Selbstmordwelle bei France Télécom

Ich frage mal meine Schwester, ob sie näheres weiss… :wink:

Souris,
ich glaube, dass das gerade das Problem ist. Man kann, und ich spreche aus eigener Erfahrung, die Endscheidung, Kurzschlußhandlungen zu begehen, nicht rational begründen. Man engagiert sich in den Aufbau einer neuen Struktur, man arbeitet Jahrzehnte für einen Chef, für ein Ziel. Und dann kommt einer, und zerstört dieses Ziel, um es durch ein anderes zu ersetzen, « Sie sind hier, um zu arbeiten, und nicht, um Fragen zu stellen ». Nach aussen bleibt alles gleich, gleiche Hausnummer, gleiches Firmenlogo, ok, ein paar Kollegen weniger, die Aussage « Du hast ja wenigstens noch Arbeit ». Aber Nichts ist mehr wie früher. Und dann gehst Du frustriert nach Hause und überquerst einen Bahnübergang, die Schranken senken sich…

… und du siehst diesen zügen hinterher, die dich nicht mitnehmen. du setzt dich hin und denkst über die letzten tage, jahre oder jahrzenhte nach. ein weiterer zug donnert vorbei und du bist wieder allein. wo du beim nächsten zug bist, kann eine schnelle und einsame entscheidung sein, ein bereuen danach gibt es nicht mehr. das kann passieren…

:astonished: bist du ein potentieller Selbstmörder oder hast du da bereits Erfahrung :unamused:

ich hab da so eine dunkle seite :smiling_imp:

nein, in der tat, hätte ich sowas vor über 30 jahren mal fast gemacht.
ich kannte drei menschen, die es getan haben. ich habe ihre letzten tage nie vergessen.

:smiley: Danke al, sehr schön geschrieben.Und ganz viel damit ausgedrückt :smiley: . Frankreich ist kein Land, welches über Allem steht, aber die Liebe zu diesem Land hat und wird mein Leben prägen und lebenswert machen. Dieses Land ist für mich sicherlich ebenso wichtig, wie real existierende Menschen.

:astonished: Schon wieder : 5 Selbstmorde in 14 Tagen bei France Telecom.
23 Selbstmorde und 16 Selbstmordversuche seit Jahresbeginn

Gestern lief auf ARTE eine Dokumentation über das „Drama bei der France Telecom“

Eine schockierende Doku, die anhand von Einzelschicksalen, die Geschehnisse anschaulich darstellt.

Nach dem Beschluss 22.000 Stellen ohne Sozialplan zu streichen, wurde von der FT systematisch ein perfides Mobbingsystem entwickelt, um die Menschen freiwillig dazu zu bringen, ihre Beschäftigung aus Resignation aufzugeben.

Die Depression war dabei Teil der Strategie. Die Menschen sollten „ausgelöscht“ werden, ihre Büros wurden z. B. einfach geräumt ohne den Mitarbeiter Bescheid gegeben. Sie wurden durch halb Frankreich geschickt, sie wurden mit Psycho-Personalgesprächen zermürbt, im Arbeitsalltag ignoriert…

Wer sich mit diesem menschenverachtenden System auseinandersetzen will, der kann das auf arte.tv tun. Dort liegt die Dokumentatin als Video vor:

:imp: Das Video läuft bei mir nicht. grummel

Aber ich verstehe nicht, wieso sich da nix ändert. Wenn es doch schon « alle Welt » weiß, warum müssen die nichts ändern? Warum gibt es nicht statt einer Selbstmordwelle eine Klagewelle? Die Angestellten können einem echt leid tun.

Souris,seit Mitte März ermittelt die Staatsanwaltschaft -zumindest in einem Fall-und ermittelt und ermittelt und ermittelt…nach meiner Meinung auch zu lang :cry:

In einem Fall, das finde ich so lächerlich.

:open_mouth: Mein Gott sind wir schon so weit gesunken, dass sich Leute, mit leicht angreifbaren Charakter sich das leben nehmen. Weil sie den Druck dieser Pseudomenschlichen Lebensformen nicht standhalten. Es betrifft es ja auch nicht gerade wenig.

:open_mouth: Mal sehen, wie Du in so einer Arbeitsstimmung regieren würdest.

Meinst Du ob ich mir das Leben nehmen würde weil Vorgesetzte mich mobben?

aber vielleicht dient der als Grundlage für den Rest… :wink:

Mike, ich habe auch schon „Pferde kotzen“ sehen,bei denen ich vermutet hätte, sie würden nicht mal würgen können…

Hmm gut

Dieses Thema ist nicht gerade einfach. Vor allem wenn man versucht es in ein paar Zeilen wieder zu geben. Aber ich probiere es einmal.
Mir ist klar, dass Psychoterror oder Neudeutsch Mobbing zu einer der hinterhältigsten Formen der Auseinandersetzung gehört. Es gehört auch einiges dazu diese zig « kleinen » Nadelstiche zu ertragen. Mir tun die Leute, die sich das Leben genommen haben auch wirklich Leid. Und ich halte sie auch nicht für feige. Ich habe auch öfters die Erfahrung gemacht habe, dass ich mit einen eher introvertierten Charakter besser zurecht komme.
Aber
Ich versuche mal kurz meinen Charakter zu erklären.
Prinzipiell lebe ich nach der Devise « wie es in den Wald rein schallt … » Wenn jemand meint er müsste mir die Tür vor der Nase zu hauen dann muss er es eben machen. Ich kann Türen auch allein öffnen. Wenn jemand mein Büro räumen würde würde ich den Vorgesetzten fragen wie ich jetzt seiner Meinung nach meine Arbeit erledigen soll. Ein ganz ganz schlimmer Fehler bei mir ist anschreien. Da reagiere ich ja nach Tagesform sehr unterschiedlich. Bei guter Laune lache ich denjenigen Kopfschüttelnd aus (habe ich bei meinen Chef auch schon gemacht wirkt echt Wunder) und bei schlechter Laune schreie ich einfach zurück. Manchmal ist es auch hilfreich den Spieß um zu drehen und seinen « Gegner » ins Messer laufen zu lassen.

Leider scheint das Ganze « System » zu haben und keine Einzelfälle zu sein. Was willst du denn dann machen? So etwas läuft dann auch oft sehr subtil ab. Wenn du deinen Chef fragst, wie du ohne Schreibtisch deinen Job machen sollst, dann stellt er dir halt einen anderen zur Verfügung - in einem Büro ein paar hundert km weiter weg. Und wenn du dort nicht arbeiten willst, dann bist du unflexibel und musst deine Einstellung zur Arbeit überdenken. Und wenn du solchen Schikanen (ein anderes Wort fällt mir dazu nicht ein) täglich ausgesetzt bist, kann das ganz schön zermürben.
Ich kenne persönlich niemanden, der bei France Telekom arbeitet, aber was so über die Medien nach außen dringt klingt so, als ob es wirklich von der Unternehmensführung so gewollt ist. Wo willst du dich denn da als Mitarbeiter beschweren und etwas erreichen? Das hängt dann auch nicht an einem einzelnen Vorgesetzten, der vielleicht nur nicht richtig nachgedacht hat. Vermutlich wird sogar gezielt und bewusst schikaniert. Da hilft dann weder anschreien noch auslachen. Am Ende ist das dann nur ein Grund für eine Abmahnung oder Kündigung.
Im Prinzip bleibt dann nur selber zu kündigen und sich eine andere Stelle zu suchen. Nur wo? Je nach Alter und Qualifikation ist das (besonders in Zeiten, in denen über Wirtschaftskrise geredet wird) nicht besonders leicht.
Umstrukturierungen gibt es auch hierzulande in allen großen Unternehmen, aber hier hört man nicht von so vielen Selbstmorden, die damit in Verbindung gebracht werden.
Sind also die Franzosen - und speziell die Mitarbeiter von FT - zu empfindlich? Glaube ich nicht…

ich habe gerade im bekanntenkreis einen fall von mobbing miterlebt. das geht schon an die nieren. als ich gefragt habe, ob ich mal körperlich helfen dürfte, wurde dies abgelehnt.

da bist du als opfer so dermassen neben der rolle… das verstehe ich schon… aber was willste machen, wenn die da oben und die neben dir volle rückendeckung bekommen und du konsequent im regen stehst?

Dazu habe ich ein längeres Video gesehen, das über einen Lokführer berichtet, der einen « Personenschaden » erleben musste. Wer eine halbe Stunde Zeit hat, sollte sich mal das Video herunterladen und in Ruhe anschauen. Hier der Link zu dem Forum, im ersten Beitrag steht unten das Wort « Video », dort könnt Ihr Euch den Beitrag herunterladen: Ups, bist Du ein Mensch? / Are you a human?