Was verblüfft euch an Frankreich/den Franzosen?

Das kann passieren, wenn man selbst die Initiative ergreift, mit durchaus schönen Erfahrungen, aber ansonsten gilt in Frankreich: Mein Tisch ist mein Tisch. Und immer noch absolut tabu ist es, in einem vollen Café, Restaurant oder auf einer vollen Terrasse, wenn an einem Tisch noch zwei Plätze frei sind, auch nur auf die Idee zu kommen, zu fragen, ob man sich da noch zusetzen kann. Da ist man in Dland eher lockerer.

Naja deutschen Eifer und Eroberungsdrang kann man sich sparen. Aber was mich einmal verblüfft hat.

In ein zeitlupenhaft geführten Resto auf dem provencialischem Lande kamen 3 jüngere Gäste - 2 M 1 F - Mitte 30 - nicht undynamisch - evtl. geschäftlicher Anlass - Einheimische würd ich sagen. Das Lokal war halb gefüllt.

Gleich hinterm Eingang haben sie ihre Warteschlange gebildet, um den Accueil durch die traniglaunische Bedienung zu erwarten. Die kam auch min 1 mal an ihnen vorbeigelaufen, um sie kurz zu vertrösten. Was die 3 freundlich begleiteteten. Sie haben sich im Stehen - um sich herum lauter leere Plätze - unterhalten bis nach - ich würde sagen mind. gefühlten 15 Minuten - sich die Frau Oberin endlich bemühte sich ihnen zu widmen.

Ich hätte den 3en glatt den Ehrenpreis für Restoaccueilwarteschlangenausdauer verliehen. Sie waren vollkommen cool, ungerührt und haben sich angeregt unterhalten.

Was hättet ihr gemacht? Das Essen in dem Lokal war OK. :wink:

Ich wäre früher oder später als zur Stoßzeit gekommen. Und ich wäre in der gleichen Situation wie die 3 Ehrenpreisträger nicht cool und ungerührt geblieben, sondern wäre genervt woanders hingegangen. Warteschlangen oder in Eingängen rumstehen sind mir ein Greuel. Ob das deutsch oder mein „Temperament“ ist, lasse ich einfach dahingestellt. :smiling_imp:

Och weißt du, mit zwei Kinder passiert das IMMER. :unamused: gg

Das meinte ich mit „Ungeduld kennen die Franzosen nicht.“

Ich wäre wahrscheinlich irgendwann gegangen.
Aber was mich auch immer verblüfft ist die Tatsache, dass die Besitzer unseres Lieblingsrestos uns auch nach einm Jahr immer noch wiederkennen und uns immer den gleichen Tisch wie schon seit Jahren reservieren… :open_mouth:

Moin,

was mich auch immer wieder verblüfft, ist die Tatsache, dass man im Gespräch mit Franzosen alles von sich preisgibt und im Gegenzug kaum etwas erfährt. Unterhaltungen können mitunter länger dauern, und trotzdem kam nur « heisse Luft » bei rum, also Allgemeinplätze.

Dazu kommt dann der Hang zum Understatement. Es gibt ein Stadthaus und ein kleines Häuschen à la campagne. Beides aber nicht besonders protzig hergerichtet, sondern eher dans son jus. Drinnen finden sich dann zwar auch Antiquitäten, aber den teuren Anstreicher oder Tischler sieht man erst auf den zweiten Blick. Ich weiss nicht, wie ich eine typisch frz. Wohnung beschreiben soll. Es sieht alles wie bunt zusammengewürfelt aus, passt aber doch irgendwie zusammen. In der Garage findet sich dann eher ein wüst zerschossener C3 oder Xantia anstatt eines Benz, und den teuren Schneider oder die teure Brille erkennt man auch erst nach genauem hinsehen. All das mag ich, weil es ganz anders ist als in Deutschland, wo Protz alles ist.

LG,

Oliver

Wieviel und wie sehr, das hängt natürlich auch immer davon ab, wie gut dein oral und deine comprehension in Französisch sind und wie gerne du aus deinem eigenen Leben erzählst :smiley:

Na, das würd ich so pauschal nicht behaupten. Der Straßenverkehr in F z.B. wird allseits als hektisch empfunden (nicht nur in Reiseführern) und Geduld scheint dort nicht immer das Maß aller Dinge zu sein.

Andere histoire:
Die Besitzerin von meinem Hotel in Montpellier kommt eines Morgens auf mich zu und meint: „Rauchen sie bitte nicht so viel auf ihrem Zimmer, ich habe gerade die Wände frisch streichen lassen“… Ich hab sie natürlich gleich urdeutsch darauf hingewiesen, dass sie nur ein non-fumeur hätte hinschreiben müssen mit dem ich mich abfinden könnte, oder die Anzahl der Zigaretten , die man in ihrem Etablissement so pro Tag im Zimmer rauchen darf auf ein panneau. Das hat sie sichtlich überzeugt, trotzdem erschien sie mir nicht gerade freundlich… [size=75]ihr Verhalten hat mich natürlich verblüfft, ich würde mich aufgrund dieser Erfahrung aber dennoch weigern von genereller Unfreundlichkeit zu sprechen :wink: [/size]

Mit Kind und/oder Hund erreichst du natürlich die volle Punktzahl. Ich stell schon einen gewaltigen Unterschied fest ob ich etwa in weiblicher oder männlicher Begleitung reise oder ob gar ganz alleine.

Oliver hat schon irgendwie recht. Private Dinge im Guten wie im Bösen geben Franzosen meiner Erfahrung nach erst von sich, wenn sie jemanden gut kennen oder noch mehr, wenn sie jemanden in ihr soziales Umfeld aufgenommen haben. Da ist man in Deutschland je nach Sichtweise naiver oder spontaner oder mitteilungsfreudiger. Und im Negativen spielt die Gesichtswahrung in Frankreich ebenfalls eine größere Rolle.
„Oral“ und „compréhension“ sind auch so eine Sache. Franzosen sind wenig flexibel in einem komplexeren „Austauschgespräch“. Wenn man einen bestimmten Ausdruck oder Zusammenhang nicht versteht oder wenn man etwas sagt oder fragt, was zwar vielleicht verständlich ist, aber eben nicht der üblichen Ausdrucksweise entspricht, fällt es ihnen im ersten Fall schwer, auf „Synonyme“ umzuschalten, und im zweiten Fall verlieren sie schnell das Interesse. Nachfragen sind unüblich in Frankreich. Der „erste Schuss“ muss sitzen.

Simpel ausgedrückt: In einem Gespräch mit Franzosen hast du nur eine Chance. :smiley:

naja ich würd behaupten Deutschland ist nicht Deutschland bzw. das Verhalten ist schon auch abhängig vom Menschenschlag und seis die Region, die den Unterschied macht. In Bayern jedenfalls ist man da auch generell zurückhaltender und wundert sich oft über den Mitteilungsdrang jenseits des Weißwurstäquators :stuck_out_tongue:

Das mit den (fehlenden) Hinweisen, obwohl man deren Nützlichkeit einsieht, ist eine französische „Tradition“ (höflich ausgedrückt). Deine französische „Gastgeberin“ hatte den Disput mir dir sehr wahrscheinlich schon vergessen, bevor du die Rechnung bezahlt hast, und auch im Jahre 2111 wird noch kein „panneau“ im Zimmer hängen.
Wirklich extrem viele Hinweise stehen in Frankreich nur vor militärischen Sperrgebieten, selbst, wenn da nur eine Mülltonne stände oder das Gebiet eigentlich gar nicht gebraucht wird. Und wenn man sich mal so eine französische Landkarte anguckt, ist eigentlich die Hälfte Sperrgebiet. Merkt man aber irgendwie nicht. Frankreich ist groß. :smiling_imp:

Herzliche Grüße an „Michi“ Mohr und Miriam Stockl in den „Rosenheim-Cops“ :mrgreen:

Ahhhh was wieder einmal beweist, der Mensch neigt generell zur Verallgemeinerung - in Abhängigkeit von seiner Wohnfühltemperatur… :smiley: … mich mitnichten ausgeschlossen… :wink:

Von der geschlechterspezifischen Variante ganz zu schweigen :mrgreen: … Else Kling… Mamma Berghammer…

Im Moment verblüffen mich eure Kommentare.Allein der Tisch mit den zwei freien Plätzen…in der Beziehung finde ich die Franzosen ja voll "verklemmt " :wink:

Du darfst nicht alles glauben was man dir so über DIE Franzosen erzählt :wink:
Es wird allerdings kolportiert, Franzosen zeigen ihre Gefühle zueinander viel freizügiger in der Öffentlichkeit.
Stichwort: Frankreich-Land der Liebe… :heart: praktisch ein Exportartikel mit Gütesiegel :bulb:

Stimmt es wirkt schon hektisch, darüber hatte ich nicht nachgedacht. :wink: Obwohl ich es eigentlich weniger hektisch empfinde als hier. Als ich seit gerade mal einem Monat im Besitz eines Führerscheins war, musste/durfte ich 4 Wochen in Frankreich fahren, vielleicht hat mich das geprägt. :laughing:

Ja, das kann ich mir vorstellen, ich war mal allein in Paris, ich fand das alles andere als angenehm. :unamused:

Uns ist aber auch schon mal das Gegenteil passiert, wir wurden mit Kind + Buggy nicht in ein Resto gelassen, obwohl es von vorne bis hinten leer war, eine Stunde später war es noch genauso leer und seit dem verzichtet mein Männe auf seine geliebten Moule au Roquefort. :wink:

Ach ja und bezügl. der freien Plätze an einem Tisch. Warum sollte ich mich zu wildfremden Menschen setzen, die vielleicht ihre Ruhe haben wollen, bzw. warum sollte ich wildfremde Menschen an „meinen“ Tisch lassen, wenn ich mich in Ruhe unterhalten möchte. Was ist denn daran verklemmt? :open_mouth:

Natürlich sollte man vorher fragen und natürlich auch überlegen, was man selbst will und wozu man bereit ist.
Meinerseits habe ich die Erfahrungen gemacht,dass sich super nette Gespräche daraus entwickeln können. :wink:

In Deutschland ist der Mitteilungsdrang je nach Region sehr verschieden. Und das geht nicht einfach von Süden nach Norden oder umgekehrt. z. B. die Sachsen und die Rheinländer sind sehr mitteilungsfreudig, die Schwaben und die Hochalemannen sind eher zugeknöpft.

Bei meinem letzten Urlaub, habe ich mich, auf dem Wohnmobilstellplatz, eine Stunde lang, mit meinem französischen Nachbarn, über unser beider Reiserouten, unterhalten. Das Kuriose daran: Ich spreche kein Französisch und er sprach kein Deutsch. Was mich verblüfft hat: Wir haben uns wunderbar verstanden. :smiley:

Mich verblüfft diese Disziplin. Als Au-Pair habe ich dotr schrecklichen Hunger gelitten. Wir teilten und eine kleine Pizza zu dritt und wer nicht satt wurde, bekam noch Salat hinterher.

einmal zwischen den Mahlzeiten zum Kühlschrank zu gehen, war unter Androhung der Höchststrafe verboten.

Tout droit … sagten sie immer von sich … :smiley:

Was mich bei Franzosen verblüfft, ist, dass es anders als in Deutschland ist, und so freut es mich auch, so dass diese Unterschieden (Differenze?) unser charm machen! Oder?
:smiley:

…die Fähigkeit immer wieder Gesetze zu erlassen, die gar nicht angewendet werden.