auf der Insel zurückließ. Während Charlotte versucht ihr Leben zu heilen und ihre Familie wieder zusammenzuführen, fährt der Leser oft mit ihr über die Île de Ré, lässt sich von Wind und Wetter durchpusten und von den menschlichen Beziehungen und Geschichten mitreißen.

Vorweg: Es ist nicht die Liebesgeschichte, die hier heraussticht und es ist auch nicht diese Geschichte, die im Mittelpunkt des Romans steht. Die menschlichen Beziehungen und Personenkonstellationen, der Umgang miteinander und was sie prägt stehen hier im Vordergrund und glänzen durch eine Tiefe, die man in einem Roman dieses Genres eigentlich nicht sofort erwarten dürfte. Das senkt das Lesetempo; der Fokus auf die Charaktere geht zu Lasten der Geschichte und der Spannung. Dafür trifft man aber auf interessante Verhältnisse: Da wären zum Beispiel die unerfüllte und unerwiderte Liebe zwischen Charlottes Onkel Jo und ihrer Freundin Lana oder die Freundschafts- und Trennungsgeschichte ihrer beiden Großelternpaare, die sich erst nach und nach entfaltet, nicht aber bevor das große Familiengeheimnis um einen tragischen Autounfall geklärt ist. Der heimliche Star ist das Kind Julie, die Tochter von Charlottes Ex-Freund in den USA. Sie ist mit viel Liebe zum Detail dargestellt und bereichert das Buch ohne dass sie auch nur ansatzweise eine Funktion für die Geschichte hätte. Es sind neben der Landschaft also vor allem die Personen, die das Buch für sich einnehmen.

Leider birgt es auch ein paar Schwächen. Ausgerechnet die Protagonistin Charlotte wirkt nicht rund, mancher Dialog verliert sich in Einzelheiten und die Handlung, die die Personengeschichte umrahmt, ist schwach: Charlottes Hotelbau ist für einen Rahmen nicht geeignet und dass Charlotte mit Rafis Hilfe anhand von Gemälden ihrer Mutter dem Familiengeheimnis auf die Spur kommt wie auf dem Klappentext angegeben, stimmt auch nicht.

Insgesamt ist « Die Liebenden von der Île de Ré » aber ein gelungenes Debüt, das die Schächen durch die Stärken wettmacht und prädestiniert für eine Fortsetzung. Für weitere schöne Lesestunden, aber bitte diesmal mit einer Insel im Sommer. Und mit einem passenderen Titel.

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Auf der Suche nach Dir - Greta Hansen (Deutschland)
Piper, 416 Seiten, September 2012

Ich hatte hier schon ihren Roman Eine Liebe in der Normandie vorgestellt, der mir sehr gut gefallen hatte. Aber dieses Buch hier, der direkte Vorgänger, war noch ein bisschen schöner. Wieder ist es ein historischer Roman und wieder geht es auch eher um Geschichte als um DIE Geschichte. Dennoch hier in Kurzform: Suzanne Goddard wohnt im südfranzösischen Fayence, wir befinden uns am Beginn des 20. Jahrhunderts. Sie wuchs ohne Mutter auf, nachdem diese eine Affäre mit dem Verlobten ihrer Schwester hatte. Und bei genau dieser Schwester und ihrem Vater wächst sie auf. Als sie fertig mit der Schule ist und anders als die meisten Mädchen um sie herum nicht sofort auf der Suche nach einem Ehemann ist, betritt sie einmal das Fotostudio des alten Monsieur Félix. Sie ist nicht nur fasziniert von der noch jungen Fotokunst, sondern auch talentiert und geht schließlich bei ihm in die Lehre. Auf einer ihrer Fototouren fährt sie nach Fréjus und trifft dort auf den jungen Journalisen Robert. Natürlich werden die beiden ein Paar und wollen heiraten. Aber vorher muss Robert noch einen Auftrag abarbeiten: Der Bericht von der Jungfernfahrt der Titanic. Es kommt wie es kommen muss, das Schiff sinkt und Suzanne hält Robert für tot. Sie zieht nach Paris, das zu jener Zeit die Welthauptstadt ist und Zentrum der Moderne. Die Geschichte geht noch viel weiter und dabei geht es auch gar nicht nur um Suzanne und Robert. Das Spannende ist hier, wie Suzanne und die vielen weiteren Figuren sich durch die Zeit bewegen. Die Atmosphäre ist toll, man wähnt sich vor Ort.

Diesem Buch merkt man die Liebe der Autorin zu historischem Stoff an als auch zu Landschaften, Farben, Bildern und Kultur. Alles wirkt gut recherchiert und man glaubt beim Lesen, tatsächlich etwas über die Geschichte Frankreichs des beginnenden 20. Jahrhunderts zu lernen. Über den Höhepunkt und das Ende der Belle Époque, das Wiedererwachen in den wilden 20ern, wie Frankreich sich ausstreckt in den Maghreb und auch wie sich die Provinz nur ganz langsam der Moderne öffnet.

Mitten drin in allem sind natürlich die Figuren. Ein strahlendes Paar, wie in jedem Unterhaltungsroman, aber auch viele, ziemlich viele spannende und gut gezeichnete Nebendarsteller, die durch die Geschichte wuseln und sie lebhaft machen. Eine Schwierigkeit des Buches und gleichzeitig etwas, was es interessant und unvorhersehbar macht, liegt aber genau hier: Die Sympathie des Lesers liegt nicht immer bei dem großen und tragisch getrennten Liebespaar. Die Geschichte bietet so viele Wendungen und zu keinem Zeitpunkt lenkt die Autorin den Leser so, dass man darauf hinfiebert, bis Suzanne und Robert sich endlich wiedersehen. Im Gegenteil. Das passiert überraschend und irgendwie unpassend. Vielleicht wie im richtigen Leben auch.

Es ist ein schönes, langsames Buch, das man genussvoll lesen muss, an dessen Details man sich erfreuen muss, die nicht immer auch Einfluss auf die Geschichte haben, sondern oft auch nur die große Geschichte der Zeit illustrieren sollen. Den klangvollen und nie willkürlichen Namen auch der winzigsten Nebenfigur zum Beispiel. Man sieht alles durch die Linse der Fotografin, die Suzanne ist und kann sich richtig fallen lassen in die Vergangenheit. Über weite Strecken gelingt auch der Spagat der richtigen Dosis zwischen Zeitraffung und Zeitlupe, doch gegen Ende gerät dies leider in ein Misssverhältnis zu Lasten der Zeitlupe und damit auch zu den Gefühlen aller Beteiligten und des Mitgefühls des Lesers.

Dennoch ist dies hier absolut ein Roman, dem man kleine Schwächen nur allzu gerne verzeiht um irgendwann erneut einzutauchen in ein spannendes Stück französischer Geschichte, Landschaft und Kultur. Viel besser kann ein Roman dieses Genres nicht sein. Neun von zehn Punkten.

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Julia Stagg - Monsieur Papon oder ein Dorf steht Kopf. Dtv 2014, 350 Seiten.

Ich nehme es gleich vorweg: Ich mag keine Bücher, die ein „oder“ im Titel haben. Das soll witzig sein und einen Vorgeschmack auf eine lustige Geschichte geben, aber für mich offenbart ein solcher Titel immer die Schwäche, sich nicht entscheiden zu können für einen, was widerum Rückschlüsse auf eine schwache Geschichte zulässt. Diese Erkenntnis ist leider erst erwachsen, nachdem ich mich durch dieses Werk gequält hatte.

Es fängt schon mit der Geschichte an, die gar nicht wirklich wiedergebbar ist, weil quasi nicht vorhanden. Auf dem Klappentext steht, es gehe um ein englisches Paar, das in die Pyrenäen zieht, um die alte Pension herauszuputzen und wieder zu eröffnen. Aber da haben sie Rechnung natürlich ohne den fiesen Bürgermeister gemacht. Bekannter Stoff also. Nur leider geht es darum auch nur am Rande. Im Grunde wird hier ein bisschen aus dem Leben des einsamen Dorfes erzählt, in langen und langatmigen Kapiteln. Man erfährt so etwas über viele Personen und aus verschiedenen Perspektiven, aber wie das alles zusammenpasst ist irgendwie nicht zu identifizieren und dazu auch ziemlich ermüdend.

Das Buch bewirbt sich selber mit einem Zitat des SWR: „Charmant, warmherzig, witzig erzählt - ‚Monsieur Papon‘ ist einfach beste Unterhaltung.“
Ich frage mich, ob die Redaktion das Buch wirklich gelesen hat. Es ist so ziemlich das Gegenteil davon: Langweilig, einfallslos, platt.

Die englische Autorin hat noch mehr Romane veröffentlicht, die in den Pyrenäen spielen und die Charaktere aus diesem Roman aufgreifen. Die Buchdeckel sehen stets verlockend aus, aber in Zukunft werde ich die Finger davon lassen. Welche Enttäuschung.
Ich gebe zwei von zehn Punkten. Einen für das Cover und einen für die Dorfkatze mit dem Namen Tomate.
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Gestern ist ein Roman erschienen: « Retour - Luc Verlains erster Fall » von Alexander Oetker. Sowie ich gelesen habe ist (oder war) er Frankreich-Korrespondent für RTL und N-TV, ich kenne ihn aber nicht. Der Roman spiel in Aquitaine. « Luc Verlain liebt gutes Essen, Frauen und sein sorgloses Leben in Paris - bis er nach Bordeaux versetzt wird und sich in seine alte Heimat verliebt. »
Ich habe ja ganz stark den Verdacht dass da jemand an den Erfolg von Commissaire Dupin anknüpfen will, aber mal abwarten, noch habe ich das Buch nicht gelesen, es liegt noch im Buchladen meines Vertrauens…

Regionalkrimis sind zur Zeit sehr angesagt. Wenn es dem Tourismus hilft - warum nicht? Aufgrund der Verkaufszahlen spiele ich mit dem Gedanken, selber einen Regio-Krimi zu schreiben, aber 1. werden die weißen Flecken auf der Frankreichkarte dafür immer weniger und 2. mag ich keine Krimis. Ein Kreuz, das mit dem Bestseller-Streben. :mrgreen:

Ja sowieso, ich glaube es ist auch schwierig einen Verlag zu finden… Selber publizieren bei den Amazonen finde ich auch nicht so glücklich.

Ich stelle fest, Journalisten sind nicht unbedingt die besseren Schreiberlinge… Ich habe gerade « Retour - Luc Verlains erster Fall » von Alexander Oetker ausgelesen und muss sagen ich bin enttäuscht. Es gab nicht halb so schöne Landschaftsbeschreibungen wie ich erwartet hätte und die Krimiseite ist nicht so spannend dass ich das Buch nicht hätte aus der Hand legen können. Am Rande gibt es noch so was wie eine Liebesgeschichte, die aber auch nicht überraschend ist… Nun ja, da müssen wir noch ein wenig üben Herr Oetker, der Name macht noch keinen Kuchen. :laughing:

Als nächstes lese ich « Commissaire Mazan und die Spur des Korsen » von Jean Bagnol (Nina George und Jo Kramer) aus der Reihe fand ich bisher alles spannend und die Landschafstbeschreibungen sind so geschrieben, dass man am liebsten sofort hin möchte. Deshalb waren wir übrigens auch mal in Mazan. :wink:

So ist das bei Fernsehjournalisten. Was man im Fernsehen sehen kann, muss im Buch halt aufs Papier und das scheinen nicht alle zu können.

Vielleicht wird ein neuer Roman ja besser…
Das einzige womit ich mich 100% identifizieren kann ist eine der Danksagungen:
„Meiner Familie möchte ich danken, weil sie bei endlosen Reisen nach Frankreich, der Hund neben mir auf der Rückbank, das Fundament für meine Liebe zur Grande Nation gelegt hat, zur Sprache, zum Meer, zum Savoir-vivre.“ :fr:

Marie Lamballe - Der Leuchtturm auf den Klippen


Bastei-Lübbe, 559 Seiten, VÖ Juni 2016

Finistère. Windumtostes Land, raue Landschaft, verschrobene Menschen. So stellt man sich diesen Teil der Bretagne vor und so erwarte ich auch eine unterhaltende Geschichte, die dort spielt. Marie Lamballes Roman enttäuscht einen nicht, sondern übererfüllt die Erwartungen.

Susanne Meyer-Schildt ist Kind reicher Eltern und studiert in Paris, bevor sie - nach Willen ihrer Familie - irgendwo ins obere Management einsteigt. Sie gerät aber an den zwielichtigen Paul, die Liebe ihres Lebens, und wird in einen Verkehrsunfall verwickelt. Danach erinnert sie sich an nichts und trampt in die Bretagne. In dem Glauben, sie sei Anne-Marie LeBars, die Adressatin eines Briefs, den sie in ihrer Manteltasche gefunden hatte. An der windigen Küste nördlich von Brest findet sie dann das, was sie nie hatte: Bodenständigkeit, Geborgenheit, das Gefühl, so gemocht zu werden wie man ist. Aber das Geheimnis ihrer wahren Identität droht immer am Horizont und es ist klar, dass das die Idylle ducheinanderwirbeln wird.

Marie Lamballe kreiert einen atmosphärisch dichten Unterhaltungsroman, der die Sehnsucht nach der Bretagne atmet und exzellent herübergebracht wird. Nicht erwartet hätte ich so manche sprachliche Feinheiten, hervorragende Dialoge mit Herz, die von genauer Beobachtungsgabe zeugen, und ein gutes Händchen für runde, wiedererkennbare Charaktere. Da wären die schwerhörigen und verschrobenen Geschwister Enora und Armelle mit ihrer kleinen Lebens- und Nebengeschichte oder Malo, der so schweigsam und schüchtern und doch ein tiefes Wasser ist. Und natürlich Alan, der sich nur langsam mit Anne-Marie bzw. Susanne anfreundet. Nicht zuletzt ist auch der Hund Bri-Bri ein kleiner Star.

Diese Liebe zu Details machen das Buch zu einem Lesevergnügen. Ohne sie könnte man die Geschichte für langatmig halten und sich gar ein wenig langweilen, denn es dauert ewig, bis sich alles entwickelt und auflöst. Marie Lamballe zähmt dadurch die Neugierde und macht ihren Roman von einem Glas Wasser zu einem Glas Wein: Langsam trinken, langsam lesen und genießen. Keine große Literatur, aber ein Muss für Bretagne-Fans (weibliche… :blush: ).

Die Autorin kommt übrigens aus Hannover, studierte Lehramt und hat zwei erwachsene Kinder. Zwei Bretagne-Romane von ihr sind bereits erschienen, in wenigen Wochen folgt das dritte. Ich glaube, ich werde die beiden anderen auch lesen.

Mir hat das Buch gut gefallen, ich habe es im Urlaub gelesen. Wer das auch testen möchte, sollte wissen, dass es hauptsächlich im Winter spielt. Das ist aus meiner Sicht eine wichtige Info, die ich vorher nicht hatte.
Ich gebe 8 von 10 Punkten!
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Okay… bin ja kein Bretagne-Fan und wenn ich das Cover sehe ist das auch kein Buch dass ich gekauft hätte… :laughing: Aber gut, das war beim « Lavendelzimmer » auch so und ich habe es nur gelesen weil ich es geschenkt bekam und schwups war ich vernarrt in den Schreibstil…