Savon de Marseille

Nachdem endlich die Seife Einzug ins Forum erhalten hat hier ein kleiner geschichtlicher Überblick über dieses 1 (von 4 :unamused: ) « clichés marseillais »: die Savon de Marseille.

Es waren wohl die heimkehrenden Kreuzritter, die einst die Seife nach Marseille brachten. Längst hatten die Araber tierische Fette zu Seife gesiedet und wuschen damit ihre Klamotten. Später ersetzte das Olivenöl die tierischen Inhaltsstoffe, wurde gar zum Qualitätsmerkmal der « Savon de Marseille »

Der erste namentlich genannte Seifensieder war 1371 ein gewisser Crescas Davin und um den Hafen herum gab es eine stattliche Ansiedlung von Seifensiedereien. Bereits im 15 Jahrhundert war die Seife ein marseiller Exportschlager, es begann der Wechsel von der handwerklichen zur industriellen Fertigung. Im 16. Jahrhundert kamen deswegen jede Menge Fremdarbeiter als Spezialisten für die Seifenproduktion aus anderen seifen-produzierenden Städten wie Alicante oder Genua nach Marseille. Im 17 Jh wurde die Herstellung der Marseiller Seife per Dekret strikten Regeln unterworfen: Ausschließlich reines Olivenöl durfte zur Herstellung verwendet werden, zursätzlich wurde festgelegt, dass von Juni bis August nicht produziert werden durfte

Nachdem im Jahre 1709 die gesamte Olivenernte dem Winter zum Opfer fiel, musste sämtliches Öl teuer aus dem Ausland importiert werden. Da in Marseille als Freihafen keine Zölle erhoben wurden, konnten die Marseiller ihre Seife billiger produzieren als andere Hersteller in Frankreich und erlangten quasi das Seifenmonopol. Ende des 18. Jh produzierten 65 Fabriken 76 000 t Seife im Jahr, während es die 35 regionale Produzenten ausserhalb von Marseille auf nur 10000 t brachten

Das 19. Jahrhundert wird zum goldenen Zeitalter der Marseiller Seife die « unicolore Extra pur à 72% » wird zum Renner

Marseille gilt als DIE Seifenstadt schlechthin. Schließlich steigt auch der Verbrauch von Seife in der mehr und mehr industrialisierten Welt steil an.

Mit Beginn des 20. Jahrhundert allerdings geht es stetig bergab mit der Seifenherstellung. Immer mehr « synthetische » Reinigungsmittel drängen auf dem Markt und verdrängen die traditionellen Seifen

Ein Waschpulver namens « Persil » wird zwar noch von einem Marseiller erfunden, jedoch erweist sich Herrn Henkel als geschäftstüchtiger. Der Henkel- und der (Uni)Lever-Konzern dominieren die Märkte mit ihren Produkten, die Marseiller Fabriken werden von den großen Konzernen aufgekauft

Erst Ende des letzten Jahrhunderts kommt die Savon de Marseille wieder zur Bedeutung.
Allerdings in einem weniger von industrieller Massenproduktion bescherrschten Umfeldn, sondern als edle Produkte, die in einer zunehmend vom Wohlstand begleiteten aber auch ökologischer orientierten Welt Einzug erhalten

Danke Cristo, tolle Idee. Soweit ich weiß darf sich auch nur die Seife « Savon de Marseille » nennen, die in Marseille hergestellt wurde, oder? (Wie bei den « Callisson d’Aix »)

Ich benutze die Savon de Marseille um Flecken vorzubehandelt, das ist einfach genial, auch bei niedrigen Temp…

Meinen Infos nach gibt es keine « appellation contrôleé » bei der Savon de Marseille

Ach so und ich weiß absolut nicht mehr, wo ich das mal gelesen habe… Also keine appellation controlée bei der Savon…

Ahh, wer suchet der findet. Bei Wiki steht:

Und wieder was gelernt, da hab ich wohl was durcheinander geworfen. :smiley:

Heute kann man in den Souvenir-Geschäften von Marseille parfümierte Savons kaufen.
Meiner Mutter hatte ich ein Savon de Marseille au Pastis gebracht :smiley:
Eine Freundin, die ein Jahr in Marseille gelebt hat, hat mir « Lavande-Miel », « Pépins de raisins » und « Propolis » geschenkt :stuck_out_tongue:

Ich glaube das kann man wohl überall im Süden. Seit diesem Jahr sind „gebrochene“ Stücke an einer Kordel ganz aktuell. :unamused:

bei mir gibts immer diese flüssige variante:

Die liebe ich auch ! :fr:

Dann wäre doch dieses Produkt ideal für uns Südfranzosen: Persil | Lessives liquides | Ma vie en couleurs

[quote=« Napoleon »]
Dann wäre doch dieses Produkt ideal für uns Südfranzosen: Persil | Lessives liquides | Ma vie en couleurs
Was mich Frankreich betreffend immer wundert, weil was hat Petersilie mit Reinheit zu tun :astonished:

das ist die globalisierung

es heisst ja auch in neuilly LIDL und nicht schwarzmarkt
und es gibt KINDER-surprise und NIVEA etc…

[quote=„Cristobal“]

Aber das deutsche Waschmittel Persil heißt in Frankreich „Le Chat“ :wink:

Das liegt daran, dass in Frankreich der Unilever-Konzern die Rechte auf den Namen « Persil » hat. Kompliziert. Wie meine Recherchen ergeben.

Hier noch ein Link zur Herstellung der Seife:
http://www.savon-de-marseille.de/herstellung.htm

@cristobal
Nun Savons Marke « Eigenbau » gibt es vermehrt auch hier zu kaufen auf Bauernmärkten und so ohne synthetic.Aber auf ein in Marseille hergestelltes Produkt,dass in Deutschland erhältlich ist, bin ich noch nicht gestoßen.Schade eigentlich.Bleibt nur eins: Um das Bruttosozialprodukt in Marseille wieder zu steigern, solltest du vermehrt mit natürlichen Duftstoffen locken. :laughing:

Ah Marseille ist gerade sowieso Trendystadt in F. Da braucht man keine Seifensiedereien mehr zum Steigern des Bruttosozialprodukts. Da wird gebuddelt und gebaut, dass du die Stadt bald nicht wieder erkennen wirst. Schließlich steht 2013 der große Wurf an: Kulturhauptstadt Europas. Da fließt scheints Geld ohne Ende.

Marseille steigt also auf zur Kulturhauptstadt Europas.Habe ich auch noch nicht gewußt.Vergessen wir also das Bruttosozialprodukt im Hinblick auf die Seifenproduktion.
Es wäre trotzdem ganz lieb, wenn alle die buddeln uns gewaschen erwarten :jump:

Ja und zwar ist Marseille im Jahr 2013 die Kulturhauptstadt. Das Kennzeichen des Bouches du Rhône in dem Marseille ja bekanntlich liegt ist die 13. Ach was?! ggg

Es wurde im Jahr 2008 festgelegt. Hier ein Foto von der Reklame damals

Hm, bin da etwas skeptisch. Eigentlich sollte die Hafenskyline bis 2013 so aussehen, bleiben wird es wohl beim immer noch nicht fertiggestellten CMA-CGM-Head-Office-Tower von Zaha Hadid, der „Promenadisierung“ des Hafens in Joliette und einiger Untertunnelungen sowie der Autobahnrückbau an der Porte d´Aix. Kein Freund von Marseille muss befürchten, die Stadt in ein paar Jahren nicht mehr wiedererkennen zu können. Warten muss man da wohl eher bis 2016, wenn das „nackte“, in die Jahre gekommene „Velodrome“ ein bisschen aufgepeppt worden ist.
farm4.static.flickr.com/3073/257 … ea3e_o.jpg