Regionale Akzente

Salut ensemble…

Mir ist vor Jahren aufgefallen, dass ich all meine, hart in der Schule erlernten, Französischkenntnisse wohl oder übel über Bord werfen kann, weil sich die Südfranzosen so oder so in dem ihnen eigenen Slang verständigen…
da wird aus einem Satz wie : toute en avant etwas ähnliches wie tuanavang… oder combien heist dann plötzlich combieng

Wenn man sich allerdings darauf konzentriert, versteht man es mit der Zeit ganz gut…
(nur lasse ich persönlich es tunlichst sein, in gleichem Akzent zu antworten, das tönt dann wie wenn ein anderssprachiger versucht Schweizerdeutsch zu sprechen… also eher lustig als richtig… :smiley: )

salutations de la suisse…

Côtier

Das mit dem gesprochenen E gilt für den ganzen Süden, auch im Westen :wink:

Der lustigste Akzent ist zweifellos der im Québec ^^
youtube.com/watch?v=5lB-AX8_lSA

Gut zu wissen… :astonished:
Und dieses schbohnse für je pense oder schwi für je suis ist das auch geographisch zuzuordnen ?

Nein, das hört man überall

jpenss (je pense), schui (je suis), schais (je sais). Im Internet schreiben sogar viele „ché pa“ für „je ne sais pas“, weil es der Ausprache ähnlich ist :wink:

Jean-Michel Aphatie (der 2. Mann im Video), Journalist, spricht mit schönem südwestliche Akzent ^^
youtube.com/watch?v=20t-AY6jiDQ

Ich denke,daß die meisten französischen Akzente ihre Herkunft in einem früheren linguistischen Substrat haben. In der okitanischen Sprache , südlich vom Loire- Strom, in der katalonischen Sprache im südöstlichen Viertel und im Alemannischen im Elsaß.

Ein kleines Beispiel für den elsässischen Akzent:

Werde ich auf der Straße von einem rücksichtlosen Autofahrer geschnitten, rufe ich (als Franzose vom Innern):
« Connard!= Blödmann » mit offenem « O » und Betonung auf die letzte Silbe.
Ein waschechter, dialektsprechender Elsässer wird dagegen : « Connard ! » mit geschlossenem « O » und Betonung auf die erste Silbe sagen.
:wink:

Eine Dozentin an der Uni sagte einmal, dass man im Rhône-Tal heute noch die Verneinung ne…point statt ne…pas benutzt. Stimmt das? Und warum ist das so?

Ah oui, ich hör ihn förmlich! :laughing:

Das mit dem Substrat klingt überzeugend (für die „nichtfranzösischen“ Gegenden :wink:) - nicht nur beim connard. :smiley: : Die Aussprache der Schlusssilben à la méditerranéenne von der Cristobal spricht, passt ja auch ganz gut zu den verwandten Sprachen entlang der nördlichen Mittelmeerküste in Italien, Spanien…

:bulb: :bulb: :bulb: Da hats beim Cristobal geklingelt :sunglasses:
Der occitanische Sprachraum ging ja auf einer Linie von den Alpen bis rüber zum Bassin unterhalb dem Massiv Central !
Haben Kissous Vorfahren etwa auch occitanisch gesprochen ?
Les aïeuls de notre chère Kissou ont-ils parlé l’occitan aussi ?
:unamused:
:wink:

Ich bin immer ganz fasziniert vom kontinentalwestgermanischen Dialektkontinuum 8) , das besagt, dass von Bayern :smiley: (bzw. von Wien) bis rüber nach Antwerpen nirgendwo ein harter Bruch festzumachen ist, das heisst, dass über dieses ganze Territorium jeder Dialekt mindestens den jeweils benachbarten versteht.

Und frage mich, ob nicht ein gleiches Dialektkontinuum entlang des Mittelmeers auch existiert(e), und zwar über die gesamte „romanische“ Zone, von Lissabon bzw dem äussersten Westen in Portugal bis nach Triest bzw. dem äussersten Osten in Italien?

Stimmt , Avonlea!Kann ich bestätigen! Meine Frau ist in Bourg en Bresse geboren (etwa 70 Km nördlich von Lyon.)
Als ich sie vor langen Jahre kennenlernte, sagte sie immer statt " pas" „point“…wobei die Kollegen in der Schule , wo wir arbeiteten,unvermeidlich lächeln mußten. :smiley:

:open_mouth: sie tief bin ich leider noch nicht in die Materie eingedrungen.

[size=75]Kleiner Privatscherz @nebenstelle: Das hat jetzt aber nichts mit deinem Aufenthalt in Paris zu tun :smiley: [/size]

Also ich musste mich ja während meines gesamten Französischstudiums mit Altfranzösisch plagen. Mein Beitrag: In alter Zeit ist alles so gesprochen worden wie geschrieben. Da die Franzosen sehr früh über eine Schrift verfügten, hält die Schrift einen frühen Sprachstand fest, während die aktuelle Aussprache sich laufend verändert. Dialekte halten immer auch einen früheren Sprachstand fest. Deshalb wird im Südfranzösischen noch « schriftnäher » gesprochen. Habe ich mich verständlich ausgedrückt?

Aber ja doch…
…jetzt wird mir vieles klar…
Das ist ja richtig lehrreich hier… :smiley:

à bientôt

Côty
:smiley:

Mein deutscher Brieffreund sagte immer, er habe Südfranzosen besser als Nordfranzosen verstanden, weil die ersten, alle Silben eines Wortes deutlich aussprechen.

Je ne mange pas de salade.(Ich esse keinen Salat.)
Je-ne-man-ge-pas-de-sa-la-de. (die 9 Silben werden in Südfrankreich ausgesprochen!)

Nördlich vom Loire-Strom hört man öfter:

J’mange (Schmansch= 1 Silbe- ne" bleibt weg!) pas (1 Silbe) d’sa- lad (2 Silben!)

9 Silben in Südfrankreich.
4 Silben in Nordfrankreich!
:wink:

Genau. Ich erkläre meinen SchülerInnen immer: Die Pariser sind so hektisch, die haben keine Zeit, die verschlucken die Hälfte der Silben. Im Süden läßt man sich schön Zeit, alles auszusprechen.

Wäre auf alle Fälle eine Studie wert: :laughing: Ob es tatsächlich eine durchgehende Verständigung vom äussersten Osten der Banlieue bis zum äussersten Westen derselben gibt, darüber gehen die Meinungen noch stark auseinander :mrgreen:

Ich hab nen Kumpel, der war so verliebt in diesen Akzent, er ging extra nach Montreal in den Sprachkurs, um sein Französisch zu „verbessern“ :smiley:

Ah… klingt für mich immer nach Rugby, dieser Akzent (womit ich nicht etwa Aphatie in die Nähe von SarkoLaporte :smiling_imp: stellen wollte!)

[size=75]Und off topic: Auch ganz abgesehen vom Akzent, was Apathie sagt ist bedenkenswert! Wirklich bizarr, das Vorgehen der Justiz im Fall Dray! [/size]

Mir sind die letzten drei Wochen die Paings und biengs nur so um die Ohren geflogen. gg Allerdings hört man das viel häufiger bei den « Alten » als bei den Jüngeren.
Aber das ist hier das Gleiche, man lernt in der Schule Hochdeutsch und zu Hause wird dann auch kaum Dialekt geredet. Mein Papa konnte noch astrein den Dialekt reden, ich verstehe zwar Vieles, aber reden… Neeeee. gg

Der Lyoner Akzent ist nicht sehr differenziert vom Standard, den gibt es aber doch. Es geht besonders um einige Vokalen (o und eu), die geschlossener ausgesprochen werden. Dazu kommen ein paar spezifische Wörter der Region.
Dieser Akzent ist kaum noch zu hören, weil es leider kaum noch « echte » Lyoner in Lyon gibt (das gleiche gilt übrigens für Paris).
In ganz beschränkten Gebieten kann man aber interessante Akzente hören, z. B. im Beaujolais sprechen die Leute ganz anders als in Lyon. Da ist der Akzent sehr ausgeprägt, obwohl das gebiet ganz klein ist.

Die Nasalvokale sind immer noch deutlich anders in Lyon als in Nordfrankreich. Als Kind machte ich sogar den Unterschied zwischen « en » und « an » auch in der Aussprache: enfant etwa /ĩfɛ̃a:/.

Die zentralöstliche Region hat auch lange bzw halblange Vokale behalten.
les pâtes = /paːt/ - /paˑt/ statt nordfrz. /pɑt/ (mit dunklem a)
fête = /fɛːt/ - /fɛˑt/ sogar /fæʲˑt/

Es ist heute bei der jüngeren Generation nicht mehr deutlich zu hören. Ich spreche heute auch nicht mehr so.

Zu bemerken wäre auch, dass der Nasalvokal / ̃œ/ sich südlich der Loire sehr gut erhalten hat, im Gegensatz zur Pariser Aussprache, die heute diesen Vokal nicht mehr aufweist.