Le Riz de Camargue

:unamused: Roter Reis kam mir bisher nie auf den Teller: Muss eine Seltenheit sein oder ich bin zu selten in F

Ich habe schon den roten Camargue-Reis gegessen. Der ist etwas weicher als der schwatte und schmeckt aber ebenfalls nach Reis. :smiley:

Die Reisfelder erklären übrigens auch die schlechte Luft in der Camargue.

Ich habe noch nie roten Reis gesehen. Wo bekommt man den denn? Nur in Feinkostläden in Frankreich oder da auch in normalen Supermärkten?
Oder bei Al? :smiley:

Ob man ihn bei Al bekommt weiß ich nicht, allerdings bekommst Du ihn hier bei Rewe in der Bio-Abteilung oder im Reformhaus. :wink:

Guck mal hier steht wo du ihn in F bekommen solltest…

Wildreis ist schwarz, Camargue-Reis bräunlich-rot. Schon gehört? Ein paar Leute wollen anfangen im Kaiserstuhl Reis anzubauen! Die spinnen, die Römer.

Muss auch mal ein paar Reiskörner in die Diskussion einwerfen:

a) Ich liebe Reis :smiley:

b)

Gemeint ist die gemeinsame europäische Agrarpolitik. :wink:

c)

Oder nicht doch eher das ökonomische Gleichgewicht? :smiling_imp:

Am Beispiel des Reisanbaus lässt sich gut zeigen, wie künstlich das « Naturparadies » Camargue in Tat und Wahrheit ist!

Ursprünglich « lebte » das Mündungsgebiet der Rhone im saisonalen Wechsel von süss und salzig, es gab regelmässige Überschwemmungen und Ablagerungen neuer fruchbarer Erde durch die Rhone.

Dann (19. Jh) wurden die beiden Rhonearme eingedämmt und der ganze nördliche Teil der Camargue für die intensive Landwirtschaft nutzbar gemacht, vor allem für den Reis. Das zog zwingend ein gewaltiges Bewässerungssystem mit hunderten Kilometern Kanälen nach sich, was die « Naturlandschaft » zu einer hochtechnischen Agrarfläche werden liess.

Die Folge des intensiven Reisanbaus mit dessen gewaltigem Süsswasserbedarf war, dass der Etang der Vaccarès, der markante Binnensee, durch die Abflüsse von den Reisfeldern a) zu einem ganzjährigen Gewässer wurde, b) « versüsste » dh. seinen natürlichen Salzgehalt verlor und c) massiv Giftsstoffe aus der intensiven Landwirtschaft unmittelbar neben dem Kerngebiet des « Naturparks » aufnehmen musste (und muss…).

In dieser völlig vom Menschen kontrollierten « Natur » brachte der vorübergende Einbruch der Reiskultur tatsächlich eine ökologische Veränderung: Der Vaccarès drohte (wieder) salzig zu werden, das Umland wieder karg und nicht mehr für die intensive Landwirtschaft geeignet.

Heute ist der Reis en force zurück (leider nur zum kleinsten Teil biologisch :confused: ) und die Schleusen und Kanäle werden nach einem minutiösen Plan geöffnet und geschlossen, der den beiden wichtigsten Wirtschaftszweigen der Camargue gleichzeitig dienen sollte: dem Reisanbau und dem « Natur »-Tourismus. Letzterer ist ebenfalls interessiert daran, dass der Binnensee (mit seinen Flamingos) das ganze Jahr über möglichst gleichmässig gross zu bewundern bleibt, dabei aber nicht zu süss wird. Sein Salzgehalt und seine Ganzjährigkeit werden permanent wissenschaftlich analysiert und per Kanal- und Pumpsystem gesteuert.

Ah darum der schwankende Salzgehalt.

:top: ah, geniale Veranschaulichung, Souris!

Für Camargue-Einsteiger: der Vaccarès ist das grosse, ovale, blaue und sehr feuchte Ding in der Bildmitte. :laughing:

Das untere Blaue dagegen ist das Mittelmeer :sunglasses:

Dass der Salzgehalt gerade sooooo tief runterging in den Neunzigern hat glaub ich auch mit den Unwettern der Jahre zuvor zu tun (Dammbrüche, Überschwemmungen).

Werde mich mal schlau machen :wink:

In der Tat, Überschwemmungen 93-94.

Dokumentation (auf französisch… :cry: ) über die Camargue gibts zB auf der Site des Naturparks. Das Spannungsfeld Umweltschutz, Landschaftsschutz vs. Wirtschaftsinteressen, in dem das Delta steht, wird dabei nicht verschwiegen.

parc-camargue.fr/Francais/do … orie_id=22

Oder: tourduvalat.org/nos_programm … a_camargue
Oder: cemadoc.cemagref.fr/exl-doc/coll … 000162.pdf

Die letzte große Überschwemmung ist ja auch noch nicht so lange her. :unamused: Allerdings betraf sie mehr die Petite Camargue.
Man hat auch, gerade in der Gegend von Saintes-Maries Richtung Beauduc, Deiche gebaut, damit sich das Meer nicht noch mehr Land holt. Sonst wäre das große blaue in der Mitte schon längst mit dem großen blauen unten verschmolzen.

Danke für die Links, den oberen kenne ich, die beiden anderen noch nicht.

Ich hab zwei alte Bücher von Henry Aubanel (Schwiegersohn des Marquis Folco de Baroncelli-Javon) es ist schon interessant zu lesen, wie es früher war…

Aubanel, kannt ich gar nicht. Ist das hier sein Sohn?

uzes.blogs.midilibre.com/tag/aubanel

Kann meinerseits zwei kleine Bücher beisteuern zu unserer Camarguebibliothek :smiley:

  • einen intelligenten kleinen „Wanderführer“ mit Illustrationen und Grafiken und Erläuterungen zu den Naturphänomenen und menschlichen Eingriffen: Huet, Michel: La Camargue. Les randonnées nature. Editions Glénat. 2000.
  • den Katalog des Camarguemuseums: La Camargue. Le delta du Rhône de ses origines à 1950. Fondation du parc naturel. 2001. Toll daran vor allem die alten Bilder und die ausführliche Bibliographie!

Viel genannt als sozialwissenschaftliches „Standardwerk“ zur Camargue ist auch

  • Bernard Picon: L’Espace et le temps en Camargue. Gerade in dritter Auflage neu erschienen bei dem wunderbaren Verleger im wunderbaren Arles :sunglasses: : Actes Sud.
    actes-sud.fr/ne/lieux.php

Keine Ahnung, könnte aber gut sein, oder?
Auf der Seite von ffcc (Fédération Française de la Course Camarguaise) steht in der Biographie von Baroncelli:
25/04/1933 Mariage de sa fille Frédérique avec Henri Aubanel.
1934 Henry Aubanel devient manadier.

Wobei « Henri » und « Henry » wohl der gleiche ist.

Die Bilder in einem meiner Bücher sind von Pierre Aubanel.

Deine Bücher werde ich mir ansehen, sofern es geht. Ich habe zwar mittlerweile wenig Zeit zum lesen aber ab und zu klappt es doch. :slight_smile:

Ihr wißt bestimmt alle, daß Reis überhaupt keine einheimische Pflanze in Europa, bzw in Frankreich ist. Wie kommt es also, daß ausgerechnet in der Camargue Reis angebaut wird ?.
1939 wurden 20 Tausend Mann aus Indochina (so nannte man früher das heutige Vietnam) von der Kolonialmacht Frankreich, nach Marseille dienstverpflichtet. Sie wurden bei ihrer Ankunft im Gefängnis " Les Baumettes" beherbergt. Viele wurden später als Arbeitskräfte in Rüstungsbetriebe geschickt.
1941 wird Frankreich wegen des Krieges in Asien nicht mehr mit Reis versorgt. Dann beschließt Maréchal Pétains Regierung 500 von jenen Indochinesen in die Camargue zu schicken, damit sie dort Reis anbauen.
« Uns plagten nicht nur Schnacken » erzählt Le Van Phu, « sondern auch Hunger, Mangel an Kleider, Mangel an Schuhe und Heimweh. »
Schon 1942 werden 180 Tonnen,1944 2200 Tonnen Reis geerntet.
Indochinesische Reisbauern bekommen trotzdem einen Hungerlohn und verdienen 10 mal weniger als ihre europäischen Kollegen.
Erst 2009 werden Überlebende endlich von der Stadt Arles geehrt, die ihnen einen bedeutenden Teil ihres Reichtums verdankt…Besser spät als nie!

Quelle:
http://www.20minutes.fr/article/370310/Marseille-Arles-redecouvre-les-peres-du-riz-camarguais.php
:wink:

Ich hatte gestern auch zwei Artikel zu dem Thema in meinem Postfach.

Wow das wusste ich gar nicht, danke Michel!

Wusste ich auch nicht, schliesse mich dem Dank an!

Wir hatten letzten Sommer bei einer Reisbäuerin in der Camargue Urlaub gemacht. Am meisten haben mich ja die Traktoren begeistert. Die haben nämlich keine richtigen Reifen, sondern sind aus Metall mit kleinen Spitzen dran, damit sie durch die Wasserfelder kommen. Der Nachteil ist nur, dass sie die Straßen kaputt machen, denn wenn zwischen den Reisfeldern eine Straße liegt, fahren die einfach drüber und machen riesige Löcher in den Asphalt. Das die französischen Behörden das zulassen, wundert mich echt.

Die Mücken waren übrigens unerträglich. Also, ich könnte den Urlaub nicht noch mal so empfehlen, aber der Reis war schon lecker…

Ich hab noch nie riesige Löcher in den Straßen gesehen, gegen die Mücken kann man sich schützen und wir machen jedes Jahr Urlaub in der Camargue :woman_shrugging: