von Fakir und Ikea Schrank

L’extraordinaire voyage du fakir qui était resté coincé dans une armoire Ikea ist ein Roman aus dem Jahr 2013. Der Schriftsteller ist Romain Puértolas, 1975 in Montpellier geboren. Das Buch wurde ein großer Erfolg (230.000 Exemplare wurden verkauft), Übersetzungen sind schon in viele Sprachen geplant, und die Rechte für eine Verfilmung wurden schon verkauft.

Ajatashatru Lavash Patel ist Fakir. Sein ganzes Dorf glaubt, dass er wirklich übernatürliche Kräfte besitzt, obwohl er die Leute nur austrickst. Alle haben Geld gesammelt, damit er nach Paris fliegen kann, um ein neues Stachelbett schwedischer Marke zu kaufen. Ajatashatru reist also nach Paris und soll gleich am folgenden Tag zurückfliegen. Er entscheidet sich, die Nacht im Möbelgeschäft zu verbringen, weil da genug Bette zu Verfügung stehen. Nachts jedoch hört er Schritte und Stimmen von Mitarbeitern, und er findet Zuflucht in einem Schrank… der aber von den Mitarbeitern eingepackt wird, um nach England geliefert zu werden.
So fängt die Reise des Fakirs an, die ihm nach England, Spanien, Italien und Libyen schicken wird. Während der abenteuerlichen Reise begegnet er immer wieder Leute, die ihm helfen, ohne etwas zu verlangen. Dadurch trifft er die Entscheidung, sein Leben zu ändern, aufzuhören, die Leute auszutricksen und ein ehrlicher Schriftsteller zu werden.

Die Geschichte klingt so ein bisschen moralisierend, aber sie wird in einem Stil eingepackt, der das Ganze lustig macht. Eine Mischung von Abenteuerroman und philosophischem Märchen mit viel Humor, burlesken Situationen und bunten Figuren.

Außerdem wirft der Autor durch die Reisen seiner Hauptfigur einen Blick in die Welt der Migranten. Das Thema Migration ist nämlich ein Leitfaden im Roman, aber immer von der Perpektiv der Migranten aus, die der Fakir unterwegs kennen lernt. In der humanistischen Tradition der philosophischen Märchen erinnert uns der Autor, dass Migranten Menschen sind, die Schwierigkeiten und Leiden haben, Individuen mit einer Geschichte, die wir, glücklichen Europäer, mit mehr Respekt und Beachtung behandeln sollten.

Kurze Kostprobe. Ajatashatru ist in einem LKW nach England und lernt einen sudanesischen Migrant kennen.

Das Buch gibt es jetzt auch auf deutsch, in der Gratis-Zeitung der Bahn war ein Auszug gedruckt. Ich hatte mir ob des Titels viel versprochen und mich auf das Lesen des Ausschnittes gefreut, aber ich fand den Stil enttäuschend und ziemlich unlustig. Es war die Szene der Ankunft und der Taxi-Fahrt zu Ikea. Ein bisschen hat es mich an die « Hector »-Bücher von François Lelord erinnert, mit ziemlich gewolltem und aufgesetztem Witz. Mir war das zu aufdringlich und hat leider nicht wirklich Lust darauf gemacht, das ganze Buch zu lesen, auch wenn deine Kurzanalyse ganz anders klingt als das, was sich die Marketing-Leute des Verlages ausgedacht haben, Mislep. Denn es gibt zur Zeit viele Bücher mit skurillen Geschichten und Titeln dieser Art, die einfach nur lustig und verrückt sein sollen.