Der Rabe und der Fuchs (Jean de Lafontaine)

Viele von Euch kennen Lafontaines Fabel: „der Rabe und der Fuchs“.Generationen von französischen Schülern lern(t)en es auswendig in der Schule .Eine der bekanntesten Fabeln von Lafontaine überhaupt.

Hier eine übersetzung ins Deutsche:
Der Rabe und der Fuchs

Ein Rabe saß auf einem Baum und hielt im Schnabel einen Käse; den wollte er verzehren. Da kam ein Fuchs daher, der vom Geruch des Käses angelockt war.

»Ah, guten Tag, Herr von Rabe!« rief der Fuchs. »Wie wunderbar Sie aussehen! Wenn Ihr Gesang ebenso schön ist wie Ihr Gefieder, dann sind Sie der Schönste von allen hier im Walde!«

Das schmeichelte dem Raben, und das Herz schlug ihm vor Freude höher. Um nun auch seine schöne Stimme zu zeigen, machte er den Schnabel weit auf - da fiel der Käse hinunter.

Der Fuchs schnappte ihn auf und sagte:

»Mein guter Mann, nun haben Sie es selbst erfahren: ein Schmeichler lebt auf Kosten dessen, der ihn anhört - diese Lehre ist mit einem Käse wohl nicht zu teuer bezahlt.«

Der Rabe, bestürzt und beschämt, schwur sich zu, daß man ihn so nicht wieder anführen sollte - aber es war ein bißchen zu spät.

Und dort die frz. Worte von Jean de Lafontaine:
Maître corbeau, sur un arbre perché,
Tenait en son bec un fromage.
Maître renard par l’odeur alléché ,
Lui tint à peu près ce langage :
«Et bonjour Monsieur du Corbeau.
Que vous êtes joli! que vous me semblez beau!
Sans mentir, si votre ramage
Se rapporte à votre plumage,
Vous êtes le phénix des hôtes de ces bois»
A ces mots le corbeau ne se sent pas de joie;
Et pour montrer sa belle voix,
Il ouvre un large bec laisse tomber sa proie.
Le renard s’en saisit et dit: „Mon bon Monsieur,
Apprenez que tout flatteur
Vit aux dépens de celui qui l’écoute:
Cette leçon vaut bien un fromage sans doute.“
Le corbeau honteux et confus
Jura mais un peu tard , qu’on ne l’y prendrait plus.

Vor langen Jahren gaben die „Frères Jacques“, eine Kultgruppe, eine höchst persönliche Version von Lafontaines Fabel:

:wink:

Die Fabel haben wir letzte Woche an der Uni in meinem Prononciation-Kurs durchgenommen :smiley:
Gefällt mir gut, besonders der Satz
Apprenez que tout flatteur
Vit aux dépens de celui qui l’écoute.

Viele Fabel von la Fontaine sind noch erstaunlich aktuell… :slight_smile:

Wenn man bedenkt, dass die Fabeln zu La Fontaines Zeiten bereits über 2200 Jahre alt waren, darf man sie getrost als zeitlos bezeichnen. Die menschliche Natur hat sich, trotz aller zivilisatorischen Fortschritte, anscheinend nicht geändert.

@ Michelmau: Ich hatte als Kind ein illustriertes Buch mit den Fabeln von La Fontaine, das ich geliebt habe.
Auf dem Gymnasium übersetzten wir die Fabeln des Aesop, der La Fontäne die Vorlagen geliefert hat, im Griechischunterricht (ja, ja in den Augen von M. Sarkozy verschwendete ich meine Jugend mit der nutzlosen Beschäftigung mit dieser Sprache :stuck_out_tongue: ).

Ich habe mich sehr gefreut, jetzt erstmals eine Fabel von La Fontaine im Original lesen zu können. Geniale Idee! :smiley:
Wenn es Dir nicht zu viel Arbeit ist, dann stell uns doch bitte hin und wieder eine neue Fabel vor. Ich bin sehr daran interessiert!

Merci par anvance! :wink:

Für Tessi… meine lieblinge Fabel :

Le Loup et l’Agneau

La raison du plus fort est toujours la meilleure :
Nous l’allons montrer tout à l’heure.

Un Agneau se désaltérait
Dans le courant d’une onde pure.
Un Loup survient à jeun qui cherchait aventure,
Et que la faim en ces lieux attirait.
Qui te rend si hardi de troubler mon breuvage ?
Dit cet animal plein de rage :
Tu seras châtié de ta témérité.

  • Sire, répond l’Agneau, que votre Majesté
    Ne se mette pas en colère ;
    Mais plutôt qu’elle considère
    Que je me vas désaltérant
    Dans le courant,
    Plus de vingt pas au-dessous d’Elle,
    Et que par conséquent, en aucune façon,
    Je ne puis troubler sa boisson.

  • Tu la troubles, reprit cette bête cruelle,
    Et je sais que de moi tu médis l’an passé.

  • Comment l’aurais-je fait si je n’étais pas né ?
    Reprit l’Agneau, je tête encor ma mère.

  • Si ce n’est toi, c’est donc ton frère.

  • Je n’en ai point. - C’est donc quelqu’un des tiens :
    Car vous ne m’épargnez guère,
    Vous, vos bergers, et vos chiens.
    On me l’a dit : il faut que je me venge.
    Là-dessus, au fond des forêts
    Le Loup l’emporte, et puis le mange,
    Sans autre forme de procès.

…und ? Wagst du ein Tänzchen auf Deutsch ? :wink:

Ja, ich wage mal die Übersetzung!
Vielen Dank, Kissou! Das hat Spass gemacht!

[i]Der Wolf und das Lamm

Der Stärkere hat immer Recht,
wir werden es gleich zeigen.

Ein Lamm löschte seinen Durst an einem klaren Bachlauf.
Da trat plötzlich ein hungriger Wolf hinzu, der Abenteuer suchte
und den der Hunger in diese Gefilde zog.
Wer hat Dich so kühn gemacht, meinen Trank zu trüben?
sagte das Tier wütend.
Du wirst für deine Frechheit bestraft werden.

Mein Herr, antwortete das Lamm, seien Ihre Majestät nicht verärgert.
aber vor allem mögen Sie feststellen,
dass ich meinen Durst mehr als zwanzig Schritte
unterhalb von Ihnen lösche
und daraus folgt, dass ich unmöglich
Ihren Trank trüben kann.

Du trübst ihn, antwortete das grausame Tier.
Und ich weiß, dass du mich im vergangenen Jahr geschmäht hast.
Wie hätte ich das tun können, wenn ich doch noch nicht geboren war
antwortete das Lamm, ich werde ja noch von meiner Mutter gesäugt.
Wenn nicht Du, dann war es eben dein Bruder.
Ich habe gar keinen. - Dann ist es eben einer von den Deinen gewesen,
denn ihr erspart mir kaum etwas (?)
ihr, eure Hirten und eure Hunde.
Man hat es mir gesagt: Ich muss mich rächen.
Der Wolf trug das Lamm in den tiefen Wald dort unten
und dann fraß er es ohne viel Federlesen.[/i]

Und das ist Deine Lieblingsfabel, Kissou??? :open_mouth:
Es wäre jetzt interessant zu wissen, mit welchem Tier Du Dich identifizierst?

:laughing: Ich habe mich nicht für ein Tier identifiziert :wink: :laughing:

Als ich junge war, habe ich mit diesem Fabel verstanden, dass man nicht Zeit verlieren soll, mit einem Persone die immer Recht haben denkt (sie denkt dass sie immer Recht hat)…

Dieses Fable erkläre das sehr gut !! Das Lamm sagt « es war mir nicht, ich war nicht geboren usw usw »… aber der Wolf hört nicht das Lamm, weil er immer Recht hat…

Ich denke mit dieses Fabel an meinem « Schwierigschwester » (sagt man es ??? es ist die Freundine meines Brüder)… Wenn ich im August 2008 aus Frankreich züruckgefahren bin, hat sie mir gefragt "wie sagt man « Bon anniversaire » auf Deutsch ? ".
Natürlich habe ich « Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag » geantworten…

Aber… Sie hat in die Schule 4 Jahre Deutsch gelern, hat in meinem Satz die Wort « Wunsch » erkennt, und sagt mir "du hast « Wunsch » gesagt, also du hast nicht « Bon Anniversaire » gesagt… aber eine andere Ausdrücke !!!

Warum soll ich mit dieses Mädchen sprechen ?? Sie hat immer Recht… Und sie isst mir wenn ich ein Wort sage…

Also… ich sage nicht… Vielleicht bin ich das Lamm… :wink: (vielleicht bin ich mehr intelligent als sie, und überlege ich :wink: :laughing: :laughing: )

Verstehst du was ich meine ? :confused:

Ja, ich habe alles verstanden. Du hast Dich sehr gut ausgedrückt. :clap:

Deine Interpretation der Fabel geht in die Richtung „der Klügere gibt nach“ (c’est le plus intelligent qui cède le premier).

Das Lamm hatte aber gar nicht die Wahl nachzugeben oder sich zu wehren. Der Wolf fraßt es auf, weil er stärker war. Er hätte es auch gefressen, wenn das Lamm nicht auf seine Anschuldigungen geantwortet hätte.

Du meinst das Wort Schwägerin. :wink:

Den Ausdruck Schwierigschwester (=une soeur avec un caractère difficile) gibt es (leider!) nicht, aber bei manchen Frauen, trifftst Du mit dieser Bezeichnung den Nagel auf den Kopf!
Ich liiiiiiebe deine Wortschöpfungen!!! :laughing: :laughing: :laughing:

Dann spielen wir doch mal Übersetzungsmaschine und schlagen der schwierigen Schwägerin vor: Guten Jahresumwender! :laughing: :laughing:

:laughing: :laughing:

ich verwechselte immer Schwiegmutter et Schwägerin :wink:

@cri-zi : dein Idée ist sehr gut !!! Hast du ein ÜBersetzungsmachine mit „Schwierigschwester“ probiert ?? Oder soll ich ??

Reverso sagt : difficile soeur

:wink: :laughing:

@theresa : dein Satz

fällt mir gut !! :wink:

Gefällt mir ganz und gar nicht diese olle Fabel

Dieser Satz entspricht voll der Wahrheit und drückt aus was über Jahrhunderte Wahrheit wurde:
Der Wolf wurde so gut wie ausgerottet!
Wer ist also der Stärkere und wer will den Schafen suggerieren, wer der Böse ist?

Die Fabel könnte glatt vom alten Hirten Schorsch DubbleYou Bush sein, um seine Schäfchen auf den Krieg gegen den (Wolfs-)Terror vorzubereiten.

Osama bin Wolf :stuck_out_tongue:

Vielleicht habe ich in der Schule ja nicht gut aufgepasst, aber soweit ich weiß, waren es nicht die Schafe, die den Wolf ausgerottet haben…! :astonished:

Wo denkst du hin, natürlich sind Schafe immer unschuldig. :wink: Drum wollen am Ende ja alle immer nur Schafe :ange: und keiner Hirte :noel: und :gun: Hund gewesen sein.
Aber das ist wohl nicht nur ein deutsches Phänomen. :bad:

Mal abgesehen davon, dass man es sich meistens sowieso nicht aussuchen kann,

…finde ich, dass die Schafs-Rolle besonders undankbar ist :wink: .

Aus der Sicht des Schafs ist der Hirte nicht besser als der Wolf. Beide trachten ihm nach dem Leben und der Hirte will ihm auch noch an die Wolle!

Also, wenn ich wählen könnte… :sunglasses: