Die Côte d'Azur und ihr Hinterland

das stimmt,mit den "höflichen"ps-boliden :smiley:
in monaco ist alles sehhhhr korrekt :stuck_out_tongue: :wink:

Wie schön. Das sind tolle Bilder und Eindrücke. Danke, dass Du sie mit uns teilst.
Da kann ich gleich mal in Erinnerungen schwelgen. Wir waren dort…ähm… ich war wohl noch ein Teenie. :blush: Als wir vor dem Fürstenpalast ankamen war grade Wachablösung. Und als eine dunkle Limousine aus dem Palast gefahren kam stritten zwei ältere Damen neben mir, ob wohl die Prinzessin (Caroline) oder die Fürstin drin saß. :laughing: So lange ist das also schon her. Aber ich fand es sehr beeindruckend und an die Klettereien kann ich mich gut erinnern. Aber ich stamme nicht aus dem Flachland und bin es gewöhnt dass es öfter mal bergauf-bergab geht. :wink:

Die Wachablösung in Monaco ist sooooo langweilig. Es passiert schlichtweg nichts. Ein Wachmann verlässt sein Kabuff und der andere übernimmt es. Und dafür steht man so lange an?

Die Île Ste.Marguerite

Seit Porquerolles habe ich nichts mehr gegen Inseln, im Gegenteil. Ich habe gelernt, dass man da einfach hinfahren kann und sie ganz und gar nicht die Einheit der Küste stören. Die Îles de Lérins sind auch etwas Feines und liegen direkt vor Cannes. Zwei größere Inseln sind es und paar kleine Felsen. Die Île Ste.Marguerite ist unbewohnt, auf St.Honorat, der kleineren der beiden, befindet sich ein bekanntes Kloster. Die Legende besagt, dass die Schwester vom heiligen Honorat die benachbarte Insel kaufte und auch dort ein Kloster baute um ihrem Brurder immer nahe sein zu können. Das klingt aber wirklich nach Legende…
Heute ist Ste.Marguerite im staatlichen Besitz und gehört zur Stadt Cannes.
Im Sommer ist besonders die Klosterinsel überfüllt mit Touristen, was die Mönche dort nicht freut. Ste. Marguerite ist etwas ruhiger, viel zu gucken gibt es nicht. Die Familien aus Cannes sollen am Wochenende zum Picknick herkommen um die Ruhe zu genießen und in den Buchten fast ungestört baden zu können. So etwas ähnliches haben auch wir vor.

Mit dem Zug geht es erstmals in den Westen. Wir passieren die Grenze des Flusses Var in einem Zug, der 40min Verspätung hatte, und stiegen um halb 12 am Bahnhof in Cannes aus. Es war wieder sehr warm und das schöne Wetter sowie das schöne Panorma am Hafen hätte auch zum Verweilen eingeladen.
Im Touristenbüro erschnorrten wir eine Stadtkarte und ein paar Prospekte, welche mir von der Frau, die mir die Karten für die Überfahrt verkaufte, wieder abgenommen wurden. Sie wollte da irgendwas gucken, gab sie mir aber nicht mehr zurück. Wie frech :imp:

Die Fähre war leer. Nur wir, eine Japanerin und noch ein Fahrgast fanden sich im Innenraum. Erst nach 12, als das Boot schon längst hätte ablegen sollen, trudelten weitere Touristen ein, sodas wir um die 20 Personen wurden, die in 15min rüber zur Insel geschippert werden sollten.
Als wir ankamen, war es wie eine andere Welt. Im Hafenbecken auf Ste.Marguerite hätte man baden können, das Wasser war klar und flach und direkt hinter dem Steg begann der Wald. Es gibt nur Wald dort. Pinien, Eukalyptus, allerhand andere Bäume die ich nicht kenne, Blumen und Gestrüpp.
Wir hatten vergessen, ein Baguette zu kaufen in Cannes. Auf Ste.Marguerite gibt es zwei Kioske (eins geschlossen, das andere fanden wir erst, als es zu spät war) und zwei Restaurants. Das „Dorf“ besteht aus ein paar wenigen Häusern, in denen aber niemand wohnt, und einem der Restaurants. Ein Blick auf die Preise und wir wollten uns mit letzten Kräften noch zu dem anderen Restaurant hinter dem Fort schleppen, in der Hoffnung dort günstiger speisen zu können.

Vom Festland abgeschnitten, welch ein Glück!

Ste.Marguerite ist die Insel, auf der der Mann mit der eisernen Maske im 17.Jahrhundert zwei Jahre lang eingesperrt gewesen war. Größte Sehenswürdigkeit neben der Landschaft ist das Fort, welches sternförmig angelegt ist.
Zwischen einer dicht bestandenen Baumallee geht es ein Stück die Straße hoch und man steht mitten in einer Jugendherberge, die dort untergebracht ist. Der Asphalt hört auf, die „Piazza“ ist mit Kies bedeckt und von alten Bäumen umrandet. Eine perfekte Kulisse für einen historischen Südfrankreichfilm.
Eine gute Sicht hat man von da oben. Rüber auf Cannes, das Esterel und zu dem dunstigen Osten der Côte d’Azur. Direkt unter dem Fort schaut man auf rötliche, hellbraune und weiße Klippen.
Ich muss nicht erwähnen, dass das zweite Restaurant nur in der Saison geöffnet hat und wir den ganzen Weg zurück machen mussten um eine Pizza Marguerita für 14€ zu bestellen. Soll der Kellner doch angepisst (tschuldingung) sein, wenn wir zwei uns eine teilen und das günstigste Getränk dazu nehmen. Orangensaft ist sehr erfrischend!

Auch frisch gestärkt geht es sich besser. Wir entdeckten eine Quelle mitten auf dem schlammigen Gehweg, aus der munter Wasser blubberte und die Treppen runter in den Wald lief.
Wir sahen sehr viel südländischen warmen Wald und schließlich im Südwesten der Insel die kleinen Buchten mit perfekter Sicht auf St.Honorat. Der Wind pfiff ganz schön und machte Haut und vor allem Haare salzig. Man konnte auf den Steinen rumklettern, in die kleinen Tümpel dazwischen springen und Steine suchen. Das hat Spaß gemacht und keine Menschenseele war da. Nur die Badebuchten waren schon besetzt und wir entschieden uns, nicht hier schwimmen zu gehen.
Infotafeln erklärten die besonderen Pflanzen- und Insektenarten, die es hier gibt und erinnern auch an einen verhehrenden Sturm, der die Insel im Dezember 1999 heimgesucht hat und die größten und ältesten Pinien fällte.

Die Insel ist sehr viel kleiner als Porquerolles, aber in einem halben Tag schafft man es immer noch nicht, sie ganz zu entdecken. So blieb nur ein Eindruck und der war gut. Viel Ruhe, nur Natur und eine eigene, kleine Welt unweit der Küste, aber dieser trotzdem so entrückt.
Am Nachmittag nahmen wir die Fähre zurück und schauten noch lange der Insel hinterher. Schönes Fleckchen Küste.


Im Fort mit der Jugenherberge und einem Museum. Was zu essen bekamen wir dort nicht.


Blick vom Fort auf den Hafen und das „Dorf“


Die Quelle. La Source d’Avonlea et de S.
In der linken Hälfte der Lache sind kleine Löcher, aus denen es rausblubberte.


Niedrige Klippen im Südwesten


St.Honorat

Informationen zur Insel
de.wikipedia.org/wiki/Sainte-Marguerite_(Insel
Bilder und Infos sowie eine Karte, Seite für die Fähre

…und wenn Du auf „La Corniche d’Or“ klickst, kommst Du zu „meinem zu Hause“: wunderschöne Bilder vom Cap du Dramont und der Ile d’Or, „meiner Insel“ wie ich sie nenne. Aber nach 48 Jahren habe ich auch ein moralisches Recht, das so zu sagen :heart:.

Ich kenne die Corniche dOr, Napoleon. Aber nicht vom Boot aus :wink:
Du kannst dein Land ja aber gerne hier vorstellen, der Titel des Threads erlaubt das ausdrücklich!

Jetzt geht es aber erstmal zurück nach Nissa la bella und dann nach Villefranche-sur-Mer.

Am nächsten Tag testeten wir morgens das Meer in Nizza. Tram und Busse fuhren von 9 bis 12 gar nicht, Streik. Also zu Fuß die 2,7km zum Meer.
Baden direkt an der Promenade mit Blick auf die Bucht und die Stadt hat was. Das Wasser ist herrlich hellblau, aber ein bisschen milchig, dort wo die kräftigen Wellen auf die Steine schlagen. Es ist Hinkelsteinstrand, der unter den Füßen weh tut und es deutlich erschwert, überhaupt ins Wasser zu kommen. Die Wellen ziehen einem merklich den Boden unter den Füßen weg und dieses Geröll schmerzt schon. Auch war nichts mit „Ich geh mal langsam ins Wasser“, nein sofort kam eine Welle angeschossen und hüllte uns komplett mit weißschaumigem Wasser ein. Dann bestand das Kunststück darin, nicht sofort wieder an den Strand gespült bzw. geworfen zu werden. Als das gelang, war das Meer selber zwar sehr sehr tief aber schön ruhig und vor allem warm. Kaum jemand war sonst noch im Wasser und wir drehten ein paar schöne Runden am Strand entlang. Feiner Start in den Tag!

Erst am Abend fuhren wir nach…

…Villefranche-sur-Mer

Einer meiner Lieblingsorte an der Küste. Kaum zu glauben, dass es nur wenige Kilomter westlich von Nizza, auf der anderen Seite des Mont Baron so ruhig und italienisch sein kann. Fischerboote liegen in der Rade wie Steine, alle wild verteilt und die nussschalengroßen Beiboote direkt am Quai.
Wir nahmen den Bus, der war im Wochenpreis der Karte mit drin.
Der Blick raus aus dem Bus, als er an der Kante des Mont Baron entlangfuhr und freie Sicht auf das Meer im Sonnenuntergang und auf den Hafen und in der Ferne die Promenade von Nizza bot, war einmalig schön. Hier hätten wir auch aussteigen und einfach nur dasitzen und auf das Meer und die Villen gucken können. Wie gut es die Leute hier haben!

Villefranche enttäuschte mich ein ganz wenig. Es war schön warm und alles nett, aber die Zeit hat meine Erinnerung wohl so stark verändert, dass ich mich nicht mehr zurecht finde. Ich hatte alles komplet anders in Erinnerung.
Touristen waren kaum welche da, die Restuarants am Hafen leer und in den Gassen nur Einheimische, die redeten und gestikulierten und ihre Wäsche von den Leinen vor den Fenstern nahmen.
Der Spaziergang war schnell gemacht. Kirche, die von Jean Cocteau ausgemalte und schon von außen schöne Kapelle am Hafen waren geschlossen und das Fort schauten wir auch nur aus der Ferne an.
Die Luft war aber schön, alles still. Ein bisschen fehlten die sommerlichen Zikaden, aber ansonsten erschien der Herbst der bessere Sommer zu sein.
Ein schöner Bummel durch ein schönes Dorf. Schade nur die wieder mal sehr zahlreichen Avenues de Crottes de Chien. Ein Wunder, dass bisher kein Unfall solcher Art passiert ist…


Treppe runter zum Hafen


Die Rue Obscure. Eine Straße, die komplett unter den Häusern durchführt. Es ist wie in Katakomben. Feucht, dunkel. Es gibt sogar Fenster von einigen Häusern, die nur auf diese Straße schauen. Faszinierend, aber kein schöner, sonniger Anblick.


Am Hafen. Meine Jacht sieht man gerade leider nicht. Gegenüber vom Hafen hier liegt Cap Ferrat. Auch das sieht man gerade nicht. Pech gehabt.


Das Cap Ferrat. Jetzt sieht man auch meine Jacht. Ich habe sie etwas weiter weg geankert. Ihr wisst schon, wegen der Hafentiefe in Villefranche…

:astonished: Wirkt sehr obskuhr die Straße… Rotlicht1/4 :unamused:
D’ailleurs : Deine Jacht ist inzwischen wohl untergegangen :wink:

A propos : Du solltest uns noch eine Überblickskarte liefern, damit alle den Überblick über die Region haben und nicht immer nachgugeln müssen

Ich dachte, ihr kennt euch aus in Frankreich!
Eine brauchbare Karte habe ich nicht gefunden, da musste ich selber eine unbrauchbare machen. Hoffentlich könnt ihr sie lesen.

Der letzte Teil der Reise kommt heute abend oder morgen. Mal gucken.

Salut Avonlea :laughing: ,

danke für Deine Karte, herzerfrischend, auch der Hinweis auf Afrika :laughing: Ist das Deine Karte, hast Du die gemacht :question: So hast Du wenigstens keine Probleme mit « Rechteinhabern »(Copyright) :exclamation:

:smiley: De la classe… jetzt musst du nur noch einzeichnen, wo der Schatz vergraben ist :wouaw:

Ich musste die Schatz-Passage leider schwärzen… Tut mir leid. :mrgreen:

Ja, die Karte haben ich natürlich selbst gemalt, extra für euch. Immerhin könnt ihr jetzt auch sehen, wo Menton ist. Dahin ging es am vorletzten Abend.

Nizza

Schon der vorletzte Tag! Es gibt in Nizza noch so viel zu sehen und so erklommen wir den Schlossberg und aßen vorher unten in der Altstadt Crêpe. Ich habe noch nie Crêpe gegessen, weil ich Eierkuchen schon nicht mag, aber es war ganz lecker und danach war ich satt. Und meine Pulloverjacke verklebt von Zucker. Mist.
Zum Schlossberg zwischen Promenade und Hafen gibt es entweder einen kostenpflichtigen Fahrstuhl hoch (lag nicht in unserem Budget) oder unzählige Treppen (lag nicht in den verfügbaren Kraftreserven, aber wurde trotzdem gemacht).
Die Sicht auf die Stadt und die gesamte Promenade des Anglais ist einmalig. Gut, dass es da oben auf der Plattform auch ausreichend Wind gab um unsere Tomatengesichter zu kühlen :laughing: Eigentlich war für den Tag Dauerregen angesagt, aber es war nur minutenweise leicht bedeckt.
Den Spaziergang brauche ich nicht beschreiben, das war langweilig. Gehen gehen gehen und immer wieder runtergucken und Fotos machen. Siehe unten!

Menton

Nach einem ausgiebigen Mahl mit zum fünften Mal Nudeln und Tomatensoße fuhren wir am späten Nachmittag in meine Lieblingsstadt an der Küste, Menton.
Das heißt zwar auch „Kinn“, aber leitet sich in diesem Fall von einem roten Berg ab, dem Mont d’Othon oder so ähnlich. Keine Stadt an der Küste ist italienischer, keine wärmer und keine bunter. Wenn die Zitronenbäume nicht gerade blühen, hängen sie voll mit Früchten. Zur Zeit waren sie gerade grün.
Menton ist gemütlich, das Meer schön ruhig und kein Lüftchen regt sich.
Auf dem Weg dorthin klatschen einzelne Wassertropfen auf die Scheibe des Zuges, aber in Menton hört es auf. Natürlich, ich hatte es genau so erwartet.
Wir steigen in Garavan aus und das erste, was wir tun, ist im Marché U am Port de Garavan Karamelpudding kaufen. Der ist eine Tradition und gehört unverkennbar zu Frankreich. Unten im Becher ist flüssiges Karamel, da drauf Vanillepuddig und oben süßes Crème Fraîche. Lecker lecker lecker! Meine Freundin, die noch nie in Frankreich war und der ich alles zeigen wollte, bekam zwei davon vorgesetzt und ich nahm die anderen zwei. Sie wurden auf der Promenade Porte de France (Richtung Italien raus) verspeist. Wir hatten Blick aufs Meer und rechts von uns auf die schöne Altstadt, die wie ein Tortenstück am Hügel hängt und in der jedes kleine Häuschen, jedes Dach mit Terrasse drauf sich nach der Sonne reckt.
Die Leute haben ganz schön geguckt, aber was ist Außergewöhnliches daran, auf einer Bank zu sitzen und Pudding zu löffeln? Wahrscheinlich, dass es abends war. Ich habe das Gefühl, als hätte uns tagsüber niemand gesehen.
Es wurde ganz langsam dunkel, hinter den Wolken ging die Sonne unter. Keine Touristen da. Die Promenade gehört in diesen Abendstunden Joggern und Radfahrern. Einer hält an und fragt uns nach dem Weg. Da mussten wir uns als Touristen outen.

Bummel durch die Altstadt

Die Kathedrale hat zwei sehr ungleiche Türme, links einen kleinen und rechts einen prächtigen. Warum, das weiß ich auch nicht, aber es gehört unverkennbar zum Stadtbild von Mentone, wie es hieß, als es noch zu Italien gehörte. Ein kurzer Blick nach links, nach Ventimiglia und dann frage ich mich, wie viele von den Autos, die hier lang brausen was schmuggeln und welche Fahrer sich gerade nach Italien absetzen wollen.
Wir gingen die prächtige Treppe vor der besagten Kathedrale hoch, vorbei an zwei rumlungernden Jugendlichen und einer Horde Fußballspielender auf dem Platz vor der Kathedrale.
Unser Ziel ist der Friedhof, der vielleicht schönstgelegene der Welt? Zumindest der schönste an der Küste. Man hat einen wundervollen Blick auf die ganze Baie de Garavan bis rüber nach Italien und auf die Berge. Dort fällt besonders die Autobahnbrücke auf, die sehr hoch liegt auf einer Brücke und dann im Berg verschwindet. Nach Italien.
Eine Weile stehen wir oben auf der Aussichtsplattform neben dem Friedhof und genießen die blaue Milde des Abends unter leichten Wolken, die machen, dass es aussieht, als gehe die Sonne im Osten unter.
Ich werde ein bisschen sentimental, mit Menton verbinde ich so viele Erinnerungen und schöne, gemütliche Bilder. Ich denke wieder daran, wieviel Glück die Leute haben, hier wohnen zu dürfen.
Heute ist der vorletzte Tag und Menton der letzte Küstenort auf unserem Plan, der letzte Ort, den ich kenne. Morgen steht unbekanntes Terrain an.

Die Kirche wird schon im Dunkeln orange angestrahlt, als wir durch die italienisch anmutenden Gassen zurück zur Kathedrale gehen und dann weiter runter in die Einkaufs- und Restaurantstraße.
Kurz bevor es ganz dunkel wird, erreichen wir die zweite Promenade links der Altstadt Richtung Cap Martin raus. Alles ist ganz blau und es riecht nach Essen von den zahlreichen Restaurants, die ihre Tische auf die Promenade du Soleil gestellt haben.

Es ist längst dunkel, als wir beinahe als Einzige auf dem Bahnhof stehen. Die Kompostierer sind plötzlich riesig laut und zerstören die ganze schöne Stimmung. Den Express-Zug nach Nizza haben wir auch fast für uns alleine. Draußen sieht man nichts, alles ist schwarz und erst das Cap Ferrat hat sich viele Lichter, die wie zuckende Glühwürmchen ausehen, aufgesetzt. Schön. Alles schön. Ich bin zufrieden und glücklich, Menton wiedergesehen zu haben, auch wenn es nur ein sehr kurzer Ausflug war.


Nizza von oben


Hafen von Nizza


Menton, Promenade Porte de France. Da vorne auf der Bank saßen die Puddinglöffler.


Altstadt, gesehen von Porte de France aus.


vom Friedhof aus

Das mit den zwei verschiedenen Türmen kann daran liegen, dass sich während der langen Bauzeit der Stil geändert hat.

Ich habe es nachgeguckt: Der kleinere der beiden Türme gehörte zu dem mittelalterlichen Vorgängerbau, die Kathedrale ist erst seit dem 17.Jahrhundert eine solche.

Es sieht schon komisch aus, besonders wenn man direkt davor steht. Aus der Ferne denkt man, es seien zwei Kirchen. :confused:

Aber gut, dass sie den alten Turm nicht zerstört haben…

Das Ende (endlich :laughing: )

Der letzte Tag. In den vergangenen fünf Tagen haben wir die wichtigsten Orte der Küste kennengelernt bzw. wiedergesehen und schönes Wetter genossen. Auch wenn die Berge immer Teil von allem waren, so hat uns eher das Meer begleitet als sie. Höchste Zeit, wenigstens einmal ins Hinterland zu fahren.
Es gibt im Süden zwei Bahnstrecken, die als besonders sehenswert gelten, die des Train de Pignes von Nizza nach Digne-les-Bains und die der Tendabahn von Nizza nach Tende. Zweitere ist billiger und daher beschlossen wir, einen Teil dieser Strecke zu fahren.
Eigentlich wollte ich nach Saorge, ein gestapeltes Dorf über der Schlucht des Roya, aber weil dort alles so eng ist, ist der Bahnhof einen ordentlichen Fußmarsch vom Dorf entfernt. Um es kurz zu machen: Wir konnten nicht mehr wandern. Es reichte. So fuhren wir nach Breil-sur-Roya, eine Station vor Saorge. Was genau es da zu sehen gab, wussten wir nicht, aber es sollte auch eher um das Bahnfahren gehen. Gedacht war es zumindest so.

Spektakulär unspektakuläre Tenda-Bahn

Um 7 Uhr klingelt der Wecker, wir müssen schließlich auch schon trainieren für den Samstag, wo wir mitten in der Nacht aufstehen müssen um um 6 Uhr am Flughafen zu sein.
Um fünf nach 9 pünktlich brach der „Train de Merveilles“, wie sie das Ding nennen, vom Bahnhof in Nizza nach Tende auf. Es war viel Platz, der Zug neu und bequem.
Sobald wir den Stadtrand von Nizza verlassen hatten, wurde es dunkel da in den Bergen. Nur die Bergspitzen leuchteten schon in der Sonne.
Es dauerte lange, bis die Landschaft wie versprochen spektakulär wurde und wir auf der eingleisigen Strecke über halsbrecherische Brücken fuhren. Die Sache ist nur, dass man davon nichts merkt. Nichts. Die Wahrheit über die Tenda-Bahn ist sogar, dass man bis Breil durch sagenhaft lange 23 Tunnel fährt und der Rest durch Baumalleen führt. Unmöglich, da die Landschaft zu genießen, geschweige denn Fotos mit einer Belichtungszeit von mehr als 1/10 Sekunden zu machen. Ich war enttäuscht.

In Breil waren wir beinahe die einzigen, die um kurz nach 10 Uhr ausstiegen. Hier im Hinterland war es mitten im Herbst, Platanenblätter verstopften den Gehweg und es war morgens noch dunstig und kalt.

Der Roya führt recht viel Wasser, man hört das Wasser schon aus der Distanz.
Wir sind die einzigen Touristen in Breil. Wirklich die einzigen. Das bedeutet, dass man seltsam angestarrt wird, selbst in den engsten Gassen und die Leute reagieren nicht auf das schüchternste Bonjour, das ich als unvermeidlich ansehe, wenn man sich in solchen Gassen über den Weg läuft, sich aneinader vorbei drängt und nur höflich sein möchte. Gespenstisch.
Italien ist nicht weit und so sammeln sich auf den kleinen aber unmalerischen Dorfplätzen entweder alte Frauen oder alte Männer an, die nur rumstehen und nichts tun. Außer uns anzustarren.

Zwei Stunden im Nirgendwo

Das Schlimme war, dass das Dorf nach einer halben Stunde entdeckt war. Jede muffige Gasse mit schlecht gelüfteten, dunklen Häusern und auch das Wasserwerk. Obwohl Breil in den Bergen liegt, lebt es vom Olivenanbau und Wasserkraft.
Das Dorfende kommt plötzlich, man schreitet durch ein Tor und steht mitten in einem Olivenhain. Hier scheint die Sonne wieder. Links von uns ist ein hoher Berg, rechts der Roya in einem Tal, dahinter dann die schmale Straße nach Ventimiglia und dann wieder ein Berg, hinter dem die Sonne hervorkommt.
Jetzt fällt uns auf, dass in dem Dorf selber fast keine Hinterlassenschaften von Hunden liegen. Dafür hier. Das ist der Wanderweg des Crottes de Chien, wahrlich.

Wir setzen uns auf einen bröckeligen Felsenvorsprung (Das hier wundert mich nicht im Geringsten) und essen Baguette vom Morgen, schauen auf den Fluss und genießen die Sonne. Wir sind müde, nach fast einer Woche Dauerwandern, das lässt sich jetzt nicht mehr leugnen. Wir sitzen auf einem wunderschönen langen Wanderweg, der hoch zu einem runden Turm führt aber wir gehen ihn nicht.
Es sind noch zwei Stunden, bis der Zug zurück nach Nizza fährt und wir warten endlos auf dem Bahnhof. Spielen eine Runde „Ich sehe was, was du nicht siehst“ (unglaublich viele orange gepinselte Gebäude gibt es da) und sind irgendwie erleichtert, wieder in Nizza anzukommen um kurz nach 14 Uhr.

Boxring Borriglione

Alle wichtigen Ausflüge sind gemacht, aber Breil hätte nicht sein müssen, um ehrlich zu sein. Saint-Paul oder Grasse hätten uns mehr gegeben. Meine Magenuhr steht außerdem auf Hungerast, als wir im warmen Nizza aus dem Zug steigen. Keiner von uns beiden redet mehr ein Wort, mit knappen Gesten verständigen wir uns nur darauf, in Borriglione aus der Tram zu steigen, da gibt es einen Supermarkt wo wir was zum Essen kaufen könnten.Was mir noch gefehlt hat war eine Fahrkartenkontrolle, die ich nicht als solche erkennen würde. Genau das passierte.
Ich will mich aus der überfüllten Tram drängeln, aber ein Mann vor mir bleibt einfach stehen und wühlt in seiner Tasche, während draußen ein Mann in weißem Hemd zuschaut. Ich drängel mich dran vorbei, genervt von allem. Draußen werde ich festgehalten und der in dem weißen Hemd brüllt mir ein „Bonjour“ entgegen. Was ist denn jetzt los? Nach dem zweiten Bonjour brülle ich ein Bonjour zurück und schnalle erst nach einem wütenden weiteren „Bonjour Mademoiselle“, dass der ein Fahrkartenkontrolleur ist.
Die Tram steht immer noch da und sämtliche Leute drinnen starren mich an. Meine Freundin hat die Karten im Rucksack und wühlt darin. Ich fühle mich wie eine Verbrecherin und werde auch so behandelt. Jetzt stehen drei Kontrolleure um mich herum und ich wühle mit in diesem bescheurten Rucksack mit den drei Fächern, der uns permanent unsere Sachen suchen lässt.
Ich bin ein bisschen erleichtert, als die Karten endlich auftauchen und halte dem Kontrolleur triumphierend unsere Wochentickets hin. Der guckt drauf und befindet, dass sie nicht mehr gültig sind. Er reicht sie an einen meiner Aufpasser („Fais attention à ce demoiselle!“) weiter, der zieht sie durch einen tragbaren Kompostierer und stellt fest: Mist, leider keine Schwarzfahrerinnen! Wir werden zähneknrischend und ohne ein Wort entlassen. Nach dem Einkauf im Supermarkt steigen wir eine Station vorher wieder ein. Ich hätte es nicht ertragen können, neben diesen Leuten auf die Tram zu warten, ich war in der richtigen Stimmung für Handgreiflichkeiten…

Ein letzter Spaziergang

Für den letzten Abend im warmen Nizza stand ein kleiner, letzter Spaziergang auf der Promenade an. Es war leicht bedeckt aber mit großen Wolkenlöchern vor allem über dem Meer.
Am Boulevard Jean Médecin bummelten wir durch die Läden und setzten uns anschließend ans Meer. Die Sonne ging gerade unter und strahlte die dunklen Wolken eigentümlich an.

Noch einmal bewundern wir die „Bucht der Engel“, schauen den Möwen zu, den Flugzeugen und den Leuten. Einfach nur dasitzen und wieder daran denken, wie previlegiert die Leute sind, die hier leben dürfen, in einer der prächtigen Villen auf dem Mont Baron links von uns.
Ich mag solche Abende. In Gedanken reflektieren wir den Urlaub und ich denke an den Abend zuvor in Menton und an den mit unserer Wanderung nach Eze. Wir haben doch so einiges gesehen bzw. wiedergesehen und bin froh, dass meiner lieben und geduldigen Reisebegleitung die Küste doch ganz gut gefallen hat. Und vor allem Nissa la bella :wink:

Am nächsten Morgen werden wir um halb vier aus dem unruhigen Schlaf gerissen, stopfen schnell alles in die Koffer und poltern die Treppe runter, raus aus dem Haus. Das ist die Revanche für sechs Nächte mit quengelnden Kindern und sich lautstark streitenden Eltern nebenan.
Es ist recht warm draußen, eine Jacke brauche ich nicht. Wir nehmen die allererste Tram um fünf vor halb fünf und warten am Gare routière auf den Bus zum Flughafen. Gerade wird saubergemacht und unglaubliche Mengen an Müll zusammengefegt. Auf der Bank neben uns pennen zwei jugendliche Schnapsleichen. Es ist Samstagmorgen :unamused:
Als wir im Flugzeug sitzen, schaue ich ein letztes Mal auf die blinkende Küste in der aufgehenden Sonne und kurz nach dem Start hinunter auf die Bucht von Villefranche, auf Eze und Monaco, bevor das Flugzeug in die italienischen Berge abbiegt, eine Stunde später bei 14°C und Regen in Zürich landet. In Hamburg sind es nur noch 7°C und Regen und ich wünsche mich an die Küste zurück.
Die gute Nachricht aber ist, dass meine Eltern mein Zimmer noch nicht vermietet hatten und sich gar freuten, dass ich wieder da war.


Im Zug nach Breil


Bahnhof in Breil


Das Dorf. Rechts der Roya.


Der schöne Wanderweg, bzw. Avenue des Crottes de Chien


Abendstimmung an der Promenade in Nizza. Links das Hotel de Suisse vor dem Schlossberg, dahinter der Mont Baron.


Sonnenuntergang


Flughafen in Zürich. Man beachte die Wolken. 20 Minuten vorher hatte es so geschifft, dass kein Flugzeug gestartet war und man keine fünf Meter weit gucken konnte.

:top: eine spannende Schlusskatastrophe mit leahaftem happy-end :laughing: Was anderes erwarten wir in Nissa aber auch nicht, wo doch schon Alfred Hitchcock aktiv war, direkt „über den Dächern von Nizza“

Ich muss zugeben, mein Urlaub, damals, mit Anfang 20 an der Côte ist total anders verlaufen, aber nicht wesentlich unspannender :laughing:

Oh, ich kann mir schon vorstellen wie

Joooo das auch… aber nicht nur…
Jedenfalls hatten wir keine qualmenden Füße :laughing:

Interessant übrigens Deine Ausführungen zur Tenda-Bahn. Ich habs bis heut nicht geschafft einen der beiden Züge zu nehmen, obwohl ich immer ganz nah bei einer Pigne-Station unterkomme… Ich kann mir deinen Worten nach also auf den Wunderzug verzichten und mich auf den Pienienexpress konzentrieren… :unamused:

Ich vermute, dass die Tenda-Strecke erst hinter Breil spannend wird, weil es dort diese Schluchten gibt und noch weniger Platz. Bis Breil ist aber wirklich nichts los :unamused:
Ärgerlich war auch, dass Sospel, eine Station vorher, alles ganz nett aussah. Wären wir nur da ausgestiegen!

Und jetzt wo ich diese Fotos sehe, bedaure ich noch mehr, dass wir nicht die paar Euro mehr bezahlt haben um nach Saorge zu fahren.

… wird sich nicht allzuviel verändern bis zum nächsten Mal… ausser du änderst mal grundsätzlich deine Reiserichtung… :smiley: