Reiseanekdoten - die besten Storys von Euren Reisen

Ich hab mir mal gedacht dem Forum stünde ein Thread in der Richtung nicht schlecht. Erlebt man doch im Urlaub oft Dinge, die man sonst eben nicht erlebt oder die ihm Alltag ihren „Charme“ oder gar ihr „Grauen“ verlieren…

Aktuell natürlich weil ich perso zumindest eine Histoire loswerden muss, wo ich jetzt doch gerade aus dem Frankenreich zurückgekommen bin und wo doch jeder hier auf dem Forum der meine Vorlieben kennt sagen darf: Selber schuld Cristo.
Ich perso bin ehrlich gesagt immer noch geschockt, dass so was in Frankreich passieren kann.

Sitz ich also doch in Camaret-sur-mer in einer Bar am Hafen - 20 h - um mir vor dem Dinner einen Apero zu genehmigen - draußen fast alleine vor meiner Pastaga… :smiley:

…kommt ein Mann des Weges und trifft direkt vor meiner Nase auf die Besitzerin des Ladens um ihr seine Frage zu stellen:

  • Where can I see the football-match this evening ? :stuck_out_tongue:
    Man muss dazu sagen die Bar machte Werbung, dass aber auch jedes Match live im TV angeboten wird.
    Also selber schuld dachte ich mir und die Barfrau sich vielleicht auch und sie antwortete
    -At 8:30 p.m in the barroom.

Der Mann der da des Weges kam, ein umdie40er mit einer schwarzen Weste bekleidet - ging also à l’interieur an den Tresen - nun d’accord er wankte wohl schon ein bisschen… zumindestens sprachlich.

  • I want a beer !
    hörte ich ihn bestellen und gleich daruf
  • No this one the yes the great one :unamused:

Ein durstiger Mensch wie mir schien, für einen Fußballfan allerdings nichts aussergewöhnliches :smiley: . Noch hatte ich mir auch gar keine weitere Gedanken über den Fußball des Abends gemacht so direkt vor meinem kleinen Gelben und noch am Überlegen ob die Wahl des Lokals, das ich zur Befriedigung meiner kulinarischen Gelüste im Anschluss auserwählt hatte auch wirklich die bon choix sei.

Da torkelt einer direkt neben mir aus der Bar heraus - eben jener - ich hör gerade noch

  • (I’m from) Allemagne :astonished:
    und schon erkenne ich den Bundesadler flattern auf seiner weißen Brust :open_mouth: und in der Hand hält er einen Riesenhenkelmaßglaskrug voller Kronenburg der ihm beim Versuch sich auf den Platz neben mir zu setzen und sich synchron dazu die erste Ladung in sein 0,33 Glas zu gießen beinah vollkommen überschwappt.
    :boulet:

Da sitzt er dann also neben mehr, die Schande meiner Nation, ein wahrer Fußballvollidiot :imp: Ich hab innerlich sogleich der Frau Ober auf Französisch erklärt:
-Moi je suis aussi allemand mais ce con au côté de moi il est l’exception et pas le règle :blush:

weil ich mir sicher war er würde mich nicht verstehn. Auch habe ich in Betracht gezogen überhaupt kein Deutscher sein zu wollen sondern staatenlos und mir wurde klar wenn ich allzu lange hier sitzen würde, müsste ich ihm eine Watschn verpassen bei all dem Müll der noch folgen sollte und deshlal hab ich dann einfachein bisserl schneller an meinem Glas genippt oder besser mich so schnell wie möglich vom Acker gemacht.

Im Resto de mon choix später vor meinem Meeresfrüchteteller lief schräg hinter mir das Spiel Ghana gegen Deutschland und natürlich konnte ich nicht umhin, zwischen der einen oder anderen Auster, Gamba, Crabefaser, Langustinchen und/oder Bulotschneggerl einen Seitenblick zu riskieren.

Es war ein tolles Gefühl zu sehen wie sich 11 deutsche Fuballer für einen Sieg abmühten, während ich es mir gut gehen ließ so ganz ohne mich dabei anzustrengen und selbst die Knackertechnik für die Schale der crabe beherrschte. :sunglasses:

Hin und wieder dachte ich natürlich auch an die Bar und ob sie den Typen dort drinnen schon das Klo runtergespühlt oder ins Hafenbecken geschmissen hatten. :smiling_imp: Es war ja das allerschlimmste zu befürchten nicht oder ?

:laughing:

Und warum bist du geschockt? Kommst du sonst nicht in Gegendenden mit deutschen Touristen? :wink:

Wenigstens bist du den Kerl gut losgeworden. Wir waren mal auf einem Ausflugsboot mit einer deutschen Schulklasse eingesperrt deren Lehrerin alles, aber auch alles, total falsch und übers Bordmikro übersetzte. :unamused: :unamused:
Seit dem machen wir immer einen großen Bogen um Schulklassen, jendefalls im Urlaub…

Ehrlich gesagt ist das einer der wesentlichsten Argumente Frankreichs, seiner Größe und der Vielzahl an verschiedenen Reisekonzepten, die es ermöglicht, dass ich da überhaupt hinreise. Ich möchte ja nicht unbedingt zwangsweise all jene und jenes um mich herum haben, was ich aus dem Alltag so kenne. :laughing: :laughing: :laughing: und mich ganz und gar auf die fremden Kulturen stürzen.

Kleiner Kontrast-Spaß zur Erzählung:

Am Nachmittag des selbigen Tages saß ich in demselben Lokal fast an demselben Tisch und hab beinah denselben jaune getrunken, da lief das Spiel Frankreich gegen Südafrika in selbigen Baroom auf gleichem TV: Die Franzosen sprangen alle hellauf begeistert auf bei jedem Tor der Südafrikaner und mit großem Applaus wurde Gourcuff nach seiner roten Karte verabschiedet. Die Stimmung war klasse natürlich mit einer Wagenladung „Hohn und Spott“ und meine Position als anfänglich Fremder wurde von Minute zu Minute besser, weil ich mit Worten und Mimik teilnahm an der großen Prozession des Untergangs des französichen Fußballs …

genau deswegen fährt man doch da hin, weil man die Einheimischen bei ihren traditionellen Ritualen beobachten will und nicht einen durchgeknallten Deutschen von der Titelseite der Bildzeitung, den man eigentlich auf Mallorca vermutet

Ja, ich weiß, ich bin wahrscheinlich abestumpft, ich war zu oft auf Mallorca, deshalb schockiert mich so was nicht mehr. :laughing:

Aber klar fährt man in ein Land um die dortigen Bewohner kennenzulernen und nicht seinesgleichen.

In Saint Laurent d’Aigouze, das ist der kleine Ort in dem ich morgens Brot hole, wird man wunderbar von den Einheimischen aufgenommen. Zwei oder drei mal in der Woche ist da ein Markt mit 5-6 Ständen, dort bieten Bauern aus der Umgebung ihre Waren an. Es ist so als würde man dazu gehören, okay, ich sehe auch nicht aus wie die typisch deutsche Touristin, aber oft bin ich ja doch an der Kamera zu erkennen. g Die Leute sind da einfach freundlich, grüßen, reden kurz übers Wetter oder man wird ins Gespräch gezogen, wenn beim Bäcker über die Friseurin gelästert wird… :laughing:

Moin,

na dann will ich auch mal… Wir schreiben das Jahr 2008, wir hatten ein langes WE im Mai und wir hatten Deutschland satt. Also haben wir mal wieder unsere letzte Asche geplündert und haben die erste grosse Fahrt mit meinem damaligen R5 (Supercinq) « nach Hause » gemacht.

Weil wir keinen Bock auf Stau in Antwerpen hatten (und wir es kaum erwarten konnten, heim zu kommen) sind wir morgens um vier los und waren um halb acht in Frankreich. Der Campingplatz, auf den wir wollten, war auch schnell gefunden und wir bekamen problemlos Quartier. Da der Platz aber riesig ist, haben wir uns ein wenig verfranzt und mussten « papy » mitsamt Hund um Hilfe bitten. Papy war auch sehr bemüht und ist wie der Teufel gewuselt, um unseren Stellplatz zu finden. Ein paar Tage später habe ich morgens im Camping-Supermarkt Croissants geholt, wo auch besagter Papy stand und ratschte. Als er mich sah, wurde ich sogleich gegrüsst und beim Anblick meines R5 gefragt « c´est quoi, VIE? » Ich habe ihm dann erklärt, dass das für « Viersen bei Mönchengladbach » steht. Da bekam Opa glänzende Augen und erzählte, dass er zum einen Borussia kenne und dass er zum anderen vor fast 30 Jahren mal aus dem Nord-Pas de Calais mit dem Rad nach MG gefahren ist. Er hat sich gerne an diese Tour erinnert…

Dasselbe Szenario im Jahre 2009, nur hat damals meine Ex-Frau den Führerschein bestanden, wollte ihren Geburtstag in Frankreich feiern und zugleich die erste grosse Fahrt mit ihrem neuen Kangoo (jaaa, wir haben einen mittelschweren Renault-Fetisch…)wagen. Wir kamen also wieder am Campingplatz an, ich fragte nach einem Quartier, Madame hat abseits im Auto gewartet. Wie erwartet war das Quartier kein Problem, also habe ich ihr bescheid gegeben und dem Portier gleichzeitig unser Auto beschrieben. Madame kam an und wollte passieren, der Portier wollte zuerst nicht um dann mit den Worten « aaaah, c´est madame!! » doch zu öffnen. Müssig zu erwähnen, dass sich die Receptionistin auch nach einem Jahr noch an uns erinnerte…

Das ist das, was ich an Frankreich liebe und mich fest glauben lässt, dass Gott Franzose war! Und solche Dönekes könnte ich viele erzählen…

Allons enfants…

LG,

Oliver

Mir sind da auch viele kleine Ereignisse eingefallen, die aber schon in grauer Vorzeit passiert sind. Ich denke einige Forenmitglieder hier waren da noch gar nicht mal in Planung… gg

Wir fuhren das erste mal an die Ardèche. Mein Papa wußte von seinem Bruder ungefähr wo er sein Zelt aufgeschlagen hatte und da wollten wir hin. Die grobe Richtung war Vallon Pont d’Arc. Wir klapperten jeden Campingplatz ab, bis wir den richtigen gefunden hatten. Die Dame an der Reception zeigte uns den Weg zum Platz an dem mein Onkel stand, es wurden kurzerhand ein paar Büsche gekappt :astonished: und wir hatten auch einen Platz. Ich weiß nicht mehr genau wie viele Jahre wir dort hin fuhren, aber immer wenn wir kamen erkannte uns die nette Dame an der Reception und konnte uns berichten wo mein Onkel war oder ob er noch gar nicht da war. g Eines Tages wurde (ich glaube vom ADAC) über die Ardèche berichtet und vorbei war es mit der Ruhe. Daher zogen wir weiter in den Süden und landeten auf einem ziemlich neuen Campingplatz in der kleinen Camargue. Die Bäume, die mittlerweile beeindruckend hoch sind, waren gerade erst frisch gepflanzt und spendeten keinerlei Schatten. Der Platz gehörte einem alten netten Mann, der uns auch Jahr um Jahr wieder erkannte. Einmal kamen wir dort hin und hatten einen kleinen Hund dabei. Erlaubt waren aber auf dem Platz nur Katzen. Er guckte ins Auto und meinte , ‹ das ist kein Hund, das ist eine Katze › und wir durften passieren…

Ah ich glaub ich war schon ganz stattlich gebaut damals :stuck_out_tongue:

Sind das alles Teutonen, die in der Ardeche-Schlucht hängen und paddeln ?

Eine kleine Kindheitsgeschichte auch von mir: Als ich das erste Mal in Frankreich war, warn von den vielleicht meisten hier auf BF die Eltern gerade mal geplant.
Das war im Jahre 64 des vergangenen Jahrhunderts. Weil es mir so gut gefiel sind meine Erzeuger mit mir dann auch 65 und 66 in Juan les Pins gewesen. Sie hatten sich jedesmal mit meiner Tante und meinem Onkel ein Häuschen gemietet. Ich kann mich (auch dank der Fotos) sogar noch an ein paar Erlebnisse erinnern.

Morgens durfte ich immer mit dem Vater Baguette und Milch holen gehen. Damals existierte noch die Institution des Milchladens. Das war immer eine besondere Herausforderung für mich, weil der Transport des Baguettes mir überlassen wurde. Kurz: Es hat mich mit großem Stolz erfüllt bereits in so jungen Jahren Verantwortung für die Nahrungsbeschaffung der Familie zu tragen. So ging das die ersten 2 Jahre gut bis ich im dritten Jahr wieder vor dem Milchladen stehen wollte, der aber kein solcher mehr war. :open_mouth: Tieftraurig war ich damals. :frowning: Ein Form von Traurigkeit, die ich bis heute immer noch verspüre, wenn ich mich an den Moment zurückerinnere… weil es so weh getan hat, dass diese Konstante täglicher Freude einfach für immer verschwunden war…

das heftigste, was ich bisher im urlaub erlebt habe, geschah am obelisken (von den man aus nach england sehen kann), für die ahnungslosen des franz. nordens: nahe calais.

dort sass ich nahe der steilklippen und genoss mein baguette. nicht weit von uns zeigte ein alter mann mit seinem stock wild in der landschaft herum und erklärte seinen enkeln(?) irgend etwas. ich dachte mir, aha ein franzose oder brite, der den kindern was zur geschichte dieses mit bunkern übersähten berges sagt. aber weit gefehlt, denn bald hörte ich einige wortfetzen:

…nachdem wir dem franzmann in den ar… getreten…
…warteten wir hier auf die tommys…
… aber die waren zu feige… wie immer…
…denn wir waren hier…

als ich vor wut aufsprang und auf dieses überbleibsel vergangener zeiten losgehen wollte, hielt mich meine frau an beiden beinen fest, denn sonst, ich weiss nicht…

Das glaub ich. g

Damals kamen Holländer, wie es heute ist, weiß ich gar nicht. Wir wollen aber nächstes Jahr mal hin. Damals waren nur wenige Deutsche in Frankreich. Wenn man einen traf, hupte man sich noch gegenseitig. :laughing:

:knuddel: :knuddel: Verstehe ich.

Wir waren am Atlantik auf einem Campingplatz und dort gab es nur einen fahrenden Bäcker. Mein Papa sprach nur ein paar Brocken Französisch und als er nicht verstand was die Frau im Geschäft bezüglich des Brotes sagte, sagte sie: „Tut, tut - voilà!“ Wenn es hupt ist der Bäcker da. gg

Ich hatte vor vielen Jahren in Monaco ein kleines Erlebnis.

Mein Mann, unsere Tochter, unser Hund und natürlich ich, saßen oben beim Palast auf einer Parkbank und haben uns schweigend ein Eis gegönnt. :stuck_out_tongue: Neben uns saß eine Familie aus Deutschland mit einem ca. 12 jährigen Jungen.

Als ich mein Eis zu fast zwei dritteln gegessen hatte, habe ich mich erbarmt und den Rest an unseren Hund verfüttert (immer noch schweigend :smiley:) . Der Junge auf der Parkbank nebenan meinte dann zu seinen Eltern " passt auf jetzt lutscht sie gleich wieder selbst an dem Eis".

Ich drehte mich dann lächelnd zu ihm um und meinte ganz höflich, das ich das wohl sicher nicht tun würde.

Dieser Junge wird wohl nie mehr in seinem Leben so hochrote Wangen bekommen und sich sicher immer überlegen was er wann und wo sagt. :laughing:

Auch meine Familie und ich denken immer wieder an diese Szene wenn wir über Andere ablästern wollen. :blush:

So kanns gehn.

Gruß Gina

:smiley: Jaja das ist so eine Gefahr im Ausland, dass man glaubt sich « sprachlich » quasi in den eigenen vier Wänden zu befinden :wink:
Allerdings ist Monaco schon eine « gefährliche Ecke » weil sich in der Regel ja wohl jede Menge Mitdeutsche dort herumtreiben.

Den Beginn meiner Liebe könnt Ihr ja auf meiner Homepage (siehe Verlinkung, dann die Seite « Der Anfang ») lesen und dort ist auch ein Bild von mir. Aber ich erinnere mich auch an unseren ersten Besuch in Saint-Raphael im Jahr 1962. Es war schon später Abend und wir (meine Eltern und ich) wollten mit dem Taxi zu unserem Campingplatz gefahren werden. Unseren Beförderungswunsch beantwortete der Taxifahrer mit einem deutschen Kommentar: « Ich befördere keine deutschen Schweine » - Seitdem hat sich doch viel geändert :smiley: .
Und Jahrzehnte später in Nizza am Blumenmarkt: Nach dem Essen wartete ich auf den Kellner zum Bezahlen und sagte, 'man, ist der lahmarsc…', 2 Minuten später war er da und sagte in seiner Muttersprache ‹ und, hat es Ihnen geschmeckt? ›, es war ein Deutscher.

48 Jahre Urlaub an der Côte, ich hätte vielleicht ein Buch schreiben sollen :wink: .

Hier der direkte Link zum « Anfang »:

… da haben wir Schweizer den Vorteil… denn unseren Dialekt versteht eh keiner
(ausser uns selber, aber von „uns“ hat’s nicht sooo viel in Frankreich, ausser natürlich die französisch sprechenden Schweizer :wink: )
also können wir reden, wie uns der Schnabel gewachsen ist…
Dies birgt allerdings den Nachteil ,dass wir saumässig aufpassen müssen, wenn wir wieder Zuhause sind… :smiley:

Salut et bonne journée
Côtier :coucou:

Also hier im Dreiländereck verstehen wir die Schweizer auch recht gut, also aufgepasst Cortier.

Gruß Gina