Jean-Marc-Ayrault neuer Außenminister

In Frankreich bildet sich die Regierung bekanntlich häufig mal um. So legte Außenminister Fabius sein Amt nieder, um Vorsitzender des Verfassungsrates zu werden. Als Nachfolgerin gehandelt wurde Ségolène Royal; deutsche Zeitungen mockierten sich bereits über das « Familienunternehmen Regierung », das da in Frankreich am Horizont aufzog. Immerhin war Royal François Hollandes langjährige Lebensgefährtin und bekleidet zur Zeit lediglich das Amt der Umwelt- und Energieministerin.

Doch berufen wurde der Ex-Premierminister Jean-Marc-Ayrault. 2014 war er zurückgetreten, nachdem die Kommunalwahlen für die PS desaströs ausgegangen war. Neu an der Berufung zum Außenminister ist, dass noch nie zuvor ein Premierminister diese Art des Recyclings erlebt hat. Was soll man daraus schließen?

Zuerst fällt mir da ein, dass die Menschen schnell vergessen und beim Zurückblicken auf die Gründe für einen Rücktritt eines so wichtigen Politikers wohl eher sagen: « Bof »?

Immerhin bucht sich Frankreich mit diesem neuen Außenminister Erfahrung, Diplomatie und Eloquenz. Vielleicht erhofft sich die Regierung ja von dem Germanisten eine Wiederannäherung an Deutschland?

:arrow_right: Artikel bei Le Figaro
:arrow_right: Jean-Mac Ayrault bei Wikipedia

Anderseits finde ich diese Ernennung ein bisschen beunruhigend, als ob Frankreich, die auswärtige Beziehungen nur als eine deutsch-französische Verhältnis in der EU zusammenfassen würde.
Ich stelle mich eine Frage über die Erfahrung der internationalen politischen Lage von Herrn Ayrault . Was die Wirklichkeit der auswärtigen Politikszenen und der Unerfahrenheit der Politiker angeht, vielleicht wäre es besser gewesen, einen Politiker, der arabisch und die Verschiendenheiten der arabischen Kulturen sowie das internationales Englisch gut kann, zu wählen. Leider weiß ich nicht, ob solche Politiker in Frankreich gefunden werden könnten :imp:

Ein Politiker braucht kein Englisch. Dafür gibt es jede Menge Übersetzer und Dolmetscher, die gezielt für diplomatische, wirtschaftliche und andere fachspezifische Verhandlungen ausgebildet werden.
Ausserdem gibt es viele frz Politiker, die ein ordentliches Englisch können. Macron, Pellerin, NKM, Fabius, Moscovici usw.
Beim Arabischen ist es schwieriger, denn arabisch wird ja nicht so oft unterrichtet wie englisch. Vlt sollte Najat Vallaud-Belkacem den Job übernehmen? :wink:

@Avonlea: es ist zwar das erste Mal, dass ein Premierminister als Minister unter demselben Präsident herabgestuft wird, aber wenn man immer so pingelig wird, kann man für jeden Minister ein „erstes Mal“ finden :stuck_out_tongue: Das ist auf jeden Fall nicht das erste Mal, dass ein Premierminister später Aussenminister wird (Juppé, Fabius)

Auffällig in dieser neuen Regierung ist die geographische Beschränkung der wichtigen Minister. Fast alle haben ihre politische Wurzeln im Westen: Le Drian (Verteidigung) und Urvoas (Justiz) in der Bretagne, Cazeneuve (Innen) in Cherbourg, Ayrault (Aussen) in Nantes, Royal (Umwelt) in Poitou… Ein Dankeschön an die wenige Regionen, die noch die PS wählen? :mrgreen:

Falsch. Was der non-offizielle Austausch betrifft ist eine gemeinsame Sprache sehr nützlich. Sonst hätte die französische Regierung nicht Jean-Marc Ayrault gewählt, um die deutsch-französische einheitliche Positionen zu verstärken. Überalls habe ich heute gelesen und gehört , dass das die Hauptbegründung von Herrn Ayarault zur Ernennung als Außenminister ist<; Oder?
Ein Signal des Willen einer Verstärkung der deutsch-französischen Partnerschaft bei der U.N, das meiner Meinung nach eine beschränkte und gefährliche Idee der auswärtigen Politik ist !!!

Ich denke auch, dass die richtige Politik nicht an Tischen gemacht wird, an denen Übersetzer sitzen.

Und ich wünsche mir sehr, dass die deutsch-französische Achse wieder die Geschicke der EU bestimmt. So hart das sein mag, aber Europa sollte immer noch Deutschland und Frankreich sein. Je mehr die kleinen Nationalstaaten mitreden und ihre eigenen Interessen durchsetzen wollen, desto schlimmer wird alles, das sehen wir gerade. Ich halte es daher für besser, wenn die beiden größten Nationen Europas die Führungsrolle übernehmen und mal wieder eine verantwortungsvolle Politik für den Rest diktieren.

Vielleicht ist ein Germanist als Außenminister da ein guter erster Schritt, auch wenn EU-Politik eher nicht zu den Aufgaben eines Außenministers gehören. Aber wenn Frankreich schon so flexibel mit Personalfragen umgeht, kann man das ja auch mal mit Arbeitsinhalten machen…

Also, wenn es so wichtig ist, einen Aussenminister zu haben, der Fremdsprache(n) spricht, dann hätte Hollande sicher nicht Ayrault ernannt, sondern einen, der englisch kann, und nicht deutsch. Die deutsche Sprache spielt auf internationaler Ebene überhaupt keine Rolle. Deutsch in der Diplomatie ist völlig nutzlos.

Ausserdem ist die deutsch-französische Freundschaft eher die Aufgabe des Präsidenten höchstpersönlich. Ich sehe also überhaupt keinen Vorteil daran, einen Aussenminister zu haben, der deutsch kann… so leid es mir auch tut.

Als Herr Ayrault 2012 Premierminister wurde, haben sich die französischen Medien überschlagen, dass dies ein Symbol für die deutsch-französische Freundschaft wäre
(allein aus dem Grund, dass er Deutschlehrer gewesen war).
Da bin ich schon damals vor Lachen umgefallen.
Nun das war auch das Jahr, in dem man den 50. Jahrestag des Elysee-Vertrags (deutsch-französischer Freundschaftsvertrag) feierte.
Von deutsch-französischen Freundschaften hört man im Moment eher weniges.

Wirklich keine Lust auf einen Krankenwagen zu schießen und noch weniger auf eine Regierung im Endstadium. :frowning:

====Richtig. Manchmal habe ich den Eindruck, dass was für unsere französische Regierung angeht, nur die deutsch-französische Partnerschaft innerhalb der europäischen Union nur erheblich ist… Ich finde es sehr bedauerlich… Deshalb habe ich gesagt, wäre es besser gewesen, ein Außenminister die nicht nur kann, aber auch eine erfolgreiche Erfahrung der internationalen Szene hatte…

=======Wirklich??? Merkel und Holland höchstpersönlich??? Vielleicht habe ich nicht alles verstanden. Aber hätte ich eher „höchstpolitisch innerhalb der EU“ gesagt.

=====Ich auch nicht… So weit er seine Arbeite und Aufgabe als Außenminister richtig lernt und ein bisschen willenstarker ist. Leider ist Herr Ayrault nicht mit Herrn Fabius vergleichbar. Auch wenn ich Herrn Ayrault sympathischer als Laurent Fabius finde, weil er kein Arbeitstier der politischen Medienszene ist. Außerdem den Skandal um HIV-verseuchte Blutkonserven, als Laurent Fabius Premierminister war, habe ich nicht vergessen.