Schmöker ausländischer Autoren mit Schauplatz Frankreich


Julia Stagg - Monsieur Papon oder ein Dorf steht Kopf. Dtv 2014, 350 Seiten.

Ich nehme es gleich vorweg: Ich mag keine Bücher, die ein „oder“ im Titel haben. Das soll witzig sein und einen Vorgeschmack auf eine lustige Geschichte geben, aber für mich offenbart ein solcher Titel immer die Schwäche, sich nicht entscheiden zu können für einen, was widerum Rückschlüsse auf eine schwache Geschichte zulässt. Diese Erkenntnis ist leider erst erwachsen, nachdem ich mich durch dieses Werk gequält hatte.

Es fängt schon mit der Geschichte an, die gar nicht wirklich wiedergebbar ist, weil quasi nicht vorhanden. Auf dem Klappentext steht, es gehe um ein englisches Paar, das in die Pyrenäen zieht, um die alte Pension herauszuputzen und wieder zu eröffnen. Aber da haben sie Rechnung natürlich ohne den fiesen Bürgermeister gemacht. Bekannter Stoff also. Nur leider geht es darum auch nur am Rande. Im Grunde wird hier ein bisschen aus dem Leben des einsamen Dorfes erzählt, in langen und langatmigen Kapiteln. Man erfährt so etwas über viele Personen und aus verschiedenen Perspektiven, aber wie das alles zusammenpasst ist irgendwie nicht zu identifizieren und dazu auch ziemlich ermüdend.

Das Buch bewirbt sich selber mit einem Zitat des SWR: „Charmant, warmherzig, witzig erzählt - ‚Monsieur Papon‘ ist einfach beste Unterhaltung.“
Ich frage mich, ob die Redaktion das Buch wirklich gelesen hat. Es ist so ziemlich das Gegenteil davon: Langweilig, einfallslos, platt.

Die englische Autorin hat noch mehr Romane veröffentlicht, die in den Pyrenäen spielen und die Charaktere aus diesem Roman aufgreifen. Die Buchdeckel sehen stets verlockend aus, aber in Zukunft werde ich die Finger davon lassen. Welche Enttäuschung.
Ich gebe zwei von zehn Punkten. Einen für das Cover und einen für die Dorfkatze mit dem Namen Tomate.
:top: :top: :nul: :nul: :nul: :nul: :nul: :nul: :nul: :nul:

Gestern ist ein Roman erschienen: « Retour - Luc Verlains erster Fall » von Alexander Oetker. Sowie ich gelesen habe ist (oder war) er Frankreich-Korrespondent für RTL und N-TV, ich kenne ihn aber nicht. Der Roman spiel in Aquitaine. « Luc Verlain liebt gutes Essen, Frauen und sein sorgloses Leben in Paris - bis er nach Bordeaux versetzt wird und sich in seine alte Heimat verliebt. »
Ich habe ja ganz stark den Verdacht dass da jemand an den Erfolg von Commissaire Dupin anknüpfen will, aber mal abwarten, noch habe ich das Buch nicht gelesen, es liegt noch im Buchladen meines Vertrauens…

Regionalkrimis sind zur Zeit sehr angesagt. Wenn es dem Tourismus hilft - warum nicht? Aufgrund der Verkaufszahlen spiele ich mit dem Gedanken, selber einen Regio-Krimi zu schreiben, aber 1. werden die weißen Flecken auf der Frankreichkarte dafür immer weniger und 2. mag ich keine Krimis. Ein Kreuz, das mit dem Bestseller-Streben. :mrgreen:

Ja sowieso, ich glaube es ist auch schwierig einen Verlag zu finden… Selber publizieren bei den Amazonen finde ich auch nicht so glücklich.

Ich stelle fest, Journalisten sind nicht unbedingt die besseren Schreiberlinge… Ich habe gerade « Retour - Luc Verlains erster Fall » von Alexander Oetker ausgelesen und muss sagen ich bin enttäuscht. Es gab nicht halb so schöne Landschaftsbeschreibungen wie ich erwartet hätte und die Krimiseite ist nicht so spannend dass ich das Buch nicht hätte aus der Hand legen können. Am Rande gibt es noch so was wie eine Liebesgeschichte, die aber auch nicht überraschend ist… Nun ja, da müssen wir noch ein wenig üben Herr Oetker, der Name macht noch keinen Kuchen. :laughing:

Als nächstes lese ich « Commissaire Mazan und die Spur des Korsen » von Jean Bagnol (Nina George und Jo Kramer) aus der Reihe fand ich bisher alles spannend und die Landschafstbeschreibungen sind so geschrieben, dass man am liebsten sofort hin möchte. Deshalb waren wir übrigens auch mal in Mazan. :wink:

So ist das bei Fernsehjournalisten. Was man im Fernsehen sehen kann, muss im Buch halt aufs Papier und das scheinen nicht alle zu können.

Vielleicht wird ein neuer Roman ja besser…
Das einzige womit ich mich 100% identifizieren kann ist eine der Danksagungen:
„Meiner Familie möchte ich danken, weil sie bei endlosen Reisen nach Frankreich, der Hund neben mir auf der Rückbank, das Fundament für meine Liebe zur Grande Nation gelegt hat, zur Sprache, zum Meer, zum Savoir-vivre.“ :fr:

Marie Lamballe - Der Leuchtturm auf den Klippen


Bastei-Lübbe, 559 Seiten, VÖ Juni 2016

Finistère. Windumtostes Land, raue Landschaft, verschrobene Menschen. So stellt man sich diesen Teil der Bretagne vor und so erwarte ich auch eine unterhaltende Geschichte, die dort spielt. Marie Lamballes Roman enttäuscht einen nicht, sondern übererfüllt die Erwartungen.

Susanne Meyer-Schildt ist Kind reicher Eltern und studiert in Paris, bevor sie - nach Willen ihrer Familie - irgendwo ins obere Management einsteigt. Sie gerät aber an den zwielichtigen Paul, die Liebe ihres Lebens, und wird in einen Verkehrsunfall verwickelt. Danach erinnert sie sich an nichts und trampt in die Bretagne. In dem Glauben, sie sei Anne-Marie LeBars, die Adressatin eines Briefs, den sie in ihrer Manteltasche gefunden hatte. An der windigen Küste nördlich von Brest findet sie dann das, was sie nie hatte: Bodenständigkeit, Geborgenheit, das Gefühl, so gemocht zu werden wie man ist. Aber das Geheimnis ihrer wahren Identität droht immer am Horizont und es ist klar, dass das die Idylle ducheinanderwirbeln wird.

Marie Lamballe kreiert einen atmosphärisch dichten Unterhaltungsroman, der die Sehnsucht nach der Bretagne atmet und exzellent herübergebracht wird. Nicht erwartet hätte ich so manche sprachliche Feinheiten, hervorragende Dialoge mit Herz, die von genauer Beobachtungsgabe zeugen, und ein gutes Händchen für runde, wiedererkennbare Charaktere. Da wären die schwerhörigen und verschrobenen Geschwister Enora und Armelle mit ihrer kleinen Lebens- und Nebengeschichte oder Malo, der so schweigsam und schüchtern und doch ein tiefes Wasser ist. Und natürlich Alan, der sich nur langsam mit Anne-Marie bzw. Susanne anfreundet. Nicht zuletzt ist auch der Hund Bri-Bri ein kleiner Star.

Diese Liebe zu Details machen das Buch zu einem Lesevergnügen. Ohne sie könnte man die Geschichte für langatmig halten und sich gar ein wenig langweilen, denn es dauert ewig, bis sich alles entwickelt und auflöst. Marie Lamballe zähmt dadurch die Neugierde und macht ihren Roman von einem Glas Wasser zu einem Glas Wein: Langsam trinken, langsam lesen und genießen. Keine große Literatur, aber ein Muss für Bretagne-Fans (weibliche… :blush: ).

Die Autorin kommt übrigens aus Hannover, studierte Lehramt und hat zwei erwachsene Kinder. Zwei Bretagne-Romane von ihr sind bereits erschienen, in wenigen Wochen folgt das dritte. Ich glaube, ich werde die beiden anderen auch lesen.

Mir hat das Buch gut gefallen, ich habe es im Urlaub gelesen. Wer das auch testen möchte, sollte wissen, dass es hauptsächlich im Winter spielt. Das ist aus meiner Sicht eine wichtige Info, die ich vorher nicht hatte.
Ich gebe 8 von 10 Punkten!
:slight_smile: :slight_smile: :slight_smile: :slight_smile: :slight_smile: :slight_smile: :slight_smile: :slight_smile: :frowning: :frowning:

Okay… bin ja kein Bretagne-Fan und wenn ich das Cover sehe ist das auch kein Buch dass ich gekauft hätte… :laughing: Aber gut, das war beim « Lavendelzimmer » auch so und ich habe es nur gelesen weil ich es geschenkt bekam und schwups war ich vernarrt in den Schreibstil…

Ich habe oft Probleme mit Covern oder Titeln, beide sind häufig unpassend. Aber ein Roman muss heute leider in eine Verlagsschublade passen und sich verkaufen. Statt vom Autor zum Leser führt der Weg nur noch vom Autor zur Kasse. Bücher sind also immer mehr eine Wunschtüte, mal sind sie schlechter als gedacht, mal besser. Diesmal hatte ich Glück. :slight_smile:

Deswegen kaufe ich Bücher am liebsten im Geschäft. Cover angucken, Klappentext lesen und im besten Fall, wenn das Buch nicht verschweißt ist, die erste Seite lesen und dann kaufen oder weglegen… :blush:

Und da die erste Seite nicht immer Reicht, gibt es ja zum Glück Buchhandlungen mit Café und Probeleseexemplaren :stuck_out_tongue:

Amélie Breton - Ein Lied für Valentine
Fischer Verlag, Januar 2017, 9,99€
ISBN: 978-3-596-03030-9

Der Zweite Weltkrieg liefert immer noch spannende Geschichten für historische Romane. Schuld, Tod, Gefahr, verbotene Liebe, zwei Gesichter. So muss auch das Autorenduo hinter dem Pseudonym Amélie Breton gedacht haben, als es diesen Roman gestrickt hat. Zwei Liebende in der Normandie, Valentine und Yves, und als Yves sich in der Résistance betätigt und nach England übersetzen will, wird sein Boot beschossen und Valentine hält ihn für tot. Glaubt man dem Klappentext, dann setzt genau da die Handlung ein, bei der groß angekündigten „schrecklichen Entscheidung“, die Yves – doch nicht tot - treffen muss. Doch das ist nicht so. Denn als es um diese Entscheidung geht, ist das Buch beinahe zu Ende und man fragt sich, ob es so klug von den Buchmachern war, fast die ganze Geschichte auf dem Klappentext zu verraten.

:top: Was bietet das Buch? Es ist eine gut recherchierte Geschichte mit wohldosierter Spannung und schönen Bildern. Man merkt dem Buch an, dass Profis am Werk waren, die gemäß Vorstellungstext schon viele erfolgreiche Bücher zusammen geschrieben haben. Sie benutzen alles, was beim Leser gut ankommt: Ein geheimnisvolles Lied. Leidenschaft, die über Vernunft steht. Sehnsucht nach Veränderung. Tolle Landschaften. Das alles bietet dieses Buch, das muss man so sagen.

:nul: Aber es gibt so viel, was es nicht bietet. Fakt ist: Es liest sich wie das Äquivalent eines Dieter-Bohlen-Lieds. Sicher ein Chartstürmer, erfolgreich, ein Ohrwurm. Aber schrecklich inhaltsleer, orientiert am Geschmack der Masse. Solides Handwerk, auf jeden Fall. Aber leidenschaftslos zusammengeschrieben, ohne erkennbaren Stil und Aussagekraft. Es ist ein ziemlich kurzes Buch für eine so lange Geschichte (nächste Parallele zur Musik: Schallgrenze bei 3:30min) und die Distanz des Erzählers zur erzählten Geschichte ist immens. Selten sind ausführliche Szenen, selten wird aus der Sicht der Figuren erzählt, ihr Charakter eingebracht, ja überhaupt ein Charakter ausgearbeitet.

Ich habe lange überlegt, wie viele Sterne dieses Buch verdient. Tatsächlich bin ich enttäuscht und verärgert, hier statt einem gefühlvollen, ehrlichen Buch Massenware erwischt zu haben. Dennoch sehe ich mich auch der Objektivität verpflichtet und muss festhalten, dass dieses Buch solide gemacht ist. Nicht zu kitschig und immerhin mit einer festen Meinung ausgestattet. Kein Wort ist zu viel aber auch keine Idee zu originell, um aufzufallen und herauszustechen. Es ist nichts falsch in diesem Buch, es tut nicht weh. Aber es begeistert auch nicht, es hinterlässt keinerlei Emotion.

Catherine Simon - Kein Tag für Jakobsmuscheln
Goldmann, März 2015, 8.99€
ISBN 978-3-442-48181-1

Regionalkrimis sind hip. Und je weniger blutig, desto bester als Urlaubslektüre geeignet. Die Bretagne hat der deutsche Krimi schon erobert, die Provence sowieso. Aber die Normandie? Dieses sanfte Land mit endlosen Stränden und gemächlichen Spaziergängern? Hier ist nichts dunkel, hier gibt es keine Verbrechen. Muss es ja aber auch nicht, um trotzdem einen Krimi drumherum zu stricken. So wie die deutsche Journalistin Sabine Grimkowski alias Catherine Simon das tut.

Im Mittelpunkt steht hier nicht die Krimi-Handlung, sondern die Normandie, auf sehr detaillierte Art und Weise. Das ist ehrlich gesagt genau nach meinem Geschmack, weil ich die Orte alle kenne. Aber dennoch: Nehme ich einen Krimi zur Hand, erwarte ich mehr als eine authentische Landschaft durch die Augen einer Kennerin zu sehen, die die Autorin zweifellos ist. Ich möchte auch einen interessanten Plot und überraschende Wendungen, zumindest aber einen gerissenen Kommissar, der den Tätern und auch den Lesern etwas voraus hat.

All das findet sich in diesem Buch nicht. Kommissar Leblanc ist unsympathisch und in seiner Arbeitsweise äußerst durchschnittlich. Wenn Feierabend ist, ist eben Feierabend und dann geht er essen und das tut er häufig und sehr gerne. Man gewinnt den Eindruck, dass ihm die Arbeit manchmal lästig ist. Zumindest stört sie nicht seinen Appetit, auch den auf Frauen. Es gibt keinen Zug an ihm, der dem Leser gefallen oder zumindest Respekt abnötigen könnte.

Interessant und gelungen ist neben dem Setting aber der Perspektivwechsel. Man nimmt die Geschichte durch die Augen mehrerer Personen wahr, wenn auch nicht zu gleichen Teilen. Jede Perspektive hat seine Charakteristika und es macht Spaß, den verschiedenen Figuren ein Stück in ihrem Alltag zu begleiten.

Ja, Alltag. Das trifft es sehr. Der Fall wird auf sehr alltägliche Weise konstruiert und auch aufgedeckt. Lokale Probleme werden zwar angesprochen, haben aber mit dem Fall am Ende doch wenig zu tun. Außerdem geht es weite Strecken wirklich um den Alltag der Figuren, es plätschert vor sich hin, ohne auch nur den Hauch von Spuren einzuführen, die den Leser miträtseln lassen. Die Geschichte, wie sie auf dem Klappentext angekündigt wird, hätte viel mehr hergegeben, aber die Autorin hat wenig daraus gemacht. Ich gebe drei von sechs Punkten.
:smiley: :smiley: :smiley: :cry: :cry: :cry:

Anne Chaplet - In tiefen Schluchten
KiWi, August 2017, 9,99€
ISBN: 978-3-462-05042-4

Erfolg ruft Nachahmer auf den Plan, das ist nichts Neues. Leider haben Donna Leon und Jean-Luc Bannalec die Latte mit ihren Regionalkrimis so hoch gehängt, dass es schwer ist, auch nur in ihre Nähe zu kommen. Ganz besonders weit weg ist dieser Roman. Statt eines Kriminalromans verbirgt sich hier ein Entwurf eines Roman de la Terre hinter 306 Seiten, der aber gerne ein Krimi wäre. Denn der Fokus liegt nicht auf der Ermittlung nach einem Kriminalfall, sondern einfach auf einem Ausschnitt des Lebens der Protagonistin, der zudem spannungsärmer dargestellt ist, als er hätte sein können. Die deutsche Autorin Cora Stephan, die hinter dem Pseudonym Anne Chaplet steckt, gibt sich zwar Mühe, einen interessanten Krimi zu schreiben, verlässt die bekannten Pfade aber wie ihre Protagonisten etwas zu sehr, bis sie sich schließlich ganz verirrt.

Der Klappentext müsste eigentlich heißen: Am Fuße der Cevennen, in der wilden Landschaft des Vivarais, lebt Tori Godon (…). Für eine Ausstellung soll sie die Geschichte ihres Hauses recherchieren und stößt dabei auf eine bewegte Vergangenheit. Zwischen Hugenotten und Résistance verbirgt sich ein dunkles Geheimnis (naja, oder so ähnlich. Klingt halt gut). Bald ist das ganze Dorf involviert, nur Tori ist auf dem Holzweg. Sie trinkt lieber Kaffee und bummelt mit einem Hund durch die Gegend, während um sie herum Menschen verschwinden oder sterben.

Ein Krimi ist es also nicht. Fakt 1. Fakt 2: Der Schauplatz übt keine Anziehungskraft aus, auch wenn er gut greifbar und mit Leidenschaft beschrieben ist. Fakt 3: Die Charaktere bleiben unscharf, man verwechselt sie beim Lesen. Demnach scheitert das Buch an seinen eigenen Ansprüchen. Schade eigentlich, denn mit ein paar Kniffen hätte man Spannung hereinbringen und die Geschichte rund machen können. Durch eine zweite Parallelgeschichte zur Zeit des Zweiten Weltkriegs etwa oder einfach indem man die Geschichte eher anfängt, vor dem Tod des Ehemanns, um den Antrieb der Protagonistin deutlicher zu machen. Auch hätte es nicht geschadet, den zahlreichen Figuren überraschendere Funktionen zu geben, etwa dem Restaurator Jan, der Tori anzieht oder der undurchsichtigen Bibliothekarin Monique. So wittert der Krimi-Leser überall Spuren, die sich dann als vollkommen harmlos herausstellen.

Was bleibt von diesem Buch? Die Autorin hat das Vivarais auf die literarische Landkarte gesetzt, zweifellos. Aber die Geschichte selber hätte als Krimi lieber nicht den Weg aus der Schreibtischschublade gefunden. 2 von 5 Punkten.
:smiley: :smiley: :cry: :cry: :cry:

Da auch ich, Buch und die Gegend, zumindest ein wenig, kenne unterschreibe ich Deine Meinung Avonlea.

All dies mit Hilfe einer sanften Melancholie und Langsamkeit,

Häh? :confused:

:neutral_face: ??


[size=85]Bild: Verlag[/size]

[size=150]Fischer vs. Großkapital[/size]

Klappentext des Verlags:

Die Autorin ist aus Deutschland und machte sich mit ihrem authentischen Auswanderungsbericht Zwischen Boule und Bettenmachen vor zehn Jahren einen Namen. Nun lebt sie in Cannes und schreibt die Krimireihe um Kommissar Duval, die hier bereits in den sechsten Fall geht.

Wenn der deutsche Frühling mal wieder zu kalt ist, kommt ein Buch, das die Côte d‘Azur bereits im Titel hat, gerade recht. Da sieht man auch gerne darüber hinweg, dass das Titelfoto fälschlicherweise als Riviera untergejubelt wird… In diesem Krimi geht es also um Südfrankreich, Sommer und Fischer. Ein trügerisches Idyll, wie sich schon bald zeigt.

Christine Cazon weicht von dem klassischen Ermittlungskrimi ab und verzichtet nicht nur auf die Frage, wer der Täter ist, sondern auch, warum. Mutig, denn so werden ganz andere Erwartungen geschürt. Man erwartet, dass der Mörder, dessen Motiv sehr simpel ist, von der Geschichte hinter seiner eigenen, unüberlegten Tat überrascht ist. Diese Innensicht fehlt in der etwas knappen Auflösung leider, dafür bekommt der Leser einen interessanten Trick serviert, um ihn dingfest zu machen.

Auch wer die vorangegangenen Fälle des Kommissar Duval nicht kennt, kann sich gut in das Buch hineinversetzen und bekommt interessante Perspektiven geliefert und Figuren, die gut ausgearbeitet sind und authentisch wirken, obwohl sie einigermaßen exzentrisch sind. Den Hintergrund bilden die Eigenheiten der Côte d‘Azur, die nicht romantisiert dargestellt sind, sondern auch die unschönen Seiten nicht ausspart. In diesem Band kümmert sich die Autorin um die Belange der Fischer, von denen es an der Küste nicht mehr allzu viele gibt und sie reißt auch allerhand andere aktuelle Themen an, etwa Steuerflucht, Klimawandel und Tourismus und bietet einige Fakten, die in die Geschichte verwoben sind, ohne dass das Buch überladen wirkt.

Leider bleibt der Kommissar ein wenig blass und passiv. Er hat mit der Hitze zu kämpfen und verbringt so einige Stunden Siesta, während draußen der Mörder herumläuft und Duval auch schon eine Ahnung hat, um wen es sich handelt. Dieser Krimi bietet dosierte Spannung und wenig Überraschung, aber viel Flair und gutes schriftstellerisches Handwerk.
Fazit: 4 von 6 Punkten.
:smiley: :smiley: :smiley: :smiley: :cry: :cry: