die Franzosen und die Fremdsprachen

In Allgemeinem sagt man, die Franzosen sind schlecht auf Fremdsprachen. Ich denke, das ist eher ein Klischee als die Wahrheit. Dagegen habe ich bemerkt, die Fremdsprachen besonders die englische Sprache, oder die Sprache, die mit ihrer Herkunft zu tun hat,mögen die Jugendlichen sie benutzen. In der Pariser Metro wird es zwar Französisch sonder auch eine Mischung zwischen arabische Mundarten und afrikanische Sprachen gesprochen. Es kommt vor, dass ich in einem Zug einsteige, indem Französisch ganz und gar nicht gesprochen wird. Ich soll zugeben, das ist der Hauptgrund, weil ich Paris mag.

Selbstverständlich bin ich, als Arbeiterin in dem Bereich der Mehrsprachigkeit, ein schlechtes Vorbild um die Sprachkenntnis der durchschnittlichen Franzosen zu vertreten. Außerdem habe ich nicht die offiziellen Statistiken nachgeschlagen. Ich möchte nur über meine alltägliche Erfahrung in Paris sprechen. Wenn auch die Franzosen so schlecht auf Fremdsprachen wären, haben die Franzosen in Paris die Möglichkeit , Films der ganzen Welt in Originalsprachen mit Untertiteln anzusehen. Immer mehr Schauspiele, so zu sagen, Theaterstücke (besonders in Théâtre l’Odéon in Paris, das Festival von Avignon, usw.), Musicals (My Fairlady) werden in Originalsprache gespielt . In Frankreich, können amerikanische Fernsehserien wie the Mentalist bspw. auf Englisch ferngesehen werden. Wenn ich den öffentlichen Verkehrsmittel benutze, freut es mich, die Lautsprecher zu anzuhören. Weil sie je nach dem Ort die Botschaft in der entsprechenden Sprache : Englisch, Spanisch, Deutsch, Italienisch, Japanisch, usw…mitteilen.

Aber denkst du nicht eher, Valdok, dass die Menschen die du in der Metro triffst, in ihrer Muttersprache reden? Mein Sohn geht an eine Schule an der viele Migrantenkinder sind, die Eltern reden untereinander auch immer Griechisch, Türkisch, Arabisch usw.

Neulich stand hier in einem Laden ein Mann neben mir der auf Französisch telefonierte, und zwar ziemlich laut. Wenn der gewußt hätte, dass ich jedes Wort verstehe… :laughing: Französisch hört man hier aber so gut wie nie.

Ja, bestimmt, Souris, ich spreche über die Leute, die ich in der Metro treffe. Du weißt, in Frankreich ist es schwierig den Begriff des waschechten Franzosen zu verstehen. Frankreichs Politik hat mindestens seit dem letzten Jahrhundert versucht, sogenannte Ausländer zu integrieren.
Ich hoffe, ich wäre nicht wahnsinnig , um Kolonialismus, Rassismus, antisemitische Kollaboration meines Geburtslandes während der zweiten Weltkriegs zu verneinen.
Eigentlich haben alle Staaten der Welt mit einem Teil ihrer Geschichte mit Unmenschlichkeit zu tun haben. Hier möchte ich aufrichtig über mein Alltag in Frankreich als schwarze Französin sprechen
Ach du meinst,Telefonat mit dem Handy… :wink: :wink: :wink: :wink: …Du bist ganz richtig, die laute Gespräche mit dem Handy, sind in Frankreich eine Plage geworden. Dennoch sollst Du/ solltet Ihr aufpassen, ich fürchte, dies französische Telefonat auf sehr schlechtes Französisch gesprochen wird .

Ich habe selber einen Migrationshintergrund und ganz ehrlich: die Arabischkenntnisse der meisten Jugendlichen beschränken sich auf Schimpfwörter und vielleicht noch den Wortfeld der Familie und Religion… ich bin im Allgemeinen sehr überrascht davon, wie wenige die Muttersprache ihrer Eltern können. Dieser Kontakt zu der Fremdsprache haben sie ja nur, weil sie familienbedingt diese Sprache hören.

Zu dem Rest: Valdok, du lebst in Paris. Außerhalb der Grande Couronne besteht zwar noch Möglichkeiten, Filme in der Originalversion zu schauen, ist aber leider ziemlich beschränkt. Meine Heimatstadt hat so ein Kino, in der mitterweile auch deutsche Filme mit Untertiteln kommen, aber das ist nicht überall der Fall. Ist in Deutschland nicht anders. Die Durchsage im Bahnhof ist immer zweisprachig (frz/eng), das liegt aber an die geografische Nähe zu England.

In den 70er 80er Jahren hatte ich relativ viele Schuler mit Migrationshintergrung (meistens Marokkaner , Algerier und Portugiesen .)
Bei Lehrerkonferenzen hab ich mich oft mit Kollegen gestritten , weil ich oft bahauptete , daß es vielleicht klüger und vernünftiger wäre , ihnen die Sprache der Eltern beizubringen.

@Dresden
Ich stimme dir zu, was die Grande Couronne betrifft, in Paris oder in nächster Nähe von Paris werden je nach der Richtung alle Sprachen der Nachbarländer im öffentlichen Verkehrsmittel gesprochen. Was die sogenannten Leute mit maghrebinischem Hintergrund angeht, kommt es auf das Niveau von Bildung an. Außerdem bin ich mir nicht so sicher, die Leute von denen du sprichst, können gut französisch.
Zu den Franzosen,die « kikeriki » krähen, gehöre ich ganz und gar nicht, allerdings soll ich zugeben, es freut mich in Paris zu wohnen, um Filme in der Originalversion anschauen zu können.

Überdies habe ich es ein wenig satt zu hören, dass die Franzosen schlecht auf Fremdsprachen sind. Ich denke das ist nur vorgefasste Meinungen ,die selbst einige Franzosen entwickeln und pflegen. Ich denke, die Sprachkenntnisse haben eher mit dem gesellschaftlichen Milieu, einer gewissen Ausländerfreundlichkeit und der internationalen Ausstrahlung einer Sprache zu tun.

Ich auch… vor allem von Deutschsprachigen, die manchmal 6 Jahre Französisch in der Schule hatten, und trotzdem unfähig sind, einen halbwegs richtigen Satz in dieser Sprache zu bilden… Und oft sind sie sogar stolz darauf… :unamused:

Stolz darauf? Glaube ich nicht. Der letzte Satz könnte eher den Effekt haben, sich vorsichtshalber erst gar nicht auf Französisch auszudrücken.

@[b]Mislep schrieb

Goethe hat gesacht

Meiner Ansicht nach ist es schlimmer viele Schreibfehler zu machen, wenn es um seine eigene Sprache geht.

@ Mislep, mach dir keine Sorgen!!! Auf keinen Fall wollte ich dich nicht mit Goethe vergleichen :wink:

Ich muss mal sagen, bei den « kleinen » Franzosen hat sich da schon was geändert !
sie werden besser.

Vor 20 Jahren war das nun echt noch die vollkatastrophe. Heute packen das wenigstens ein paar auf dem Lycee ganz gut !
Da muss sich was am Unterrichtsprogramm geändert haben (was, weiss ich auch nicht, habe nicht aufgepasst) - aber wird wohl Sarkozy sein, der das geregelt hat.

Chirac war ja nun ein ausgesprochener Verfechter des « Französisch über alles », einschliesslich « Französischsierungs-Kommissionen » etc…
das ist irgendwie weg (hat man aufgegeben??).

Was Frankreich betrifft, denke ich, es ist logisch, natürlich, es versteht sich von selbst, usw. dass das Lernen der französischen Sprache ein Vorrang in Frankreich ist . Wenn auch ich die tiefe Meinung von « Deutschland über alles » weiß, denke ich eine freie Redewendung wie « französisch über alles » hier sehr schlecht ausgedacht ist.
Als Französin, die den Sinn für Humor zu haben hofft, denke ich, vielleicht wäre es besser solche Anspielung zu machen.
Auf, französischsprachige Kinder!
Der Tag des Ruhms der französischen Sprache ist da.
Gegen uns wurde der Tyrannei der englischen Sprache
usw…

Sarkozy kann kein Wort englisch (und das ist fast wortwörtlich gemeint). Chirac kann (konnte…) ziemlich gut englisch. Es wurde auch behauptet, dass er russisch zumindest verstand…
Generell ist es so, dass je weniger man Fremdsprachen spricht, desto stärker wird man Anglofanatiker.

Es hat sich im Fremdsprachenunterricht nichts geändert, denke ich. Was sich geändert hat, ist die Welt… Die Möglichkeiten, Sprachen vor Ort zu lernen sind viel größer (Besuch von Sprachschulen in den Ferien, Austauschprogramme, Briefpartner usw.) und die Globalisierung hat das Gefühl des Bedarfs nach (zumindest) Englisch verstärkt.

Wobei es eigentlich ziemlich egal ist, ob ein Volk gut oder schlecht Fremdsprachen spricht, denn die überwältigende Mehrheit eines Volkes bleibt im eigenen Land und übt keine Berufe aus, die Fremdsprachenkenntnisse benötigen.

Ich kenne einige Franzosen und die beherrschen auch Fremdsprachen, ziemlich gut sogar, Englisch und Deutsch und viele auch Spanisch und/oder Italienisch.

Wer hat eigentlich behauptet die Franzosen können das nicht? Ach, dieses « alle über einen Kamm scheren » nervt mich total. :unamused: Es kommt ja auch immer darauf an, was man daraus macht, ob man eine Sprache nach der Schule noch braucht oder nicht. Und auch schon vor weit mehr als 20 Jahren wurden in französischen Schulen Fremdsprachen unterrichtet. Als Teenager hatte ich eine Freundin in Toulouse, sie lernte Spanisch und Englisch, ihre Schwester wollte lieber Englisch und Deutsch. Ich habe in der Schule auch Englisch gehabt, jahrelang, aber die Sprache danach so gut wie nie gebraucht, noch heute frage ich mich wozu ich shakespearean english pauken musste… :laughing: Ich mochte die Sprache auch nie, weder mit Shakespeare noch mit Hemmingway, ich kenne viele Menschen, die besser Englisch können als ich, meine Söhne wahrscheinlich auch demnächst. So what?
Jeder so wie er es mag, oder? :wink:

Ja, Souris, Du hast völlig recht. Dieses „über einen Kamm Scheren“ geht mir auch total auf den Zeiger, und es ist ungerechtfertigt! Ich kenne soo viele Franzosen, die ganz toll Deutsch sprechen, und auch einige, die sehr gut Englisch sprechen. Natürlich „können“ die Franzosen Fremdsprachen. Klar, es gibt offizielle Messungen, so wie kürzlich diesen „Englisch-Vergleichstest“, bei dem Frankreich ja relativ weit hinten landete. Gut, da mag schon etwas dran sein, im Durchschnitt sprechen vielleicht wirklich in Frankreich etwas weniger Menschen gut Englisch als in anderen Ländern. Trotzdem ist doch „Franzose“ nicht gleich „Franzose“, und es gibt solche, die gut in Fremdsprachen sind, und solche, die es weniger sind - wie überall anders auf der Welt auch. Wie gesagt, ich habe schon einige Franzosen kennengelernt, deren Deutsch mich absolut beeindruckt hat. :top:

In einem Urlaub half mir ein Franzose bei der Ankunft auf der Suche nach dem verreisten Vermittler. Jeden Tag haben wir uns etwas unterhalten. Am letzten Tag frug er mich, wo ich den hin müsse und wie groß die Stadt sei. Nun lag mir 186.000 auf französisch nicht sofort auf der Zunge und ich sprach die Zahl in Deutsch…und er erwiderte prompt die Zahl in Französisch. Er gab dann zu, mal 3 Jahre in meiner Nähe gewohnt zu haben.

Uns geht es auch ziemlich oft so. Die Menschen in Frankreich halten oft hinter dem Berg mit ihren Fremdsprachenlkenntnisse, ich vermute weil sie sich, genau wie wir, nicht so richtig trauen. Wir standen im Sommer mit dem Auto auf einer schmalen Straße mitten in der Camargue und ließen eine Gruppe Gardians mit einer Herde Pferde vorbei, alle Gardians bedankten sich und der älteste bedankte sich auf Deutsch.

@Souris: schön… :slight_smile:

Vielleicht weil die ganze Welt (inkl frz Journalisten) ständig wiederholt, dass wir das sowieso nicht können… :unamused:

Ich hatte kürzlich 2 Telefonmonteuren, die vor meinem Tor arbeiteten, einen Pickel (Spitzhacke) ausgeliehen. Abends stellten sie das Werkzeug zurück mit diesem Zettel:

Da sage noch einer, man könne in Frankreich keine Fremdsprachen. Man beachte den Accent grave.

Allerdings finde ich es oft nervig, wenn man als Ausländer in Frankreich von Franzosen voller Stolz gleich mit Englisch angesprochen wird.

Und ich finde diese ständigen Allusionen (hier: « Deutschland über alles ») nervig und schrecklich. Was soll denn das hier?

Und mit dem « nicht können »: Damit kokettieren doch viele Franzosen auch ein bisschen… oder? Sie können sehr wohl!