Wir setzen uns ins Ausland ab, Tag 2
Monaco muss schon sein. Das Hongkong des Mittelmeers, wie es Fürst Rainier III einst selbst nannte, gehört zur Côte dazu, obwohl es komplett anders ist als die restlichen Orte. Auf zwei Quadratkilometern muss man eben jedes Fleckchen nutzen und vor allem in die Höhe bauen. Wie diese Pflicht umgesetzt ist, ist faszinierend und lässt einen immer wieder staunen.
Der Bahnhof ist unterirdisch und dunkel wie in der U-Bahn. Edles Holz an den Wänden und in der Halle deuten aber schon an, wo wir hier sind. Mit Fahrstühlen geht es ans Tageslicht und dann quer durch Monaco. Die Richtung lautet 1. nach unten 2. Hafen.
Über zahlreiche Treppen und Fahrstühle und abschüssige aber perfekt in Wurmform gestaltete Straßen gelingt das. Es ist wieder warm, 26°C und Mittag, als wir auch noch die steile Straße hoch zum Casino nehmen. Aber ohne zu quengeln! Die Straße ist aber doch ganz schön steil. Ein Radfahrer fährt oben aus einer Ausfahrt raus und bekreuzigt sich und fährt dann bergab auf die anderen Autos zu und rechts an ihnen vorbei.
Es ist anzumerken, dass die Monegassen selbst mit protzerischen Ferraris an Zebrastreifen anhalten. Man muss nicht erst wagemutig mitten auf die Straße rennen und dabei ja nicht gucken, denn sonst merkt der Autofahrer, dass man aufpasst und fährt einfach weiter. Nein, in Monaco läuft das ordungsgemäß ab. Kein Wunder, bei den vielen Kameras. Diese Überwachung und Sicherheit bringt aber auch einige Freiheit mit sich. Wir sorgen uns nicht um die Tasche und Portmonnees.
Japanische Touristen vor dem Casino und der perfekt modellierte Garten erinnern mich an meine vergangene Besuche an der Küste. Monaco war immer meine Lieblingsattraktion gewesen.
Über Teile des Stadtkurses der Formel 1, die im Mai hier gastiert, machten wir uns an zahlreichen Baustellen vorbei auf zum japanischen Garten und dann durch den Tunnel. Auf der anderen Seite wurde dem Meer wieder ein Stück Land abgetrotzt, das jetzt begehbar ist und neuen Raum schafft für Gebäude, Gebäude, Gebäude und einen Spazierweg. Motto in Monaco: In jedem Foto ein Kran.
Es gibt jetzt auch einen Bateau Bus, der von hier zur anderen Seite des Hafens fährt, für einen Euro. Dann hätten wir aber das zweite Casino von Monaco verfehlt, am Blvd. Albert 1er. Mussten wir erst nach Monaco kommen um das beste französische Baguette zu bekommen? Und das auch noch in einem Supermarkt? Es schmeckte wunderbar und war in Windeseile unter einer Pinie verputzt. Hier hatte ich schon einmal gesessen und war nicht nur von einer Taube angeschissen worden sondern hatte mich damals auch auf meine Lieblingssonnenbrille gesetzt und sie zerstört. Fünf Jahre später sollte anders werden und das wurde es.
Im Hafen liegt das pure Geld. Hauptsache man hat eine Jacht mit Hubschrauberlandeplatz…
Le Rocher
Hoch zur Altstadt sollte es gehen. Immer wieder hoch, das war die Hauptrichtung in diesem Urlaub. Das Musée Océanographique ist wirklich sehenswert, allein das alte Gebäude mit sehr sehr hohen verzierten Decken und riesigen halbkreisförmigen Fenstern ist eine Attraktion. Es gibt Schiffmodelle, Mitbringsel von Reisen Albert 1er, der passionierter Seefahrer wurde und verschiedenste Expeditionen in alle Welt machte. Ein Walskelett gibt es und vor allem ein buntes Aquarium. Mein Lieblingsfisch ist der Poisson d’Argent, der silbrig ist und ganz platt wie eine Münze halt.
Ein bisschen durch die alten und blitzblanken Gassen streifen, Postkarten kaufen und das Postamt suchen für die Briefmarken. Ich war ja vor fünf Jahren schon einmal dort und die Altstadt ist so winzig, dass man es unmöglich verfehlen kann. Doch genau das passierte. Ich wurde schlecht gelaunt, meine beste Freundin ist kurz davor mir die Freundschaft aufzukündigen und eine Frau in einem Souvenirladen ist schlecht gelaunt, als ich frage, ob sie nicht auch diese verdammten Briefmarken verkauft.
„Non“, lautet die kurze Antwort, für die ich mich in die lange Schlange gestellt habe.
„Öhm… et où est-ce qu’on…“
„A l’office de poste.“
„Et où est cet office de merde?!“
„A droite.“
Dank dieser genauen Wegbeschreibung fanden wir die Post auch nach einer halben Stunde.
Auf einer Bank davor schrieben wir ein paar Karten, wie so viele andere Touristen das auch tun, während direkt vor unserer Nase seelenruhig ein LKW einparkte.
Dieses Jahr gibt es Marken mit Dante drauf, die fast Din-Format haben. Die gehen nur quer drauf. Nach so einem Spaziergang und schon wieder hungrig schätzt man aber auch sowas mal schnell falsch ein… (Dieses Malheur ist übrigens ausnahmsweise mal nicht mir passiert!)
Fazit: Einen halben Tag lang staunen im Häusermeer. Immer wieder spannend. Am nächsten Tag fuhren wir aber zum Ausgleich in die pure Natur, auf die Île Ste.Marguerite.
Raus aus dem Bahnhof und runtergucken auf den Hafen und die Schlucht bei Ste.Devote
Unten am Hafen. Links oben das Casino, rechts der Rocher
Hoch zum Rocher und runtergucken auf Le Grand Bleu
Von der hübschen Altstadt mit dem Schloss runterschauen auf das Häusermeer. Es gab mal eine Verfügung (in einem anderen Jahrhundert), dass kein Haus höher als 14 Meter sein durfte. Im Viertel La Condamine hielt man sich dran (links unten), dann kam das 20.Jh und alles wurde anders…