Philippe Pétain - Biografie auf Arte.tv

Gestern Abend lief auf ARTE.tv eine interessante Biografie über Phillipe Pétain:

Keine Person in der jüngsten Geschichte war umstrittener als er. Für die einen war er die verehrte Personifizierung des Retter, Bewahrers und Behüters Frankreichs, für die anderen ist er der Verräter der republikanischen Idee, der im Jahre 1940 die Regierung von Vichy ausrufen ließ und Adolf Hitler die Hand gab.

Im ersten Weltkrieg zum Kultgeneral aufgestiegen war er der Frauenliebling, Großvater und Zweifler der Nation, der wie in Verdun auch nach der Besetzung Frankreichs durch die Hitlertruppen die Parole ausgab: Ducken, ausharren, überleben. Das sich hinter dieser Haltung der Kollaboration unter dem Motto „Arbeit, Familie, Vaterland“ gar faschistoide Tendenzen entwickeln konnten wen wunderts: Judendeportationen und Milice française waren keine einzelnen Exzesse, sondern Programm eines ultrarechten Frankreich - nichts war den Vichyfranzosen um Premierminister Laval zu schmutzig um es nicht im Namen Frankreichs unter den Augen von Phillipe Pétain zu begehen.

Fast schon skurril wirken deshalb die Bilder wo Pétain bereits weit über 80 Jahre alt 1944 in Paris auf einer öffentlichen Versammlung spricht und die Leute ihm umjubeln.

Wer die Dokumentation sehen will, der kann dies die nächsten 7 Tage derzeit auf ARTE.tv tun:

eine schon interessante figur der franz. geschichte.
unzweifelhaft seine erfolge (besser gesagt, die seiner truppen) bei verdun.
unzweifelhaft seine gesinnung neben dem österreichischen emporkömmling, der den deutschen so schön nach dem munde geredet hat und handeln liess.

Meinst du das in Bezug auf Hitler wirklich im Nominativ oder wolltest du eigentlich im Dativ schreiben?
Oder: Wer hat wem nach dem Mund geredet?

Avonlea hat heute schlechte Laune. Erst die arme Cindy und jetzt al. :laughing:

Ich habe durchaus gute Laune (zumindest fast), ich möchte es nur genau wissen, ob Al das meinte was er geschrieben hat oder ob er eigentlich etwas anderes meinte.

ich meine immer, was ich schreibe… :smiling_imp:

Das heißt, du findest, dass Hitler den Deutschen nach dem Mund geredet hat und nicht umgekehrt?

absolut. dieser mann hat das laut gesagt, was die mehrheit klammheimlich dachte. deshalb hatte er und seine bande anschliessend so leichtes spiel.

ausserdem hat er gerne reden anderer benutzt, die bereits bis zu 20 jahre vorher ausgesprochen wurden.

zb. germanische siedlungsgebiete, judenfrage, kommunistenhass, überlegenheit der rasse …

Dann hat er allerdings nicht nur den Deutschen nach dem Mund geredet sondern der gesamten westlichen Gesellschaft.

du sagst es!

Na Al du wirfst immer gern alles auf einen Haufen wohl um die Argumentation zu verkürzen. Ich würde da schon noch differenzieren. Schließlich wurde Hitler zwar legal zum Reichskanzler erwählt, aber es gab auch unter den Deutschen schon noch gravierende Unterschiede, auch was die Motiviation betrifft: bzw. gab es durchaus eine nicht unbedeutende Anti-Hitler-Bewegung in D vor 1933, die leider nicht ausreichend Gehör fand.

Wem er nach dem Mund gesprochen hat, war das wertkonservativ-revanchistische Deutschland, dass von der Mär der Dolchstoßlegende lebte und immer noch eine Rechnung mit dem Rest von Europa offen zu haben glaubte

Wem er mit seinen Worten aus dem Mund sprach war das kapitalistische Deutschland, das sich vor Verlustängsten angesichts der drohenden sozialistischen Revolution in Hitlers Schoß geflüchtet hat

Wessen [b]Ängste /b er ausdrückte, waren jene der kleinbürgerlichen Deutschen, die ihre Existenz durch die wirtschaftliche Situation angesichts der Krise bedroht sahen.

Wem er weniger bis nichts weiß machen konnte, das waren etwa die Wähler der Kommunisten + der Sozialdemokraten, die bei der Wahl zum Reichstag im Nov 1932 noch 37% der wählenden Bevölkerung ausmachten. Hinzu kommen sicher noch etliche gläubige Christen beider Konfessionen.

Ein gutes Bespiel ist das Thema Antisemetismus: Der latente Antisemitisums ist natürlich ein auch teilweise heute noch im ganzen Abendland weit verbreitetes „Empfinden“, das querbeet durch die Bevölkerung geht und Hitler hat sich dessen natürlich bewusst bedient um an die Macht zu kommen. Aber vor allem war Hitler selbst ein Antisemit, der schon in seinem Buch, Anfang der 20er Jahre keinen Hehl daraus machte was er vorhatte, sofern er eines Tages die Macht ergreifen würde.

Das am Ende trotzdem Deutschland als ganzes und die Deutschen für die Taten Hitler verantwortlich sind liegt daran, dass sie nicht verhindert haben und konnten, dass all das in Ihrem Namen und auch durch breites Mitwirken geschehen ist.

P.S. Ich würde Hitler auch nicht als „österreichischen Emporkömmling“ bezeichnen, weil das seine fatale Bedeutung für die Geschichte Deutschland fasts schon ins Lächerliche zieht und auch nicht seinen Absichten und Taten wirklich gerecht wird.

…nicht verhindern wollten und evtl. nicht konnten.

als beispiel mein vater. als kommunist erzogen, kind einer arbeiterfamilie, kämpfte und mordete fleissig den ganzen krieg hindurch seine gesinnungsgenossen aus den reihen der roten armee. nach dem krieg wandelte er sich zum sozialdemokraten und plauderte sonntags nach dem frühstück gern über seine kriegserlebnisse. reue, trauer, eine entschuldigung oder etwas ähnliches habe ich nie herausgehört. also nix anderes als ein verkappter mitläufer und mörder. und der war ja noch von der harmlosen sorte. wo sind all die, die denunzierten, die verhafteten, die, die mit der bahn die transporte leisteten und all die anderen, die sich blitzeblank gewaschen haben, als der „zauber“ vorbei war?

und nochmal, es waren nicht hitlers taten, sondern deutschland und die deutschen. dieses dreigestirn an der macht und der polemik waren nur der motor, der rest lief von allein. wer sich wehrte, der war weg. da sorgten notfalls schon die nachbarn für. wer was wusste, der schwieg… und wurde so mittäter.

aber das schlimme ist, und so können wir den bogen wieder schliessen und zu den herrn pétain zurückkehren, dies alles hätte in jedem land europas zur damaligen zeit passieren können, die motivationen waren da…