Präsidentschaftswahlen 2017

Fehlermarge bis 2,5 %punkte… Das heisst, die Reihenfolge könnte ganz anders sein… Ausserdem ist der 13 April schon eine Ewigkeit her für die Umfragen, die fast stündlich neu erscheinen…

Die neueste von heute 18.04 sagt:
Le Pen 22%
Macron 22%
Fillon 21%
Mélenchon 18%

Mit einer Fehlermarge von 2 Punkten könnte jeder der 4 den ersten Platz besetzen!

Wann hört das endlich auf mit den Umfragen ? :unamused:

Na, Sonntagabend wissen wir mehr, vielleicht werden ja auch in Frankreich noch auf die schnelle selbstgedruckte Wahlzettel zugelassen :vamp:

:merci:


Die Profiteure des Terrors

zeit.de/politik/ausland/2017 … n-slowblog

" Nach Großbritannien hat sich nun also auch Frankreich gegen Europa und für mehr Nationalismus entschieden. "

:europe:

Ach so ? Hab ich nicht gewußt. :europe: Bist sicher besser informiert als ich.

und hier , so völlig meinungs/komentarlos Presselinks posten :unamused: langweilig :sleep:

Also ich erlese aus bulleryans Postings durchaus eine Meinung, er scheint sich nur nicht zu trauen, sie auch offen zuzugeben…

Ich hatte gerade ganz schwitzige Hände, kurz vor 20 Uhr, als ich BFM-TV eingeschaltet hatte. Ich glaube in Frankreich nennt man das Ergebnis Echappée belle, oder?

Es war schon klar das keiner in der ersten Runde sofort Präsident wird. Es ist noch nicht zu Ende.

Aber der Schrecken hat in zwei Wochen ein Ende.

Die Frage ist jetzt, wen werden die wählen, die gestern nicht für Macron gestimmt haben :confused:

Die Ergebnisse sind schon (quasi alle) da.
Macron gewinnt die erste Rund klar mit 23,8% der Stimmen.
Folgt Le Pen, die ein bisschen weniger bekommt als erwartet: 21,5%
Beide sind also für die Stichwahl am 7. Mai qualifiziert.

Zum ersten Mal in der Geschichte der 5ten Republik ist kein Vertreter der beiden Grossparteien in der Stichwahl.
Fillon, der ursprünglich die Wahl nicht hätte verlieren können, landet auf Platz 3 mit etwas weniger als 20%.
Mélenchon, aus den Linken, war nah dran, Fillon zu überrollen. Er beendet die Kampagne mit 19,62% der Stimmen.
Weit hinten, nachdem die ganze Partei zu Macron gewechselt hat, ist Hamon mit 6,2%

Kein anderer Kandidat schafft es über die 5%, Dupont-Aignan bleibt auf 4,76%.
Die Wahlbeteiligung lag bei 76,21%

Zusammengefasst, Frankreich ist nicht mehr in 2 oder 3 Lagern geteilt wie früher, sondern in 4, die alle ungefähr ein Viertel der franzosen vertreten: Zentrum (Macron), Rechtsextrem (Le Pen), Links (Mélenchon-Hamon), Konservative (Fillon)

Geographisch gibt es grosse Unterschiede (siehe Karten der AFP unten). Macron punktet vor allem an der Atlantikküste und allgemein in der ganzen Bretagne sowie im pariser Ballungsraum und im Zentrum des Landes. Le Pen erobert den Norden, den Osten und den Südosten, mit bemerkenswerter Ausnahme der Grossstädte (Rouen, Amiens, Lille, Strassburg, Metz und Nancy sind deutlich zu erkennen). Fillon bleibt der Herr in seiner Heimatregion, dem Westen an der Loire, sowie in Savoie, im Westen des pariser Ballungsraums und im Süden des Zentralmassives (warum auch immer). Und Mélenchon ist besonders in der südlichen Hälfte des Landes (Mit Ausnahmen der Küstengebieten und des Zentralmassivs) beliebt sowie vereinzelt in der Bretagne und im Osten des pariser Ballungsraums.

Macrons Frankreich: die Gemeinden, in denen er gewonnen hat.

Le Pens Frankreich
FranceLePen.jpg

Fillons Frankreich

Und Mélenchons Frankreich
FranceMélenchon.jpg

Interessant sind die Ergebnisse von Paris. Es verschärft sich der politische Unterschied zwischen Paris und dem Rest des Landes. Macron ist deutlich höher als im nationalen Durchschnitt: 34,83. Le Pen ist mit 4,99% quasi abwesend. Die beiden traditionnellen Grossparteien sind auch viel höher als im Rest des Landes: Fillon 26,45, Hamon 10,18.
Die Kluft zwischen West- und Ostparis erweitert sich auch immer mehr. Im Westen ist die Hegemonie der Konservativen nicht zu stoppen: über 50% für Fillon in den edlen 7ten, 8ten und 16ten Bezirken (sogar 58,45% im 16ten). Da machen die linken Kandidaten zusammen circa 10% der Wähler aus. Im Osten hingegen liegt Mélenchon auf dem ersten Platz mit über 30% (19ten, 20ten), im 20ten Bezirk erreicht Hamon sogar den dritten Platz vor Fillon…

Die Karten sind sehr spannend, Mislep. Ich frage mich aber, wie es in der Bretagne zu einem so großen Zuspruch für Macron kam. Ich habe diese Region eher als katholisch und konservativ verstanden. Gibt es eine Erklärung dafür?

Ansonsten liest man aus der Karte vor allem, dass es scheinbar zwei abgehängte Landesteile gibt, die Occitanie und den Norden. Während der Süden sich noch nicht einig ist, in welches Extrem er schlagen möchte, hat sich der Norden schon längst eindeutig entschieden. Das ist erstaunlich, wenn man bedenkt, dass die Linke- und Arbeiterbewegung im 19. Jahrhundert sowie die Gründung von Gewerkschaften auf die Minenarbeiter Europas zurückgeht. Davon ist in Frankreich offenbar nicht mehr ein Funken übrig.

Die Bretagne ist traditionnel katholisch. Nicht unbedingt konservativ. :wink: Das heisst, katholisch mit echten katholischen Werten: Offenheit, Hilfsbereitschaft gegenüber Schwächeren usw. Sozialkatholisch könnte man sagen. Die Bretagne gilt als politisch gemässigt. Diese Region hatte 2007 auch deutlich mehr Bayrou (Zentrum) gewählt als der nationale Durchschnitt.

Ja wobei, man in den letzten Wochen eine Umkehrung festgestellt hat. Mélenchon hat die Grossstädte des Nordens und Ostens wieder gewonnen, obwohl die in den letzten Jahren le Pen bzw die FN gewählt hatten. Das erklärt, warum Le Pen nicht so hoch ist, wie erwartet, und Mélenchon viel höher. Die Arbeiter der traditionnellen industriellen Gebieten, zuerst aus den Städten, gehen langsam wieder nach Links zurück. Grosse Frage für die kommenden 5 Jahre: wird sich diese Tendenz bestätigen ?

Hier eine schöne interaktive Karte, wo man die Ergebnisse pro Département und Gemeinde gut sehen kann.
lemonde.fr/data/france/presidentielle-2017/

Vielen Dank für die Details Mislep ! :merci:
Eine Frage:
Frankreich ist ja noch sehr weit weg von der Geleichberechtigung in der Politik .Das Parlament und Senat männlich dominiert ( und oft 60+ ).
Wäre die FN stärker wenn Mme le Pen ein Mann wär ?

Ich habe auch gesehen ,le vote " blanc" ( ungültig ) ist um 26 % gestiegen im vergleich zur letzten Präsidentschaftswahl.

Nein, das würde ich nicht sagen. Viele Grossstädte und Regionen sind oder wurden schon von Frauen regiert, alle Ministerien wurden schon von Frauen geführt (sogar das Verteidigungsministerium), eine Frau ist schon in den 1990er Regierungschefin gewesen, auch wenn man sie oft vergisst. Alle Parteien haben oder hatten eine Frau an ihrer Spitze, sogar die Konservativen. 27% der Abgeordneten sind Frauen; das ist mehr als in Kanada, das man soooo gern als perfektes Land in diesem Bereich vorstellt. In der heutigen Regierung sind 9 Frauen unter den 17 Ministern (und 8 von 18 Staatssekretären).
Heute wundert sich kaum noch jemand, wenn eine Frau eine politische Führungsposition übernimmt, und es wird wahrscheinlich kaum noch jemand eine Frau nicht wählen, weil sie eine Frau ist und somit unfähig wäre… Vor 10 Jahren war es noch der Fall und ich bin mir sicher, dass es Royal den Sieg gekostet hat.
Was die Frauen noch hindert, mehr Posten zu bekommen, ist die Hartnäckigkeit vieler alten Politiker, immer wieder zu kandidieren. Da sie aus einer Generation sind, die quasi nur Männer in der Politik akzeptierte, sind das alle Männer. So lange sie den Platz nicht frei machen, haben die Frauen nur eingeschränkten Zugang zu den verschiedenen assemblées (ob national, regional oder lokal). 2017 könnte sich aber viel ändern, denn einige langjährige Abgeordneten haben schon angekündigt, dass sie nicht mehr kandidieren wollen.
Jedenfalls sollte man keine Frau wählen, nur weil sie eine Frau ist. Siehe die jetztige Wahl :smiley:

Schwer zu sagen. Meiner Meinung nach: nein, weil, wie ich es oben erklärt habe, ich glaube, dass es nun kaum noch einen Unterschied macht, ob der Kandidat ein Mann oder eine Frau ist. Philippot ist im FN weniger beliebt als le pen und hätte wahrscheinlich nicht so viele Stimmen bekommen, obwohl er ein Mann ist und in der Partei die Nummer 2 ist…

Noch eine Bemerkung bzg Männer/Frauen. Macron will das politische Personnal erneuern… Wo sind die Frauen unter seinen Unterstützungen ? Colomb, Delanoë, Bayrou, Hue, Madelin, Cohn-Bendit, Valls, Le Drian… alle Männer… und nicht wirklich der jungen Generation :mrgreen:

Wir sind leider nicht außer Gefahr. :mrgreen: !
Hamon ( Sozialist ) hat seine Wähler dazu aufgefordert ihre Stimmen Macron zu geben.
„Lieber ein politischer Gegner als ein Feind der Republik“ hat er erklärt.
Was mich aber wirklich überrascht hat , ist , daß Fillon an die politische Vergangenheit der FN mit Jean-Marie Le Pen erinnert hat und seine Wähler dazu aufgefordert hat Macron zu wählen. Mélenchon hat seinen Wählern keine Wahlempfehlung gegeben.( Rund 50% seiner Wähler könnten Macron , und 12 % Le Pen wählen.)
Über die Wählerschaft vom Front National:

Danke für die Erklärung. Über den „Sozialkatholizismus“ muss ich aber nochmal nachdenken, als jemand aus dem Land der Reformation. :neutral_face:

Ich habe im Internet zwei kleine Sachen rund um die Wahl gefunden, die einen ein bisschen schmunzeln lassen.
:arrow_right: Le Figaro vergleicht die Lokale La Rotonde, wo Macron gestern Abend mit seinen Anhängern zusammenkam, und Le Fouquet’s, in dem Sarkozy 2007 medienwirksam speiste. Nichts könnte französischer sein. :king:
:arrow_right: Marion Maréchal-Le Pen, dritte FN-Generation, sorgt mit ihrer Art auf das Ergebnis zu warten für reichlich Spott im Internet. Sie hat sich herausgeputzt und gephotoshopt beim Erdbeernkaufen in Capentras ablichten lassen. Die Twitter-Gemeinde ließ das natürlich nicht kalt. :mrgreen: