die Franzosen und die Fremdsprachen

Ich muss mal sagen, bei den « kleinen » Franzosen hat sich da schon was geändert !
sie werden besser.

Vor 20 Jahren war das nun echt noch die vollkatastrophe. Heute packen das wenigstens ein paar auf dem Lycee ganz gut !
Da muss sich was am Unterrichtsprogramm geändert haben (was, weiss ich auch nicht, habe nicht aufgepasst) - aber wird wohl Sarkozy sein, der das geregelt hat.

Chirac war ja nun ein ausgesprochener Verfechter des « Französisch über alles », einschliesslich « Französischsierungs-Kommissionen » etc…
das ist irgendwie weg (hat man aufgegeben??).

Was Frankreich betrifft, denke ich, es ist logisch, natürlich, es versteht sich von selbst, usw. dass das Lernen der französischen Sprache ein Vorrang in Frankreich ist . Wenn auch ich die tiefe Meinung von « Deutschland über alles » weiß, denke ich eine freie Redewendung wie « französisch über alles » hier sehr schlecht ausgedacht ist.
Als Französin, die den Sinn für Humor zu haben hofft, denke ich, vielleicht wäre es besser solche Anspielung zu machen.
Auf, französischsprachige Kinder!
Der Tag des Ruhms der französischen Sprache ist da.
Gegen uns wurde der Tyrannei der englischen Sprache
usw…

Sarkozy kann kein Wort englisch (und das ist fast wortwörtlich gemeint). Chirac kann (konnte…) ziemlich gut englisch. Es wurde auch behauptet, dass er russisch zumindest verstand…
Generell ist es so, dass je weniger man Fremdsprachen spricht, desto stärker wird man Anglofanatiker.

Es hat sich im Fremdsprachenunterricht nichts geändert, denke ich. Was sich geändert hat, ist die Welt… Die Möglichkeiten, Sprachen vor Ort zu lernen sind viel größer (Besuch von Sprachschulen in den Ferien, Austauschprogramme, Briefpartner usw.) und die Globalisierung hat das Gefühl des Bedarfs nach (zumindest) Englisch verstärkt.

Wobei es eigentlich ziemlich egal ist, ob ein Volk gut oder schlecht Fremdsprachen spricht, denn die überwältigende Mehrheit eines Volkes bleibt im eigenen Land und übt keine Berufe aus, die Fremdsprachenkenntnisse benötigen.

Ich kenne einige Franzosen und die beherrschen auch Fremdsprachen, ziemlich gut sogar, Englisch und Deutsch und viele auch Spanisch und/oder Italienisch.

Wer hat eigentlich behauptet die Franzosen können das nicht? Ach, dieses « alle über einen Kamm scheren » nervt mich total. :unamused: Es kommt ja auch immer darauf an, was man daraus macht, ob man eine Sprache nach der Schule noch braucht oder nicht. Und auch schon vor weit mehr als 20 Jahren wurden in französischen Schulen Fremdsprachen unterrichtet. Als Teenager hatte ich eine Freundin in Toulouse, sie lernte Spanisch und Englisch, ihre Schwester wollte lieber Englisch und Deutsch. Ich habe in der Schule auch Englisch gehabt, jahrelang, aber die Sprache danach so gut wie nie gebraucht, noch heute frage ich mich wozu ich shakespearean english pauken musste… :laughing: Ich mochte die Sprache auch nie, weder mit Shakespeare noch mit Hemmingway, ich kenne viele Menschen, die besser Englisch können als ich, meine Söhne wahrscheinlich auch demnächst. So what?
Jeder so wie er es mag, oder? :wink:

Ja, Souris, Du hast völlig recht. Dieses „über einen Kamm Scheren“ geht mir auch total auf den Zeiger, und es ist ungerechtfertigt! Ich kenne soo viele Franzosen, die ganz toll Deutsch sprechen, und auch einige, die sehr gut Englisch sprechen. Natürlich „können“ die Franzosen Fremdsprachen. Klar, es gibt offizielle Messungen, so wie kürzlich diesen „Englisch-Vergleichstest“, bei dem Frankreich ja relativ weit hinten landete. Gut, da mag schon etwas dran sein, im Durchschnitt sprechen vielleicht wirklich in Frankreich etwas weniger Menschen gut Englisch als in anderen Ländern. Trotzdem ist doch „Franzose“ nicht gleich „Franzose“, und es gibt solche, die gut in Fremdsprachen sind, und solche, die es weniger sind - wie überall anders auf der Welt auch. Wie gesagt, ich habe schon einige Franzosen kennengelernt, deren Deutsch mich absolut beeindruckt hat. :top:

In einem Urlaub half mir ein Franzose bei der Ankunft auf der Suche nach dem verreisten Vermittler. Jeden Tag haben wir uns etwas unterhalten. Am letzten Tag frug er mich, wo ich den hin müsse und wie groß die Stadt sei. Nun lag mir 186.000 auf französisch nicht sofort auf der Zunge und ich sprach die Zahl in Deutsch…und er erwiderte prompt die Zahl in Französisch. Er gab dann zu, mal 3 Jahre in meiner Nähe gewohnt zu haben.

Uns geht es auch ziemlich oft so. Die Menschen in Frankreich halten oft hinter dem Berg mit ihren Fremdsprachenlkenntnisse, ich vermute weil sie sich, genau wie wir, nicht so richtig trauen. Wir standen im Sommer mit dem Auto auf einer schmalen Straße mitten in der Camargue und ließen eine Gruppe Gardians mit einer Herde Pferde vorbei, alle Gardians bedankten sich und der älteste bedankte sich auf Deutsch.

@Souris: schön… :slight_smile:

Vielleicht weil die ganze Welt (inkl frz Journalisten) ständig wiederholt, dass wir das sowieso nicht können… :unamused:

Ich hatte kürzlich 2 Telefonmonteuren, die vor meinem Tor arbeiteten, einen Pickel (Spitzhacke) ausgeliehen. Abends stellten sie das Werkzeug zurück mit diesem Zettel:

Da sage noch einer, man könne in Frankreich keine Fremdsprachen. Man beachte den Accent grave.

Allerdings finde ich es oft nervig, wenn man als Ausländer in Frankreich von Franzosen voller Stolz gleich mit Englisch angesprochen wird.

Und ich finde diese ständigen Allusionen (hier: « Deutschland über alles ») nervig und schrecklich. Was soll denn das hier?

Und mit dem « nicht können »: Damit kokettieren doch viele Franzosen auch ein bisschen… oder? Sie können sehr wohl!

Auweia! Ist das nun deutscher oder französischer Bierernst, Miriam, der aus Deiner Bemerkung spricht?
Ich fand es einfach nett, dass die beiden Monteure das Gerät nicht einfach wortlos in die Ecke stellten, sondern sich bedankten . Und dann auch noch in der für sie fremden Sprache. Die haben einfach ihren Spaß gehabt und fertig. Ich glaube, so sollte man das auch sehen und nicht gleich einen tieferen Sinn hineininterpretieren.

@Miriam: Das haben französische Arbeiter geschrieben, um sich dankbar zu zeigen. Das war deren Meinung, vielleicht auch das, was ihnen spontan einfiel. « Deutschland über alles » ist sicher nicht unsere Denken, dann würden wir uns eher weniger mit dem « gelobten Land » beschäftigen.

Ja, es ist ihnen wahrscheinlich einfach nur gerade eingefallen; das waren bestimmt ein paar nette. Mich erschreckt halt nur dieser « Slogan » immer, wißt ihr.

@Miriam
Du weißt wahrscheinlich nicht, dass ich seit vielen Jahren in Frankreich lebe. Ein Haus habe ich seit mehr als 15 Jahren hier. In einer Gegend, die ganz besonders im Zweiten Weltkrieg unter den Deutschen gelitten hat (Vercors/Drôme). Wir haben sehr viele französische Bekannte hier und auch französische Freunde. Mit denen haben wir schon öfters über dieses Thema gesprochen. « Wir werden es nicht vergessen aber wir haben schon längst verziehen. Ihr seid schließlich eine andere Generation. » Das ist deren Tenor. Solltest du mal hier in der Gegend sein, so fahre ich mit dir in ein Memorial der Resistance. Die Schilderungen dort werden dir die Tränen in die Augen treiben.
Ich lebe auch schon lange genug hier, dass ich die Illusionen, die sich ein deutscher Tourist vom Leben in Frankreich macht, bereits abgelegt habe. Ich kenne die unergründlichen Wege der Verwaltung hier, ich kenne viele Funktionen des Zusammenlebens hier.
Trotzdem lebe ich mit Freuden hier und weiß alles das, was mir dieses Land bietet, hoch zu schätzen.

Das ist natürlich möglich… Schade, oder? :confused:

Ich habe nämlich auch gemerkt, dass immer wieder Artikel darüber zu lesen sind, wie schlecht in Englisch wir seien und sie versuchen, dies zu begründen. In Deutschland, zumindest bei Spiegel Online (welches ich täglich lese), besteht der Trend daraus, sich über typische Fehler in der englischen Sprache lustig zu machen… als müssten die Deutschen alle idiomatische Feinheiten perfekt beherrschen, als wäre Englisch die Zweitsprache von 80 Millionen Menschen…

… viele französischen Gymnasiasten mit literarischem Schwerpunkt lernen drei Fremdsprachen (sollten sie sich nicht für das Wahlpflicht Mathe oder für mehr Stunden der 1. Fremdsprache entschieden haben). Ich selber hatte 3 Fremdsprachen und dementsprechend drei Sprachprüfungen im Rahmen des Abiturs. Ob das überall der Fall ist?

Ich finde auch, dass die Monteure sich eindeutig bedankt haben, und ihre Dankbarkeit mit dem ihrer Meinung nach passendsten Satz ihres deutschen Wortschatzes ausgedrückt haben. Vielleicht hätten deutsche Monteure ohne große französische Sprachkenntnisse in der Situation „Merci! Vive la France!“ auf den Zettel geschrieben. :noel:

In Frankreich eigentlich nicht. Eine dritte Fremdsprache ist sehr selten. Laut Unterrichtsministerium betrifft das nur 7% der Schüler im Schuljahr 2012/2013.
Aber du musst dich deswegen nicht allein fühlen: ich hatte auch eine 3. Fremdsprache, sowie allemand renforcé :smiley:

Bin mit Woolito total einverstanden.
Wäre Aperdurus Staatsbürger der Irischen Republik gewesen ( und die hassen bekanntlich die queen), hätten die Monteure vielleicht :"God save the queen " schreiben können. :smiley: