Camargue - Tradition "Course Camarguaise"

Die Course Camarguaise

„Der Mensch bringt den Stier in eine ringsherum abgeschlossene Arena, und dort lässt er sich von ihm verfolgen, ohne ihn zu bedrohen, ohne irgendwelche Waffen zu tragen, aus der reinen Lust, sich mit ihm zu messen. Es ist ein Vergnügen edler Art, denn alles Herabwürdigende fehlt, ein Spiel, das den Mut des Einzelnen hervorhebt, und bei dem strenge Regeln eingehalten werden müssen. Der Stier hat alle Chancen, und bisweilen gelingt es ihm, den Mann zu verletzen; er selber hingegen wird niemals getötet. Das provenzalische Stierspiel wird „course libre“ genannt und ist eigentlich eine Art Turnier.“ (Henry Aubanel, Geliebte Camargue) (Anm.: Henry Aubanel war der Schwiegersohn des Marquis Folco de Baroncelli)

Der Urprung der Course ist das „Stierspiel“, wahrscheinlich geht es bis auf Zeiten zurück, da der Mensch begann, sich das Rind zum Haustier zu machen. Das älteste Zeugnis des Camargue-Stierkampfes stammt aus dem Jahr 1402. In Arles wurde ein Stierkampf zu Ehren von Ludwig II., Graf der Provence, veranstaltet.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts gab es heftige Kritik an diesen Spielen und man wird weniger grausam, der Mensch spielt allein mit dem Stier. Es werden verschiedene Dinge an seinen Hörnern befestigt, Blumen, Tücher, dreifarbige Kokarden der Stierzüchter, manchmal auch Würste oder andere Lebensmittel, die die Kämpfer abreißen müssen.

Um 1890 erkennen die Züchter den Wert der Rasse „Camargue“, die eher zum Kampf als zur Fleischproduktion und zur Arbeit geeignet ist. Man beginnt eine Kokarde zwischen den Hörnern des Stieres zu befestigen und man setzt Prämien für denjenigen aus, dem es gelingt sie abzureißen. Das ist die „course libre“.
Es werden Regeln eingeführt und es dürfen nur noch Raseteurs, in weiß gekleidet, in die Arena.
Es gibt eine offizielle Instanz, die die Gesamtheit der Stierkämpfe reglementiert, die F.F.C.C., die Fédération Française de la Course Camarguaise.

Seit 1975 heißt die Course nun Course Camarguaise und wurde offiziell als Sport anerkannt. Bis 1966 wurde sie „Course libre“ genannt und danach „Course à la cocarde“

Die Course werden nach Art der Stiere benannt

la super Royale : die sechs besten Stiere einer Zucht
la Royale : sechs Stiere aus den Besten einer Zucht
la complète : sechs Jungbullen (5-6 Jahre) aus den Besten einer Zucht
le concours de manades : Stiere aus verschiedenen Zuchten, die nicht in Konkurrenz zueinander stehen
la course de Tau : course mit nicht kastrierten Stieren
la course de vache cocardières : course mit Kühen
la courses de taureaux jeunes et/ou neufs : Wie der Name schon sagt
la course de Ligue (bis 2008 : Course de Protection) Course mit jungen Stieren und Raseteuren in der Ausbildung. Man unterscheidet noch nach dem Austragungsort, entweder ligue languedoc-Roussillon oder ligue PACA

(qui a remplacé celle de Protection en 2008) : course de jeunes taureaux rasetés par des raseteurs débutants (stagiaires)

Vor einer Course steht das Abrivado. Die Stiere werden von ihren Gardians zur Arena getrieben. Früher war es so, dass sich die Zuschauer einmischten um die Stiere zu erschrecken, daraus wurde ein spielerischer Kampf zwischen Gardians und Zuschauern. Heute ist es allerdings so, dass aus Sicherheitsgründen oft die Stiere mit LKWs zu den Arenen gebracht werden. Das Abrivado findet meistens am Vormittag statt.

Abrivado in Saint Lauren d’Aigouze

Hinweisschild bei der Fête votif im September in Le Grau du Roi

Der Ablauf einer Course

Vor dem Stierkampf erfolgt der Einzug der Raseteure, la Capelado. Capelado kommt von „capèu“, das provençalische Wort für chapaeu. „Faire la capelado“ bedeutet „Den Hut zum Gruß ziehen“. Der Präsident sagt den Satz: „Messieurs les raseteurs, en place pour la capelado !“ Ohne dieses Ritual beginnt keine Course, die Raseteure laufen zu den Klängen von „Les Toreadors“ aus Bizets „Carmen“ in die Arena ein.

(Ich hab nur ein Bild ohne Raseteurs, dafür aber mit Arlesiennes)

Bei einer Course treten 6 Stiere jeweils eine Viertelstunde an. Zwischen dem 3. und 4. ist oft eine Pause.

Zunächst erfolgt ein langer Trompetenstoß, er kündigt den Stier an.
Dann kommt der Stier aus dem Toril (Stall) und sucht sich in der Arena „sein Quartier“, von dem aus er sich verteidigen kann.
La Presidence (besteht aus dem Präsidenten und zwei Beisitzern) nennt den Namen des Stieres (wenn er einen hat), den Namen der Zucht und kündigt die Prämien der Kokarde und Eicheln an.

Es folgt ein zweiter kurzer Trompetenstoß, danach dürfen die Raseteurs den Stier provozieren. Ein Tourneur hilft ihnen dabei. Ein Tourneur ist ein ehemaliger Raseteur, der mind. 10 Jahre lang „gearbeitet“ hat und seit März 2009 muss er auch 35 Jahre alt sein. Er lenkt die Aufmerksamkeit des Stieres durch Rufen und Gesten auf sich um ihn gut zu platzieren.

Der Raseteur läuft los und der Stier greift an, beide kreuzen sich und beim Schnittpunkt versucht der Raseteur mit seinem Crochet eines der Attribute abzureißen. Zuerst die Kokarde, dann die Eicheln zuletzt den ersten dann den zweiten Bindfaden.
Der Raseteur läuft weiter und flüchtet hinter die Barrikaden, ein guter Stier verfolgt ihn dabei, oftmals auch darüber.

Hier sieht man zwischen den Hörnern sehr gut die Kokarde (Cocarde) und das Stirnband (Frontal), am linken Ohr des Stiers ist eine weiße Rosette die Eichel (Gland), nur schwer zu erkennen am Ansatz der Hörner die Bindfäden (Ficelles)

Bei diesem hier ist die Kokarde schon ab.

Je länger der Stier in der Arena bleibt umso höher werden die Prämien für das Erlangen der Kokarde. Die Prämien hängen von der Qualität des Stieres und der Großzügigkeit der Spender ab. Das ist dann der Teil wo ich kein Wort mehr verstehe außer „…Euros de plus“ im Minutentakt, aber nach einer Viertelstunde ist Schluss und ein dritter Trompetenstoß gibt das Signal für den Rückzug.Egal ob die Attribute entfernt wurden oder nicht, der Stier muss zurück in den Toril. Will er nicht freiwillig zurück, so schickt man den Simbeù, das Anführungsrind der Zucht mit einer Glocke um den Hals. Normalerweise folgt der Kampfstier dem Simbeù, tut er das nicht treibt ihn ein Gardian mit dem Trident.

Je nachdem was es für eine Course war gibt es am Ende eine Preisverleihung mit allem Pipapo.

Es wird die Coupo Santo gespielt und den Abschluß der Course bildet das Bandido. Es sind nicht die Stiere, die an der Course teilnahmen, sondern sie wurden extra für die Bandido ausgewählt.

So, ich hoffe, ich habe das Wichtigste notiert…

Die Spender sind die ortsansässigen Geschäftsleute.

Ja, hab ich das nicht geschrieben? Dann hab ich mir das nur gedacht, weil es so selbstverständlich für mich ist. Entschuldigung. :confused:

Danke für die Einführung in den Stiersport :top:
Von Kampf kann hier ja keine Rede sein (zum Glück)
Mit was wird eigentlich der Stier bezahlt (ausser mit Kraftfutter :smiley: ) bzw. natürlich dessen Besitzer. Sind das Fixpreise oder wird ihre Leistung (Ausdauer) in der Arena honoriert. Oder hab ich da was falsch verstanden ? Die Auszeichnungen die er sich vom Stier holt gehören dem Raseteur oder?

Ehrlich gesagt… Keine Ahnung. :open_mouth: Die Prämien für die Kokarden bekommt der Raseteur, wie die Manadiers bezahlt werden und ob überhaupt weiß ich nicht.
Aber ich kann mich gerne erkundigen. Wenn sie für eine Course bezahlt werden schätze ich mal dass es auf den Stier ankommt. Also je besser der Stier um so besser die Bezahlung.