Front National 25,1% bei Europawahl

Der Satz „ich schäme mich“ wäre nur angebracht, wenn du durch dein Handeln zu diesem Ergebnis beigetragen hättest und dein Handeln jetzt bereust.

Nein, das finde ich nicht, ich habe das von vielen Franzosen gelesen.

Ich muss persönlich sagen,dafür das über die Hälfte nicht gewählt hat ist das ganz in Ordnung,außerdem sind die Franzosen da auch ein bisschen selbst schuld;)

Richtig, und genau das ist die Kacke. Diejenigen, die sich jetzt für andere schämen, können durch ihr aktives Handeln dazu beitragen, dass den Motiven derjenigen, für die man sich jetzt schämt, die Grundlage entzogen wird. Ein „betroffenes Entsetzlich“ ändert nichts.

Jaja ,Woolito , ich würde mich gerne auf Deine werten Ratschläge freuen. :smiley:

Das ist schön. Ich könnte mir vorstellen, dass bei 27% FN-Wählern im Elsass, die ja wohl kaum alle glattrasierte Dumpfbacken sind, mit denen man besser nichts zu tun haben möchte, durchaus der eine oder andere Bekannte in deinem Umkreis vielleicht ein FN-Wähler ist. Und bei Gesprächsgelegenheit könnte man dann freundliche Überzeugungsarbeit im gewünschten Sinne leisten, z.B.: „Pierre, stell dir mal vor, wir treten aus der EU aus und machen die Grenzen dicht, und du willst deinen Riesling in Baden verkaufen, lohnt sich aber nicht mehr, weil die da drüben fetten Zoll drauf erheben. Das wäre doch irgendwie doof, nespá ?“ :smiley:

Da viele Elsässer deutsch sprechen, hätten sie ja, falls in Frankreich wirklich die FN an die Macht käme und aus der EU austreten würde, immer noch die Option, eine Separierung anzustreben und „back to the roots“ zu gehen(bis 1918, gehörten sie ja zu Deutschland, seit dem Krieg von 1870, und bis zum Ende des 17. Jahrhundert war das Elsass-Lothringen ja deutsch) :alld:

Aber ich nehme ja mal an, dass bei der nächsten Wahl in Frankreich mehr Menschen wählen gehen werden, weil ihnen klar geworden ist, dass sonst die FN gewinnen könnte.

Ich möchte deinen deutschen Imperialismus nicht bremsen :wink: , aber das Elsass wählt mehr die FN als die anderen Regionen, und die FN ist nicht gerade die Deutschandfreundlichste Partei… Also wenn die Elsässer sich nicht « von Brüssel regieren lassen » wollen, würde es mich wundern, dass sie das von Berlin aktzeptieren. :smiley:

michelmau meint, dass er sich für den Elsaß schämt, damit ist das, glaube ich, besser ausgedrückt.

@wolitoo: Ich stimme Dir in Deiner Betrachtung zu, ich verstehe das auch so. Und noch ein Aspekt: Europa-Politik ist auch Kommunal- Politik. Wenn ich in viele Städte schaue, sehe ich keine deutschen Städte mehr, aber trotzdem sind es keine internationalen Städte. Vielleicht hat die FN in Paris so relativ wenig Erfolg, weil fast Jeder in Paris Ausländer ist, nicht bezogen auf die gemeldeten Einwohner sondern auf das Bild, das man dort sieht.

Ich glaube auch, dass die ungehemmte Öffnung der EU (in der Vergangenheit und in der Zukunft) ein großer Fehler ist. Wir langsam zusammen gewachsenen Europäer wollen vielleicht nicht so schnell so viel mehr werden. Lasst uns doch erstmal selber zusammenwachsen. Für mich als Deutscher ist ein Däne oder ein Portugiese z.B. kein Ausländer. Bei einem Bulgaren oder Rumänen z.B. sehe ich das anders, ohne jetzt die Person selber « in eine Schublade zu stecken ». Ich bin für Europa, aber ganz klar gegen eine Erweiterung in den nächsten mindestens 10 Jahren. Aber unser Werte- System ist leider so aufgebaut, mehr, höher, schneller. Europa wird nicht durch noch mehr Bürger noch stärker, Europa braucht Macht durch Verständigung und innerer Einheit. Davon entfernen wir uns aber leider im Moment von Wahl zu Wahl.

Meine Meinung dazu ; die Tochter Le Pen hat die alten Flaschen ihrers Vaters aus dem Keller 'rübergeholt , sie abgestaubt , neue bunte Etiketten aufgeklebt,ein paar Schädlinge entfernt , doch der Inhalt bleibt immer noch derselbe ; widerlich.Schmeckt nach Petainismus , Nostalgie nach der Kolonialzeit , Rassismus ,Ausländerfeindlichkeit , Antisemitismus . Aber jetzt ist das alles "salonfähig " geworden !
Die meisten FN - Wähler kennnen die Geschichte ihrer Lieblingspartei leider nicht !!!
@Woolito ; hast Du wirklich schon versucht, Dich mit FN-Anhängern zu unterhalten ? :mrgreen:

Zumindest können die anderen Länder jetzt nicht mehr zu Deutschland sagen:
"wie konntet ihr es nur damals so weit kommen lassen, diesem wahnsinnigen Hitler und seiner Partei so viele Stimmen geben?
Die Europawahl hat gezeigt, dass so etwas in anderne Ländern(bei geringer Wahlbeteiligung) noch heute möglich ist und dass durch Protestwähler die Rechten an die Macht kommen.
Auf jeden Fall brauchen andere Länder jetzt nicht mehr mit den Fingern auf Deutschland zu zeigen und als Nazis beschimpfen darf uns auch keiner mehr, nicht nach den Ergebnissen dieser Europawahl.

Das mit den „alten Flaschen“ mag sein, aber wie du selbst sagst: „Die meisten FN-Wähler kennen die Geschichte ihrer Lieblingspartei leider nicht“. Also keine hoffnungslosen Fälle, sondern „verlorene Schäfchen“, die man doch „auf den Boden der Aufklärung“ zurückholen könnte. :smiley: Ich muss zugeben, dass ich weder einen sich geouteten „bösen“ noch „verirrten“ FN-Wähler hier persönlich kenne. Ich kann nur vermuten, dass der eine oder andere, wenn man bestimmte Äußerungen einzuordnen versucht, zur aktuellen FN-Welle tendiert(e). In solchen Gesprächen habe ich dann versucht, mit Gegenargumenten zu überzeugen. Keine Ahnung, ob sich das im Denken und Wahlverhalten des Betreffenden niedergeschlagen hat. Ich habe aber den Eindruck, dass du ein „gebranntes Kind“ in Sachen Unterhaltung mit FN-Anhängern bist. Wie soll ich die Frage „Hast du wirklich schon versucht, dich mit FN-Anhängern zu unterhalten?“ verstehen? Ich schlage vor: Nicht aufgeben! :mrgreen:

Ich denke, „andere Länder“ haben Deutschland nach dem 2. Weltkrieg meines Wissens noch nie als Nazis bezeichnet, sondern einzelne Personen und Gruppen in anderen Ländern. Aus den Ergebnissen der Europawahlen kann und sollte man auch nicht ableiten, dass es bisher „legitim“ war, Deutschland / uns als Nazis zu bezeichnen / beschimpfen und jetzt nicht mehr. Deutschland steht zu seiner Geschichte und ist heute bei allen Mängeln eine demokratische, rechtsstaatliche, in Europa integrierte Republik. Und das Gleiche gilt ebenfalls bei allen Mängeln für alle anderen Staaten der EU. Hier jetzt mit dem Finger auf andere Länder zu zeigen / zeigen zu „dürfen“ (?) ist „Sandkasten“: Ätsch, deine Nase rotzt auch! :wink:

Vielleicht ein anderes Aspekt der EU Wahlen, das erklären können, warum niemand wählen geht, und warum am Ende die FN 1/3 der Mandate bekommt: die Vermehrung von listes fantaisistes also unseriöse, fragwürdige Kandidaten.

Im Wahlkreis Ile de France kandidierten 31 Listen !! Darunter
« L’europe de Marrakech à Istanbul »
« Féministes pour une europe solidaire »
« citoyens du vote blanc »
« espéranto, une langue commune équitable pour l’europe »
« pour une france royale au coeur de l’europe »
« cannabis sans frontières, stop la prohibition »
Alles 23 Listen, die weniger als 3% der Stimmen bekamen, machen 9.7% der Wähler aus. :unamused:

In anderen Regionen findet man Listen wie « syndicat de lutte contre les banques », « piratons l’europe », « la france se réveille » und « mayaud hors bords » (eine Liste ohne Programmm) :unamused:

Interessant auch: 2012 konnte Le Pen 6.421.426 Stimmen für sich gewinnen. Letzten Sonntag gingen « nur » 4.711.339 Franzosen für die FN wählen…

@Mislep

Ich hab jetzt mal versucht die Namen der Parteien mit meinem holprigen Französisch ins Deutsche zu übertragen, ist das richtig so:

Europa für Marrakesch und Istanbul
Feministinnen für ein solidarisches Europa
Bürger für Nichtwählen
Hoffnung, eine gemeinsame Sprache für Europa
Für ein königliches Frankreich als Zentrum von Europa(Auch wenn ich Frankreich liebe klingt das meiner Meinung nach sehr arrogant)
Cannabis ohne Hindernisse…, stoppt das Verbot

Das sind schon alles sehr merkwürdige Parteien, die einem irgendwie so konzeptlos erscheinen, und bei denen man sich wohl immer fragt was sie eigentlich möchten.
Mich hätte ja echt mal interessiert, wie viele STimmen diese Cannabispartei bekommen hat. :lol

Naja, ich glaube schon, dass die anderen Länder in uns Deutschen immer noch das Schwarze Schaf der EU sehen, wegen unserer Geschichte.
In Griechenland zum Beispiel wurde Merkel mit Hitler verglichen von protestierendne Griechen.
Wenn andere Länder etwas gegen Deutschland sagen wollen, aber keine richtigen ARgumente finden, muss immer noch das Naziklischee herhalten.
Ich kann Merkel überhaupt nicht leiden, aber den Hitlervergleich finde ich einfach unpassend.

Eigentlich sind das keine Parteien, sondern Listen von Bürgern (die manchmal auch eine Partei gegründet haben).
Die Übersetzungen stimmen nicht ganz.

Europa von Marrakesch bis Istanbul
Bürger der leeren Stimmzettel
Esperanto (Name einer erfundenen Sprache), eine gemeinsame, faire Sprache für Europa.
Für ein königliches Frankreich im Herzen Europas.
Cannabis ohne Grenzen. Die bekamen 0.24% in Ile de france (7389 Stimmen)

Ich setze das mal hierein, weil es neben anderen Faktoren direkt mit den Wahlerfolgen des FN zu tun hat. Heute kam es zu dem (sich schon eine Weile abzeichnenden) Knall in der französischen Parteienlandschaft, der teilweise diese Wahlerfolge erklärt: Eine fundamentale Enttäuschung über das Handeln der etablierten Entscheidungsträger. Der Vorsitzende der „Sarkozy“-Partei UMP (sozusagen die „CDU/CSU Frankreichs“), Jean-François Copé sowie die ganze Führungsspitze der Partei ist heute wegen falscher (Wahlkampf- und anderer) Abrechnungen in zweistelliger Millionenhöhe zurückgetreten („worden“). Die sogenannte „Bygmalion-Affäre“ (rechnungsstellende Eventfirma u.a für Sarkozys Wahlkampfauftritte 2012) bringt nun die schon recht zersplitterte UMP an den Abgrund. Gleichzeitig wird Präsident Hollande vom „traditionellen“ Flügel seiner Partei in die Zange genommen.
Wenn man den Unterschied der augenblicklichen Situation in Frankreich und Deutschland vereinfacht, kann man feststellen: ein Großteil der Deutschen ist trotz aller Probleme und allem „Gemoser“ zufrieden mit den politischen Entscheidungsträgern und der eigenen persönlichen Lage, ein Großteil der Franzosen ist es nicht.
Ein Interview mit Frank Baasner, dem Direktor des Deutsch-Französischen Instituts in Ludwigsburg, gibt einige Antworten, u.a. diese:

[i][b]„Woran liegt es, dass die politischen Eliten Frankreichs derart versagen, dass der FN stark davon profitieren kann?“

„Studien zeigen, dass gerade in zentralistischen Staaten abgehobene Eliten entstehen. In Frankreich treffen sich alle in Paris, sie besuchen dieselben Universitäten, sie verbringen Jahrzehnte miteinander. Das Resultat ist, dass die Eliten in abgeschotteten Scheinwelten leben. Je homogener eine Elite ist, desto eher verliert sie den Kontakt zur Realität. Und das ist ein Problem bei einer sich schnell wandelnden Gesellschaft.“ [/b][/i]

Und noch etwas. Man tut sich in Frankreich traditionell schwer, sich über politische Grenzen hinweg- und zusammenzusetzen (ich schließe jetzt mal den FN und die Cannabis-Partei aus :mrgreen: ), wenn „die Kacke am dampfen ist.“ Und genau das müsste eigentlich geschehen.

tt.bernerzeitung.ch/ausland/euro … y/30290017

spiegel.de/politik/ausland/f … ml#ref=rss

welt.de/wirtschaft/article12 … links.html

gute analyse , Woolito . :top:

Auf nationaler Ebene muss ich Dir zustimmen. Jedenfalls das, was bis an die Öffentlichkeit „durchsickert“.
Auf lokaler Ebene sieht es in meinem Departement ganz anders aus. Allianzen gegen alle Natur sind ziemlich üblich.

Z.B. in meinem „Kuhdörfle“, wo unter Führung des ehem. Bürgermeisters (Kommunist), alle möglichen „Postensuchenden“ auf seiner Liste mit unterkriechen konnten. Das Front de Gauche, PS & Grün ihm eh die Stange hielten (halt für das „Pöstchen“) ist ja noch fast „normal“ - bei den letzten Wahlen, vor 3 Monaten, wo es zu einer Stichwahl gegen unsere „freie Bürgerbewegung“ kam, krochen dann aber auch glatt noch ein paar UMP-ler zwischen den Wahltouren auf seine Liste - denn „unsere“ Liste lehnte eine Fusion mit diesen strickt ab.
Natürlich sassen „bei ihm“ auch schon die Grünen, denn denen war gar nicht recht, dass unsere parteilose „freie Bürgerbewegung“ von einer ehem. Grünen angeführt wurde, die bei denen die Tür laut zuklackte, weil ihr da zuviel Filz, Rückgratlosigkeit & Postengeilheit herschte.

Bei den Regionalwahlen sah das ähnlich aus. 2 ehemalige Bürgermeister (diverse Rechte, einer davon auch ehem. Abgeordneter der Nationalversammlung) „durften“ nicht auf die UMP Listen, weil sie Vorstrafen „kassiert“ haben.
Also machten sie ihre Alternativliste, und kamen auch prompt in den 2.Wahlgang, wo sie dann zwischen den Wahlgängen mit der… Kommunistisch geführten Liste fusionierten (der Listenführer, ein strammer Kommunist, in den 50er Jahren eines politischen Mordes (Gegenkandidat auf einer Wahlverabstaltung erschossen) schuldig gesprochen, anschliessend allerdings von der damaligen „sozialistischen“ Regierung begnadigt worden :slight_smile: Heute sitzt er dafür im Senat )

Halt halt, sagte ich Kommunistische Liste? Nein nein, da sassen auch ein paar Rosane Vögel mit drin, (gegen die eigene Rosa Liste :slight_smile: ) und natürlich auch Grüne (ja diese traten ebenfalls gegen die eigene grün-bunte Liste an). Ein sicherer Posten ist halt immer noch besser, als Politisches Rückgrat !

Tja, der Dank kam umgehend, bei den Kommunalwahlen dieses Jahres ! Der ehem., damals von der Justiz aus dem Amt geschasste DVD-Bürgermeister, trat mit kommunistischer & sozialister Unterstützung gegen den „neuen“ UMP Mann an - und gewann auch noch !

Hurra, das Spiel kann 5 Jahre weiter gehen.

Also, wenn ich eines in Frankreich gelernt habe, dann sicherlich, dass die Parteifarbe keinerlei Rolle spielt. Posten müssen es sein, egal welche Farbe man trägt.
Manchmal ganz witzig, was da für Farbkombinationen bei zusammen kommen können.

tja, dass sie jetzt am rumjaulen sind, weil ihnen jemand in die geschäftliche Suppe spuckt, kann ich mir gut vorstellen :slight_smile:
Also macht man mobil - wenn’s allein nicht klappt, dann vielleicht zusammen. Hauptsache: man behält seine Pöstchen & Budgets.
:catch: :catch: :catch: