Frankreichs neue Siedlungspolitik

So schön Frankreich und viele seiner Städte sind, viele mittlere und alle großen Städte sind umgeben von Ghettos, schon von weitem sichtbaren Quartieren aus Kastenbauten aus den 60er und 70er Jahren, in denen vornehmlich diejenigen leben, die von ihrer Ausbildung, beruflich, von ihrem Einkommen und von ihrer Herkunft am sozialen Rande der französischen Gesellschaft auskommen (müssen). Die Gemengelage bildet den Nährboden u.a. für die Radikalisierung vieler Jugendlicher in den Vorstädten. Das Problem ist seit Jahrzehnten bekannt, doch nur wenige Maßnahmen haben lokal die Situation verbessert. Am Freitagabend kündigte Premierminister Valls nunmehr neue Schritte an, die für eine ausgewogenere soziale und ethnische Durchmischung sorgen und der Ghettobildung entgegenwirken sollen. Die Kosten des Programms werden für die ersten drei Jahre auf 1 Milliarde Euro geschätzt. Doch viele wohlhabendere Gemeinden wehren sich dagegen und insgesamt ist die Skepsis groß, dass ein neuer Versuch gegen die fortschreitende Segregation zum Erfolg führen wird.

nzz.ch/international/europa/ … 1.18497007

Ein schwarzer kleiner Junge mit höchstens 8 Jahren, der ganz allein spät am Abend vor einer mit Wörtern gegen der Polizei beschmierten Wand Fußball spielt. Ein provozierendes Klischee um die Ghettoisierung französischen Viertel darzustellen. Das klingt wie eine journalistische Inszenierung? Als Bewohnerin der Pariser Vorstadt finde ich solch eine Lage sehr selten… Eine Situation wie jugendliche Händler von sogenannten weichen Drogen mit irgendwelcher Hautfarbe, die mit einem Handy in der Hände, vor der Tür einer Sozialwohnung warten, wirkt mir wahrscheinlicher :bad:

Heute früh hatte ich keine Zeit, auf dieses Thema zu antworten, aber ich wollte auch auf den unbewussten Rassismus des gewählten Fotos hindeuten… Warum ausgerechnet ein Schwarzer, um einen Artikel über Armut, Ghettoisierung, islamistische Radikalisierung usw zu illustrieren ? Immer das Gleiche: wenn man Armut illustrieren will, nimmt man die Bevölkerungsgruppe, die man mit Armut assoziiert: die Schwarzen. Somit werden die Vorurteile bestätigt, und der Rassismus hat noch ein langes Leben vor sich.

Meiner Meinung nach sollte man aufhören über die „banlieues“ zu sprechen, denn dieser Begriff bedeutet alles und nichts. Die „banlieues“ sind nicht einheitlich alle arm, und selbst in einer als problematisch eingestuften Vorstadt, ist meistens nicht die ganze Gemeinde gemeint, sondern nur den einen oder anderen Stadtteil. Gleiches gilt für die Stadt im Zentrum: selten sind alle Stadtteile schön und reich. Die soziale Trennung liegt nicht zwischen Stadt und Vorstädten. Die Situation ist viel komplizierter.

Mit der Komplexität der Stadt (Marseille) setzt sich seit zwei Jahren der Marseiller Künstler Joan Ceccaldi (30) mit seinem Projekt OAÏ OF LIFE auseinander. Seit zwei Monaten kann man wieder seine bekanntesten Montagen auf der Terrasse des Marseiller Hauptbahnhofs sehen.

enmodebonheur.fr/2015/01/mar … -life.html

Tout ça c’est Marseille, merveille des merveilles…
Anders gesagt: Hier erlebt Marseille sein blaues (gelbes) Wunder… :mrgreen: